TURT/LE: Riskantes Manöver (German Edition)
war jetzt nebensächlich. Da sie laufen musste, würde ihr schnell warm werden.
Kyla nahm das Gewehr, die Pistole und genug Munition mit und schloss den Wagen ab. Dann lief sie los. Jetzt machte es sich bezahlt, dass sie in den letzten Monaten so viel trainiert hatte – innerhalb kürzester Zeit erreichte sie den Parkplatz vor dem Gebäude. Der gesuchte Wagen stand davor, I-Macs Programm hatte also gute Dienste geleistet. Kyla legte ihre Hand auf die Kühlerhaube. Ihr Herz zog sich vor Furcht zusammen, als sie merkte, dass sie nur noch leicht warm war. Black und Chris waren also schon einige Zeit hier. Genug Zeit um … Nein, daran durfte sie nicht denken.
Automatisch umfasste sie das Gewehr noch fester und bewegte sich auf das Gebäude zu. Glücklicherweise gab es keine Lampen auf dem Gelände, sodass sie durch die Dunkelheit gut geschützt war. Auch wenn es sie noch so sehr drängte, einfach hineinzustürmen, zwang sie sich dazu, das Gebäude erst zu umrunden und sich einen geeigneten Einstiegspunkt zu suchen. Die Vordertür stand jedenfalls außer Frage, denn dort würde Black sicher am ehesten jemanden erwarten. Sofern er überhaupt darüber nachdachte, vermutlich glaubte er, sie abgehängt zu haben. Seine Aktion vorhin deutete darauf hin, dass er bereit war, gewisse Risiken einzugehen, sofern er damit das erreichte, was er haben wollte: wie Chris zu entführen.
Auf der Rückseite entdeckte sie schließlich ein zerbrochenes Fenster und entschied, nicht länger zu warten. Jede Sekunde zählte. Vorsichtig öffnete sie es und stemmte sich auf dem Fenstersims nach oben. Ihr Knie schrammte über die Wand und Kyla unterdrückte einen Fluch. Sie atmete tief durch und zwang sich, ruhiger zu werden. Es half Chris nicht, wenn sie sich töten ließ, weil sie durch ihre Sorge um ihn zu unaufmerksam war. Rasch kletterte sie durch das Fenster und sprang auf der anderen Seite nach unten, nachdem sie sich davon überzeugt hatte, dass der Raum leer war. Es schien sich um eine Art Aufenthaltsraum für die Angestellten zu handeln. Ein alter Tisch und einige nicht zueinander passende Stühle standen herum, wie sie im Schein ihres Handys erkennen konnte.
Eine Weile stand sie lauschend an der Tür, dann drückte sie langsam die Klinke hinunter. Ein dunkler Gang erstreckte sich in beide Richtungen vor ihr, und sie überlegte, welcher Weg sie am schnellsten zu Chris führen würde. Ein raues Stöhnen gab ihr schließlich die Antwort. Ohne länger zu zögern, lief sie in die Richtung, aus der es kam. Unter einer Tür schimmerte Licht hindurch, und sie bückte sich, um durch das Schlüsselloch zu blicken. Hinter der Tür befand sich eine Art Galerie, sie konnte nur bis zu einem Geländer sehen. Da sie weder Black noch Chris durch das Schlüsselloch sehen konnte, entschied sie, das Wagnis einzugehen, die Tür zu öffnen und durch einen schmalen Spalt auf die Galerie zu schlüpfen.
Kyla hielt den Atem an und stieß ihn erleichtert aus, als die Tür geräuschlos auf- und hinter ihr wieder zuschwang und nicht sofort auf sie geschossen wurde. Sie brachte sich hinter einem Pfeiler in Sicherheit und blickte vorsichtig daran vorbei. Die Galerie führte einmal um einen riesigen Raum, tiefer unten standen diverse Geräte, die wohl zum Schlachten und Weiterverarbeiten des Fleisches benutzt worden waren. Jetzt standen sie still und wirkten teilweise schon etwas heruntergekommen.
Was sie dann sah, ließ ihren Atem stocken: Chris hing völlig nackt mit seinen gefesselten Händen an einem Haken, seine Füße waren ebenfalls gefesselt und schwebten etliche Zentimeter über einem Gitter im Fußboden. Blut lief aus unzähligen Wunden über seine Haut und tropfte in das Gitter. Seine Kleidung lag zerschnitten ein Stück entfernt. Oh Gott!
Übelkeit wühlte in ihrem Magen, und sie wollte am liebsten losstürmen, um Chris aus der Gewalt des Verbrechers zu befreien, doch sie wusste, dass sie nicht schnell genug sein würde. Black stand mit einem Messer direkt vor Chris, sowie er sie bemerkte, würde er zustechen. Sie musste sich etwas anderes überlegen, wenn sie Chris retten wollte. Ihre Hände schlossen sich fester um das Gewehr, und sie suchte mit den Augen nach einem Standort, von dem aus sie ein freies Schussfeld hatte.
»Jetzt fühlst du dich nicht mehr so stark, was? Du weißt, dass ich dir jederzeit das Messer ins Herz stoßen und dein jämmerliches Leben beenden kann. Gib es zu, du wünschst es dir inzwischen sogar, damit du nicht weiter
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