TURT/LE: Gefährlicher Einsatz (German Edition)
Skorpione Wände hochklettern? Sie wusste es nicht. Ihre einzige Hoffnung war, dass jemand sie aus dieser Lage befreite, bevor die Kraft sie verließ oder sie vom Schmerz übermannt wurde. Es war grausam, sie erst einen Ausweg finden zu lassen und dann einfach abzuwarten, bis ihre Stärke schwand. Genau das, was ihre Wärter für sie geplant hatten, so viel war sicher. Jade biss die Zähne zusammen und legte jeden Rest Energie, der noch in ihr war, in den Klammergriff. Viel war es nicht nach Tagen ohne Nahrung. Nur ein wenig Wasser hatte sie aus der Burka gepresst und getrunken, viel zu wenig, um ihrem ausgedörrten Körper zu geben, was er brauchte.
Jade wusste nicht, wie lange sie so dort hing, halb bewusstlos vor Schmerz und Hunger, aber nicht bereit, aufzugeben. Ein vertrautes Quietschen ertönte, trotzdem traf der Wasserstrahl sie wie ein Schock. Mit ungeheurem Druck hämmerte das Wasser auf ihren Rücken ein, glitt mal tiefer und mal höher, bis jeder Zentimeter nass und mit Prellungen übersät war. Ihre rutschigen Finger glitten von den Metallstäben ab, und sie fiel zu Boden. Dort kauerte sie sich zu einem schützenden Ball zusammen und wartete auf ein Ende der Tortur. Immerhin waren durch die Wassermassen die Skorpione anscheinend hinausgespült worden, sie konnte keinen einzigen entdecken. Nicht, dass sie das jetzt noch interessiert hätte. Sie wollte nur weg. Raus aus dieser Zelle, aus dem Gefängnis, aus dem ganzen verdammten Land. Doch sie wusste, dieser Wunsch würde nicht in Erfüllung gehen, denn noch hatte Mogadir nicht das bekommen, was er von ihr wollte.
Sie widersetzte sich nicht, als sie von den Männern davongeschleift, erneut in das Büro des Kommandanten gebracht und an den Stuhl gefesselt wurde. Die triefend nasse Burka verdeckte die schmerzhaften Skorpionbisse und Prellungen, aber nicht die Hoffnungslosigkeit in ihren Augen.
Mehr als einmal wäre Red beinahe gestürzt, doch er schaffte es immer in der letzten Sekunde sich auf den Beinen zu halten. Vielmehr auf einem Bein, das andere war taub – wenn es nicht gerade höllisch schmerzte. Er ignorierte die Zweige, die ihn streiften, Gesicht und Hände zerkratzten oder Löcher in seine Kleidung rissen. Immerhin hielten sie ihn bei Bewusstsein, wenn sein Körper abschalten wollte. Eine Schneise in der Vegetation zeigte ihm, wo der Chinook den Fels hinuntergerollt war. Auch einzelne Metallstücke und Ausrüstungsgegenstände fand er in den Büschen, doch keine Spur von seinen Männern. Sollten sie den ganzen Hang im Hubschrauber hinuntergerutscht sein, standen ihre Chancen mehr als schlecht. Mit jedem Meter, den er zurücklegte, nahm der Druck in seiner Brust zu. In regelmäßigen Abständen sprach er in sein Mikrofon, erhielt aber nie eine Antwort.
Nach einer Ewigkeit erreichte er den Talboden und damit auch das Gebiet, in dem die Überreste des Helikopters lagen. Seine Kehle zog sich zusammen, als er die zerbeulte Hülle des Chinook entdeckte. Ein riesiger Felsblock, umgeben von hohen Bäumen, schien den Fall gestoppt zu haben. Einmal tief durchatmend legte er die restliche Strecke auf Krücken zurück, die aus im Wald gesammelten Ästen bestanden. Ein Blick durch das zerstörte Cockpitfenster zeigte ihm, dass für die Piloten jede Hilfe zu spät kam. Trauer durchzuckte ihn. Zwar hatte er die beiden Night Stalker nicht besonders gut gekannt, aber ihr Tod war ein fürchterlicher Verlust für ihre Einheit und ihre Familien. Der Kopilot hatte ihm vor dem Flug noch Fotos seiner Freundin gezeigt, die er nach seiner Rückkehr aus Afghanistan heiraten wollte. Stattdessen würde sie an seiner Beerdigung teilnehmen. Erneut durchzuckte Red hilflose Wut. Sollte jetzt einer der Rebellen auftauchen, würde er ihn mit Vergnügen töten.
Mühsam unterdrückte er diese Gefühle und humpelte um den Hubschrauber herum. Abrupt blieb er stehen. Einer der Männer war anscheinend beim Aufprall herausgeschleudert worden und lag nun direkt vor ihm. Zögernd bückte er sich und drehte ihn herum. Reds Verletzung war vergessen, als er sich neben seinen Teamgefährten hockte und die Halsschlagader fühlte, obwohl er schon jetzt sehen konnte, dass Iceman nicht mehr zu retten war. Tot. Nie wieder würde er den Kühlschrank der Teambaracke mit Eis vollstopfen oder genüsslich schleckend vor dem Computer sitzen. Er schloss Icemans Augen und erhob sich wieder. Eine leichte Rauchfahne stieg vom hinteren Teil des Chinook auf und verlor sich in der hereinbrechenden
Weitere Kostenlose Bücher