TURT/LE: Gefährlicher Einsatz (German Edition)
etwas zu. Aufregung und Furcht summten durch den Komplex und ließen Jades Nacken prickeln. Etwas Schreckliches würde geschehen, sie konnte es spüren.
Sie wurden auf den Hof geführt, einige waren so geschwächt, dass sie getragen werden mussten. Stimmen mischten sich zu einem großen Durcheinander, das erst verstummte, als der Lichtstrahl vom Wachturm aufflammte und über die Menge glitt. Auf dem Holzpfahl in der Mitte blieb er stehen. Jade spürte, wie sie trotz der kalten Nachtluft zu schwitzen begann. Sie erinnerte sich nur zu gut, wie es war, dort zu stehen und den Blicken aller ausgeliefert zu sein. Sollte die Aktion noch einmal wiederholt werden? Ein Schauder glitt über ihren Rücken. Gemurmel erhob sich, einige Meter neben ihr schob sich eine Gruppe rücksichtslos durch die Menge. In ihrer Mitte befand sich eine nackte Frau, deren Haut mit Prellungen und Schnitten übersät war. Blanke Panik stand in ihren Augen, ihre Angst war so groß, dass sie nicht mehr schreien konnte, obwohl ihr Mund weit aufgerissen war. Ihr Blick traf Jade wie ein Stromschlag, der Kontakt dauerte nur einen winzigen Augenblick, doch er reichte, um ihr einen Eindruck zu vermitteln, was ihr noch bevorstand.
Dann war die Gruppe an ihr vorbei, und die Männer beeilten sich, die Gefangene an den Pfahl zu fesseln. Völlige Stille hatte sich unter den im Hof Versammelten ausgebreitet. Selbst das Klatschen der Ohrfeige, die einer der Wächter der Frau gab, weil sie sich gegen ihn wehrte, war zu hören. Jade blickte auf, als eine Stimme über den Platz schallte. Sie verstand nicht jedes Wort, aber genug, um zu ahnen, was gleich passieren würde. Das vom Kommandanten gefällte Urteil würde am heutigen Abend vollstreckt werden: Tod durch Steinigung. Was die Frau getan haben sollte, um gesteinigt zu werden, wusste Jade nicht, aber sie konnte sich nicht vorstellen, dass irgendjemand ein solches Schicksal verdiente. Ein langer, klagender Laut hallte über den Hof. Jades Nackenhaare stellten sich auf, Gänsehaut überzog ihren Körper, als sie den letzten Ruf der Verurteilten hörte. Drei der Wächter nahmen Aufstellung vor dem Holzpfahl, faustgroße Steine in der Hand, während andere den Platz hinter dem Pfahl räumten.
Jade versuchte sich umzudrehen, doch ihre Bewacher ließen das nicht zu. Grob hielten sie ihre Arme umklammert und zwangen sie, die Hinrichtung zu beobachten. Auf ein Kommando hin wurden die Steine auf die Frau geschleudert, während Mogadir vom Fenster seines Büros lächelnd dabei zuschaute. Jade schloss die Augen, aber sie wusste, dass sie dieses Bild für den Rest ihres Lebens nicht vergessen würde.
»Rose?« Eine Hand berührte ihre Wange für den Bruchteil einer Sekunde, bevor sie wieder verschwand. »Wach auf.«
Benommen setzte sie sich auf und blickte desorientiert um sich. Sie musste auf der Couch in der Einsatzzentrale eingenickt sein. Vielleicht sollte sie nach Hause fahren, aber sie war seltsam unwillig, den Stützpunkt zu verlassen, wenn jederzeit die Möglichkeit bestand, dass ein Team zur Rettung der Agentinnen ausgesandt wurde. Rose strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn und zwinkerte, bis sie Roderic deutlich sehen konnte. Verlegen räusperte sie sich. »Ich muss eingeschlafen sein.« Sie stand leicht schwankend auf. Bemüht, nicht zurückzuzucken, akzeptierte sie Roderics stützenden Arm. »Was ist passiert?«
Deutlich konnte sie die mühsam gezügelte Aufregung in seinen Augen sehen. »Clint hat angerufen. Der NGA -Agent hat die Satellitenbilder ausgewertet und mithilfe einiger Vor-Ort-Berichte und der Informationen deiner Freundin den wahrscheinlichen Aufenthaltsort unserer Agentin aufgespürt. Das SEAL -Team wird heute Nacht einen Aufklärungseinsatz starten und die Gegend auskundschaften.«
Sie sah auf die Uhr und rechnete in afghanische Zeit um. »Ist es dazu nicht schon zu spät?«
»Nein, früh morgens sind Wachen meist weniger aufmerksam. Solange es dunkel ist, kann das Team angreifen.«
»Das ist gut. Was geschieht dann?«
»Wenn die Agentin in dem Gebäudekomplex ist, wird das Team sie finden und befreien.«
»Das klingt so einfach … «
»Ist es aber nicht. Das Terrain ist denkbar ungünstig, bergig und schwer zugänglich. Das Gebäude ist sicher gut bewacht, und wir wissen auch nicht, in welchem Zustand wir die Agentin antreffen werden, ob sie überhaupt transportfähig ist.«
»Wir?«
»Was?«
»Du sagtest ›wir‹, ist dein Team angefordert worden?«
Roderic verzog den
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