TURT/LE: Gefährlicher Einsatz (German Edition)
die Schlangen den Stoff. Jade drehte die Öffnung so eng zusammen, dass die Tiere sich kaum noch bewegen, geschweige denn beißen konnten. Sie hielt den Behelfssack so weit von ihrem Körper entfernt wie möglich und blieb unschlüssig stehen. Was sollte sie nun mit den Viechern machen? Die runde Klappe in der Tür war geschlossen, genauso wie das vergitterte Sichtfenster. Blieb nur noch das kleine Loch oben in der Wand, das als Fenster diente. Wie schon in der Nacht stellte sie sich auf Zehenspitzen davor und versuchte hinauszublicken. Es war zu hoch, und diesmal waren ihre Hände nicht frei, um sich an den Gitterstäben hochzuziehen.
Das zappelnde Bündel dicht vor ihrem Gesicht machte ihr klar, dass sie es riskieren musste. Irgendwann würde eine der Schlangen einen Weg aus den Falten finden, und sie wollte sich dann ungern noch im selben Raum befinden. Da sie nicht gehen konnte, würden die Schlangen verschwinden müssen. Jade reckte sich, so weit sie konnte, und schob die Burka durch die Gitterstäbe. Ein Schauder lief über ihren Rücken, als ihre Hand durch den Stoff einen der festen Leiber berührte. Sie konnte nur hoffen, dass die Schlangen auf der anderen Seite der Mauer herausfielen, wenn sie den Stoff öffnete. Ihre Finger in das Gewebe gekrallt, gab sie der sich windenden Masse einen Stoß. Mit angehaltenem Atem wartete sie auf ein Geräusch von der anderen Seite, doch es war nichts zu hören. Nachdem sie die Burka ausgeschüttelt hatte, um sicherzustellen, dass sich keine Schlange in den Falten verkrochen hatte, zog sie sie vorsichtig zurück. Jade stützte sich an der Wand ab und atmete tief durch.
Das Quietschen der Tür ließ sie, die Burka vor ihren nackten Körper gepresst, herumwirbeln. Ihre Rückseite berührte bereits die raue Wand, doch wenn sie gekonnt hätte, wäre sie noch weiter zurückgewichen, als zwei Männer die Zelle betraten. Ein Moment panischer Angst schoss durch ihren Körper, doch sie zwang sich, ihr nicht nachzugeben. Sie straffte die Schultern und hob das Kinn, während sie versuchte, mit dem nassen Stoff der Burka alle wichtigen Körperteile zu verdecken. Ihre Augen hielt sie gesenkt, wie es der Landessitte entsprach, um keinen Anlass für eine Bestrafung zu geben. Als wenn die beiden einen Grund gebraucht hätten – sie konnten mit ihr machen, was sie wollten! Für diese Männer war sie eine Kriegsbeute und noch dazu eine westliche Frau, ein Feind. Unter ihren Wimpern heraus beobachtete sie, wie die Wächter dicht vor ihr stehen blieben. Mit ihren wild wuchernden Bärten und Haaren waren sie eindeutig als Rebellen erkennbar, sie unterschieden sich deutlich von den Stadtbewohnern, denen sie bisher in den Straßen begegnet war. Der Gestank nach Schweiß und ungewaschener Kleidung löste in ihr einen heftigen Würgereiz aus.
»Bia.« Komm .
Jade kroch noch dichter an die Wand und schüttelte den Kopf. Ihre Knöchel traten weiß hervor, so fest hielt sie die Burka umklammert. Einer der Männer nahm grob ihren Arm, während der andere am Stoff zog. Doch Jade weigerte sich, ihn aufzugeben. Er war das Einzige, was noch ihr gehörte, was sie aus der Welt außerhalb dieser Zelle mitgebracht hatte. Der Wächter verlor die Geduld und schlug ihr mit dem Handrücken brutal ins Gesicht. Schmerz durchzuckte ihre Wange, ihr Hinterkopf kollidierte mit der Wand. Halb besinnungslos sackte sie in sich zusammen, ihr Griff um die Burka löste sich. Die Männer rissen sie ihr aus der Hand, dann wurde sie unter den Armen gepackt und aus der Zelle geschleift. Rauer Beton schürfte ihre Füße auf, bis es ihr gelang mitzulaufen, wo immer sie auch hingebracht wurde. Wider Erwarten fand sie sich nicht vor dem Kommandanten wieder, sondern vor einer weiteren Eisentür.
Grelles Sonnenlicht blendete sie, als sie in den Hof hinausgestoßen wurde, der auf allen Seiten von ähnlichen grauen Gebäuden umgeben war, in dem auch ihre Zelle lag. Jade stolperte und wurde von den Wächtern wieder hochgezogen. Spitze, heiße Kiesel stachen in ihre empfindlichen Fußsohlen, machten den kurzen Weg zur Mitte des Innenhofs zur Qual. Als Jade sah, wohin sie geführt wurde, blieb sie abrupt stehen. Zumindest versuchte sie das, aber die Männer trugen sie einfach den Rest des Weges zum Holzgestell. Erneut schüttelte ein Schauder ihren Körper. Während der eine Wächter sie festhielt, ließ der andere Metallringe um ihre Handgelenke schnappen, die ihre Arme weit ausgestreckt am Holz fixierten. Ihre Füße fanden auf
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