war’s das. «
Ich spürte, wie schwer es Addie fiel, sich davon abzuhalten, die Kontrolle über unsere Glieder zu übernehmen, zuzuschlagen, sobald unsere Arme frei waren. Unsere Muskeln fühlten sich an wie Wackelpudding. Sabine brachte unsere Hände vor dem Körper zusammen und fesselte sie erneut, aber lockerer. Die Fessel aus verstärktem Isolierband zwischen unseren Handgelenken war ungefähr zehn Zentimeter lang.
Sabine zögerte zunächst bei unseren Beinen. Schließlich schnitt sie auch hier das Band durch – aber erst, nachdem sie Fußfesseln für unsere Fußgelenke gebastelt hatte.
» Du machst das richtig gut « , sagte ich leise, um sie zu verletzen.
» Das haben sie manchmal in der Anstalt mit uns gemacht « , sagte sie, um mich zu verletzen.
, sagte Addie.
Ich spürte den Schlag in die Magengrube dennoch. Ich sagte nichts mehr, als Sabine uns auf die Füße zog.
» Wir sind gleich wieder da « , sagte sie zu Ryan, als würden wir mitten auf einer Party kurz die Toilette aufsuchen.
Wir gingen die Treppe hinunter, vorsichtig, Stufe für Stufe. Sabine brachte mich in das Bad im Hinterzimmer am anderen Ende des Ladens. » Beeil dich « , sagte sie, bevor sie die Türe zumachte.
Sobald die Tür hinter uns zufiel, schloss ich sie ab und fuhr herum, auf der Suche nach etwas, irgendetwas, womit ich unsere Hände freibekommen konnte. Da waren nur die Toilette, ein hohes Waschbecken mit einem Schränkchen und einer Schublade darunter und ein Wischmopp in der Ecke, neben einem Stapel Toilettenpapier.
Toilettenpapier. Ich drehte mich zum Halter um, aber es war keiner von der Sorte mit zackiger Abreißkante, die es in Geschäften oft gibt. Es gab auch keinen Spender mit Papierhandtüchern, nur eine Schachtel Taschentücher, die auf dem Spülkasten der Toilette stand.
Ich drückte die Spülung und stellte den Wasserhahn an, damit Sabine nicht hören konnte, was wir machten. Die Tür mochte abgeschlossen sein, aber ich zweifelte nicht daran, dass sie einen Generalschlüssel besaß.
Ich versuchte, die Handgelenkfesseln mit den Zähnen zu durchtrennen. Das Isolierband schmeckte bitter auf unserer Zunge. Es dehnte sich, als unsere Zähne mit aller Kraft daran zerrten, riss aber nicht.
, sagte Addie, aber darin lagen nur ein Abflussreiniger und ein altes Raumspray. Ich versuchte vergebens, die Schlinge zu durchtrennen, die unsere Handschellen miteinander verband, indem ich sie über die Kante des Waschbeckens zog …
, sagte Addie.
Ich warf einen Blick auf die Badezimmertür, aber das schwache Licht des Chips würde von der anderen Seite aus nicht zu sehen sein. Es war schon durch den Stoff unserer Hosentasche nur schwach zu erkennen.
Der Chip pulsierte kaum merklich, zwischen dem Aufblinken lagen gute drei Sekunden.
, sagte Addie.
Addie und ich kamen gleichzeitig zum selben Schluss. Ich wusste es, weil die Hoffnung und Angst, die sie schlagartig durchfuhr, meine widerspiegelte.
Hally, Lissa.
» Eva? « , rief Sabine durch die Tür. » Du hast eine Minute, bevor … «
» Bevor was? « , fuhr ich sie an.
Hally und Lissa waren irgendwo da draußen auf der Straße. In der Nähe. Sie suchten nach uns, warum sonst sollten sie Ryans Chip bei sich tragen?
Der Chip in unserer Hand pulsierte immer schneller. Sie kam näher. Sollten wir rufen? Würden Hally und Lissa uns hören?
Dann, beinah im selben Moment, wurde aus dem Pulsieren des Chips ein gleichmäßiges rotes Leuchten. Und wir hörten ein leises Klopfen.
Nicht an der Badezimmertür. Weiter weg.
An der Ladentür.
» Hally! « , kreischte ich, dann wieder und wieder. » Hally! Hally! «
Vor dem Badezimmer wurde es hektisch. Sabine rüttelte am Türknauf, versuchte, hineinzugelangen. Aus dem Klopfen an der Ladentür wurde ein Hämmern …
» Hally! «
Aus dem Hämmern wurde das Bersten von Glas.
Kapitel 36
Das Rütteln an unserem Türknauf hörte auf, aber ich brüllte weiter Hallys Namen, bis Addie rief:
Mein nächster Schrei blieb in unserer Brust stecken, ein fester, schmerzender Klumpen neben unserem Herzen. Wir