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Twig im Dunkelwald

Twig im Dunkelwald

Titel: Twig im Dunkelwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Stewart
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Frühstück auftreiben können.«
     
    Die Zeit verging, wie sie es immer tut. Nur dass man in einer Höhle, in der sich das Licht nie änderte, nicht sagen konnte, wann wie viel Zeit verstrichen war. Jedenfalls schnitt Mag ihm immer mal wieder die Finger- und Zehennägel und beim Haarekämmen hatte sie in letzter Zeit wiederholt bemerkt, wie lang seine Haare schon wieder seien.
    Von Mag und den anderen Höhlenfrauen gehätschelt und verwöhnt, lebte es sich in der Höhle nicht schlecht. Trotzdem fand Twig das Leben unter der Erde bedrückend. Er vermisste die frische Luft und den Wind, den Aufgang und Untergang der Sonne, den Geruch nach Regen, das Zwitschern der Vögel und das Blau des Himmels. Am meisten jedoch vermisste er den Banderbären.
    Das Merkwürdigste an dem Leben unter der Erde – unter dem Dunkelwald mit all seinen Schrecken und Gefahren – war, dass Twig auf einmal Zeit zum Nachdenken hatte. In Gesellschaft des Banderbären hatte er überhaupt nicht nachdenken müssen. Sie waren immer damit beschäftigt gewesen, nach etwas Essbarem oder einem Platz zum Schlafen zu suchen. Jetzt war er mit allem versorgt und konnte nichts anderes tun als nachdenken.
    Anfangs hatte Mag Twig kaum aus den Augen gelassen. Dann aber war der Reiz des Neuen offenbar abgeklungen. Mag hatte ihm ein Halsband umgelegt und wenn sie ohne ihn ausging, leinte sie ihn an ihrem Bett an.
    Die Leine war so lang, dass Twig sich innerhalb der Papierkapsel frei bewegen und sogar die Außentreppe zur Hälfte hinuntergehen konnte. Doch spätestens wenn er am Ende der Leine angelangt war und das Halsband sich um seinen Hals zusammenzog, fiel ihm wieder ein, dass er ein Gefangener war, und dann sehnte er sich danach, in den Wald zurückzukehren.
    Vielleicht würde er endlich den Weg finden, auf dem er nach Hause zu seinen Eltern zurückkehren konnte. Spelda würde Freudentränen vergießen und Tuntum vielleicht sogar lächeln, ihm auf den Rücken klopfen und ihn zum Bäumefällen in den Wald mitnehmen. Alles würde anders werden. Er würde alles dransetzen sich anzupassen, zu tun, was Waldtrolle tun, zu denken, was Waldtrolle denken, und niemals, niemals wieder vom Weg abkommen.
    Das Halsband scheuerte an seinem Hals und Twig dachte darüber nach, ob er nicht genauso ein Gefangener war, wenn er zu den Trollen zurückkehrte und die ganze Zeit versuchte wie ein Waldtroll zu leben ohne in Wirklichkeit einer zu sein.

    Der Raupenvogel fiel ihm ein. Was war aus ihm geworden? »Immer aufpassen wollte er auf mich«, murmelte er bitter. Deine Zukunft liegt jenseits des Dunkelwalds, hatte der Raupenvogel behauptet. Twig schnaubte verächtlich. »Von wegen ›jenseits‹!«, sagte er. »›Darunter‹ wäre zutreffender gewesen, denn wahrscheinlich bleibe ich bis in alle Ewigkeit der gehätschelte Schoßhund dieses verwöhnten Mädchens. Ach, Schleimschmeichler!«
    Draußen vor der Höhlenwabe raschelte es. Twig erstarrte. Ich darf keine lauten Selbstgespräche führen, dachte er. Eines Tages kommt man mir auf die Schliche.
    Im nächsten Augenblick rannte Mag in die Kapsel. Über ihrem Arm hing zusammengefaltet ein Stück braunes Papier. »Ich soll mich vorbereiten«, verkündete sie aufgeregt. Sie breitete das Papier auf dem Boden aus und begann etwas zu malen. Twig sah sie fragend an.
    Mag lachte. »Bald, Süßer«, sagte sie, »lasse ich mir das auf den Rücken tätowieren.« Interessiert betrachtete Twig das Bild. Es zeigte eine riesige, vor Muskeln strotzende Höhlenfurie. Sie hatte die Beine gespreizt, die Hände in die Seiten gestemmt und das Gesicht zu einer wilden Grimasse verzerrt. »Das lassen sich alle Mädchen machen«, fügte sie erklärend hinzu.
    Twig lächelte schwach. Er zeigte auf das Bild, dann auf Mag und dann wieder auf das Bild.
    »Ja«, nickte Mag. »Das bin ich. Oder, besser gesagt, das werde ich sein.«
    Twig zeigte auf sich selbst und legte den Kopf schräg.
    »Ach Twig«, flüsterte sie. »Ich werde dich immer lieb haben.«
    Beruhigt setzte Twig sich wieder. In diesem Augenblick näherte sich von draußen das Geräusch schwerer Schritte und auf einmal war ihm gar nicht mehr wohl in seiner Haut. Er kaute auf einem Zipfel seines Halstuchs. Es war Mumsie.
    »Mag?«, kreischte sie. »MAG!«
    Mag sah auf. »Ich bin hier«, rief sie. Mumsies mächtige Gestalt erschien am Eingang.
    »Du sollst kommen«, sagte sie zu Mag. »Sofort.«
    »Ist es so weit?«, fragte Mag eifrig.
    »Ja«, kam die barsche Antwort.
    Mag sprang vom Bett

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