TURT/LE: Gefährlicher Einsatz (German Edition)
welche Ausrüstung er bei sich hatte, und erkannte befriedigt, dass seine Waffen noch vorhanden waren. Das Maschinengewehr konnte er als Krücke benutzen, bis er etwas Geeigneteres fand. Die Pistole steckte er so in seinen Waffengürtel, dass er sie jederzeit erreichen konnte. Ein letztes Mal holte er tief Atem, dann stabilisierte er sein Bein mit zwei Stöcken, und zog den Riemen fest um seinen Oberschenkel. Er schwankte und stützte sich schwer auf seine provisorische Krücke, als der Schmerz ihn traf.
Nachdem er wieder mehr als einen roten Schleier von der Umgebung wahrnahm, humpelte er los. Nur wenige Schritte brachten ihn bereits zum Rand des abgebrochenen Plateaus, auf dem der Hubschrauber gelandet war. Den Rest des Weges würde er die steile Flanke des Berges hinunterklettern müssen, die glücklicherweise mit Bäumen und Büschen bewachsen war, an denen er sich entlanghangeln konnte. Anschleichen funktionierte so natürlich nicht, er konnte nur hoffen, dass die Rebellen noch nicht in der Nähe waren.
Der schmerzhafte Stich ließ Jade aus einem unruhigen Schlaf hochschrecken. Die Hand über ihren pochenden Arm gepresst, rappelte sie sich hastig auf. Helligkeit sickerte durch das kleine Fenster, der Tag war angebrochen. Während sie mit den Augen die Zelle nach möglichen Angreifern absuchte, versuchte sie, jeden Gedanken an die nächtliche Steinigung zu vermeiden. Für einen kurzen Moment kniff sie die Lider fest zusammen, doch es half nichts, das Grauen war tief in ihre Netzhaut eingebrannt. Sie konnte ihm nicht entkommen, genauso wenig wie Mogadirs Gefängnis. Der in ihrem Arm pochende Schmerz ließ sie alles andere für den Augenblick vergessen. Hatte man ihr eine Spritze gegeben? Irgendein Betäubungsmittel oder Wahrheitsserum? Jade schwankte und lehnte sich an die kalte Wand. Sie musste klar denken. Wenn jemand in ihre Zelle gekommen wäre, hätte sie ihn gehört. Also konnte es nur ein Betäubungspfeil gewesen sein oder … ihre Augen flogen zum Boden. Hastig suchte sie nach sich windenden Körpern, geteilten Zungen und Dreiecksköpfen. Nichts.
Erleichtert aufatmend sackte sie in sich zusammen. Keine Schlangen, die sich um sie wanden, deren Gift sie innerhalb weniger Stunden töten würde. Der Schmerz im Bein kam völlig unerwartet. Jade konnte ihren keuchenden Aufschrei nicht unterdrücken. Sie riss die Burka hoch, um zu erkennen, was diesen stechenden Schmerz ausgelöst hatte. Es war nichts zu sehen außer einer rasch anwachsenden Schwellung. Irgendetwas musste hier sein, ganz in ihrer Nähe. Etwas Lautloses, Unsichtbares. Angst verdrängte für einen Moment die Schmerzen und verlieh ihr die Kraft, sich von der Wand zu lösen und sich genauer umzusehen. Zuerst sah sie nichts, doch dann entdeckte sie die kleinen, kaum sichtbaren Schatten, die sich über den Boden bewegten. Skorpione! Dutzende sandfarbene Skorpione. Ein Schauder lief über ihren Rücken, als sie bemerkte, dass sie auch an der Burka hinaufkletterten. Und darunter, über ihre Beine, ein leichtes Prickeln, das jederzeit zu einem rasenden Schmerz werden konnte.
Jade schüttelte die Burka aus und strich über ihren Körper in dem Versuch, die Viecher loszuwerden. Im Gegensatz zu den Schlangen waren ihre Stiche nicht tödlich, aber trotzdem schmerzhaft genug, um ihnen möglichst aus dem Weg zu gehen. Der Trick mit der Burka würde diesmal nicht funktionieren, es waren zu viele, als dass sie alle einfangen könnte. Stehen zu bleiben und sich stechen zu lassen, war auch keine Option, sie musste sich etwas anderes einfallen lassen. Das Fenster! Wenn es ihr gelang, sich an den Stäben festzuhalten und die Beine anzuheben, würden die Skorpione vielleicht nicht so leicht an sie herankommen. Noch bevor sie den Gedanken zu Ende geführt hatte, lief sie bereits los. Die Enden der Burka gerafft, sprang sie über einige Skorpione hinweg, kam ins Straucheln, richtete sich wieder auf und lief weiter. Sie hatte es fast geschafft, als sie neben einem Tier auftrat, das daraufhin sein Hinterteil aufstellte und direkt unterhalb ihres Knöchels einstach.
Ihr Bein knickte ein, als Schmerz durch ihren Fuß schoss und die Wade hinaufzog. Keuchend humpelte sie die letzten Meter bis zur Fensteröffnung. Sie musste es schaffen, noch ein paar Stiche, und sie würde sich vor Schmerzen nicht mehr rühren können. Trotz der Qualen in ihrem Arm gelang es ihr, sich an den Gitterstäben ein Stück hochzuziehen, sodass sie den Boden nicht mehr berührte. Konnten
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