TURT/LE: Gefährlicher Einsatz (German Edition)
etwas anderes haben wir leider nicht.« Er holte die vorbereitete Spritze aus der Sanitätstasche und injizierte ihm das Morphium. »Okay, weiter.«
Bull hob den Verletzten hoch und legte ihn sich über die Schulter – sanfter diesmal, denn ab sofort würde er jede Berührung spüren. Red beobachtete, wie das Gesicht des Mannes noch blasser wurde. Sie hatten heute wirklich kein Glück, es wäre besser gewesen, wenn er weiter bewusstlos geblieben wäre, so hatte er nicht nur Schmerzen, sondern würde sie vermutlich auch bei ihrer Flucht behindern. Das Morphium würde erst in ein paar Minuten seine Wirkung richtig entfalten, bis dahin würde der Schmerz vermutlich unerträglich sein. Red strich über seine Stirn, während er den Night Stalker betrachtete.
»Name?«
»D…Dean.«
»Okay, es tut mir leid, Dean.« Damit schlug er leicht gegen die Schläfe des Verletzten und beobachtete, wie Dean wieder in tiefer Bewusstlosigkeit versank. Red konnte nur hoffen, dass er später wieder aufwachen würde.
»Danke.«
Red nickte Bull zu und gab ihm das Zeichen zum Aufbruch.
Kyla schob den Zweig zur Seite, der ihr die Sicht versperrte, und atmete tief durch. Die Dämmerung hatte sich über das Land gesenkt, der Mond verbarg sich kaum sichtbar hinter einem dünnen Wolkenschleier. Es gab keinen Grund, noch länger hier auszuharren. Ihre Gastgeber der vergangenen Nacht hatten sie anscheinend nicht verraten: Bis auf den frühmorgendlichen Besuch war niemand aufgetaucht. Sie zog sich den Schleier über das Gesicht und folgte Hamid, der ihnen einen Weg durch das Gestrüpp bahnte. Wenn sie nur wüsste, was er mit ihr vorhatte! Als einer von Mogadirs Männern hätte er sie schon längst dort abliefern müssen, anstatt sie ungesehen aus der Stadt herauszubringen, sie zu verarzten und zu ernähren. Kyla blieb ruckartig stehen. Vielleicht gehörte er einem verfeindeten Clan an und brachte sie dorthin, damit ein Lösegeld gefordert werden konnte. Diese Möglichkeit erschien ihr wesentlich logischer, wenn auch nicht weniger hoffnungslos für sie. Allerdings erklärte das nicht, warum er ihr Angebot, ihn auszuzahlen, nicht angenommen hatte. Es mochte die Angst vor seinem Anführer gewesen sein, aber sie konnte sich nicht vorstellen, dass Hamid sich vor irgendjemandem fürchtete. Dann schon eher aus Loyalität oder Sturheit.
Sie betrachtete seinen Rücken abschätzend. Ja, das musste es sein. Hamid war kein Mann, der sich von einem einmal gefassten Plan wieder abbringen ließ. Und wenn er jemandem sein Wort gegeben hätte, würde er es um jeden Preis halten. Langsam setzte Kyla sich wieder in Bewegung, die Burka eng an den Körper gepresst, damit sie nicht ständig in den Zweigen hängen blieb. Verdammt, sie musste hier raus, bevor sie die ganze Situation so sehr verwirrte, dass sie nicht mehr wusste, was sie tun sollte! Statt dem Impuls zu fliehen nachzugeben, biss sie die Zähne zusammen und stapfte weiter hinter Hamid her. Allein würde sie sich hier draußen unweigerlich verirren. Es würde nur ihre Kräfte auslaugen, sie aber nicht weiterbringen.
Hamid wusste das, sonst hätte er sie weiterhin festgehalten, so wie er das in der letzten Nacht getan hatte. Ihre Zähne knirschten, so fest presste sie sie aufeinander.
»Konntest du dich ein wenig ausruhen?«
Hamids leise Frage ließ sie zusammenzucken. Nach ihrem Zusammenbruch hatte er ihr seine Tasche unter den Kopf geschoben und ihr geraten, noch ein wenig zu schlafen. Zu ihrem eigenen Erstaunen waren ihr tatsächlich kurz danach die Augen zugefallen, und sie hatte tief und fest geschlafen. Die Ruhe hatte ihr neue Kraft gegeben. »Ja.«
»Gut.« In seiner dunklen Kleidung war er durch ihren Schleier kaum auszumachen, als er sich zu ihr umdrehte. »Du wirst die Energie benötigen.«
»Wofür?« Kyla presste die Lippen zusammen. Es war sinnlos, ihn zu fragen, er würde sowieso nicht antworten – wie so oft.
»Der Weg führt in die Berge. Es wird anstrengend und kalt. Ich weiß nicht, ob du mit deiner Verletzung dazu in der Lage bist … «
Kyla fühlte den Ärger wie Magma in sich aufsteigen. Er war schuld an dieser ganzen Misere, nicht sie! »Ich bin kein kleines, schwaches Frauchen, das sofort zusammenbrechen wird!«
Belustigung schwang in seiner Stimme mit. »Das habe ich auch nicht gesagt. Du bist verletzt, hattest Fieber, und der lange Marsch gestern hat dich angestrengt, es ist ganz natürlich, dass du nicht sofort wieder bei Kräften bist.« Er schlug den Schleier
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