Twin Souls - Die Rebellin: Band 2 (German Edition)
vorzumachen.
» Christoph, ich bin hybride. Glaubst du etwa, zu sagen: Oh, ich hatte ja keine Ahnung, würde … « Ich atmete scharf ein und brach mitten im Satz ab. Es war die Mühe nicht wert.
» Habt ihr diese Leute speziell ausgewählt? « , fragte Devon in seiner ruhigen, bedächtigen Art. » Oder hattet ihr vor, sie umzubringen, weil es so am praktischsten war? «
Christoph schoss von der Couch hoch. Ich zwang mich, dort stehen zu bleiben, wo ich war, aber er hatte es nicht auf mich abgesehen, sondern auf Devon, der seinen Blick so gelassen erwiderte, als würde der ältere Junge nicht vor Wut zittern.
» Wir werden sie umbringen, weil sie es verdient haben. «
» Christoph « , sagte Sabine, aber er ignorierte sie.
» Wir werden sie umbringen, weil Gott allein weiß, wie viele Kinder sie umgebracht haben … « Er untermalte seine Worte mit den Händen, fuchtelte so wild in der Luft herum, dass er Devons Gesicht gefährlich nahe kam.
So unbeeindruckt wie der reagierte, hätte man meinen können, Devon betrachte ein langweiliges Kasperletheater.
» Christoph « , fuhr Sabine ihn an.
Er atmete geräuschvoll durch die Nase aus. Seine Brust hob und senkte sich wie ein Blasebalg. Er drehte sich um, sah mich an und schleuderte mir entgegen: » Mach nur und erzähl es Peter. Was, glaubst du, wird das bringen? Meinst du wirklich, er würde etwas unternehmen? « Er zog ein übertrieben schockiertes und gequältes Gesicht. » Glaubst du etwa, er wird mit uns schimpfen? «
» Schon möglich, dass er nicht zur Polizei geht « , sagte ich leise. » Aber ich werde es tun. «
Im Zimmer wurde es schlagartig still. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten uns unerträgliche Spannung und kalte Wut angetrieben, doch jetzt war es, als wäre der Fehdehandschuh geworfen worden, als hätte ich eine Linie in den Sand gezogen.
Einen kurzen Moment lang stand in Christophs Augen nicht Wut, sondern Schmerz.
Er wich ein paar Schritte zurück. Gleichzeitig spürte ich, wie ein paar Finger die unseren umschlossen. Ich sah den Jungen an, der neben uns stand. Er drückte unsere Hand, die Lippen zu einer dünnen Linie aufeinandergepresst, die Zähne zusammengebissen, und ich hätte beinah laut erleichtert Ryan hervorgestoßen. Es mochte Devons Recht sein, hier zu sein, aber ich wollte – brauchte – Ryan an meiner Seite.
Christoph fuhr zu Sabine herum. » Wir hätten sie nie da mit reinziehen sollen. Es wäre überhaupt nicht nötig gewesen. « Sein Blick blitzte, als er Ryan ansah. » Wir hätten ihn auch ohne sie dazu überredet. «
Sagte er das nur, weil er wütend war? Oder entsprach es der Wahrheit? Hatten sie Addie und mich tatsächlich nicht dabeihaben wollen? Ich verachtete mich selbst dafür, dass es mir immer noch etwas ausmachte, dass seine Andeutungen mich so verletzten.
Cordelias Blick ließ keinen Zweifel daran, wie verraten sie sich fühlte. Sabine, die immer noch im Schneidersitz auf dem Sofa saß, trug eine Miene leiser Enttäuschung zur Schau. Nicht Enttäuschung darüber, dass ihre Pläne den Bach hinunterzugehen drohten, sondern Enttäuschung über mich.
» Sie wissen es nicht mal! « , schrie Christoph. Er sprach zum Rest der Gruppe, nicht zu Ryan und mir. Als wäre es zu spät, um mit uns zu reden. Als wären wir die Mühe nicht wert. » Sie wissen es nicht mal. « Seine Stimme wurde leiser, rau. » Sie wissen nicht mal, wie schlimm sie alles versauen. Eines Tages werden sie zurückblicken und erkennen, wie unglaublich dumm und beschränkt sie waren. « Er drehte sich blitzschnell zu uns um. » Und dann wird es zu spät sein. «
Jedes einzelne Wort war ein rostiger Nagel, der zwischen unseren Rippen hindurchgeschossen wurde.
» Sie waren nicht dort, Christoph « , sagte Jackson ruhig. Um uns zu verteidigen? Oder um uns an unseren Platz zu verweisen?
Es stimmte. Wir waren nie in einer Anstalt gewesen. Nur sechs Tage lang in Nornand.
In meinem Kopf klang es armselig – aber so war es nicht. Wir mochten gut genährt und versorgt worden sein und hatten alle paar Tage nach draußen gedurft, aber …
» Dann sollten sie sich auch nicht « , knurrte Christoph, » in Dinge einmischen, von denen sie keine Ahnung haben. «
» Ich denke « , sagte Ryan leise, aber fest, » was Mord ist, wissen wir nur zu genau. «
Christoph schnaubte. Er tigerte hin und her, als brodele die Wut zu heiß in ihm, als dass er hätte stillstehen können. Dann, als könne er unseren Anblick nicht länger ertragen, ging er an uns vorbei
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