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Twin Souls - Die Verbotene: Band 1

Twin Souls - Die Verbotene: Band 1

Titel: Twin Souls - Die Verbotene: Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Zhang
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verstecken.
    »Es ist tatsächlich schön hier«, sagte Dr. Lyanne.
    Ein Moment des Schweigens dehnte sich ins Unendliche. Schließlich sagte ich: »Was ist in der Klinik passiert?«
    Dr. Lyanne lehnte sich neben uns an das Geländer, die Haare fielen ihr offen auf die Schultern. Es verbarg einige ihrer schärferen Gesichtszüge. »Eigentlich nichts«, sagte sie. »Die Kinder sind alle fort.«
    »Fort?« Ich starrte sie an. »Fort wohin?«
    »In andere Einrichtungen.«
    Ich wandte den Blick ab. »Und Mr Conivent? Dr. Wendle? Was ist mit ihnen?«
    Manchmal, wenn Addie und ich keine Albträume von Skalpellen und verknittertem, blutbeflecktem weißen Metzgerpapier hatten, träumten wir davon, wie Mr Conivent regungslos auf dem Boden lag.
    Dr. Lyannes Lippen verzogen sich, bis sie nur noch einen dünnen Strich bildeten. »Ich weiß es nicht. Die Operationen waren technisch gesehen legal. Sie haben nie ohne elterliche Einwilligung gehandelt. Aber …«, sagte sie, als uns die Kinnlade herunterfiel, »… aber alle wissen, dass es gewisse Reaktionen hervorrufen wird, wenn das bekannt wird, legal oder nicht. Was die Kommission – die Regierung – angeht, so war die Nornand Klinik ein kompletter Reinfall.« Sie lachte verbittert.
    ‹Mr Conivent geht es also gut›, sagte Addie. ‹Sie würde es uns sagen, wenn es nicht so wäre. Falls er …›
    Falls er tot wäre. Denn das war die Furcht, die uns zu Boden drückte. Dass wir ihn in unserer Panik irgendwie zu fest oder an der falschen Stelle geschlagen hatten. Dass wir ihn umgebracht hatten.
    »Sie sind alle panisch bemüht, ihre Haut zu retten«, sagte Dr. Lyanne. »Alles wird unter den Teppich gekehrt werden. Alles wird ausgelöscht werden. In ein paar Jahren wird es so sein, als sei es nie passiert.«
    Ich lachte so bitter auf, dass Dr. Lyanne zusammenzuckte. »Bis auf Jaime. Und Sallie und all die anderen Kinder, die gestorben sind. Das wird bleiben. Das wird niemals ausgelöscht werden. Und all jene Kinder, die nicht entkommen sind. Sie sitzen noch immer fest. Sie sind noch immer in Gefahr.« Ich schloss einen Moment die Augen, packte den eiseren Handlauf der Treppe. »Es hätte anders kommen können«, sagte ich.
    »Du hast mich an Mr Conivents Pult beobachtet.« Dr. Lyanne betrachtete immer noch den blutenden Himmel. »Es war dein Schraubenzieher, den er gefunden hat, oder?«
    Ich erwiderte nichts.
    »Danke«, sagte sie. »Dass du ihn abgelenkt hast.«
    »Das war Cal«, sagte ich. »Nicht ich.« Unter uns schlenderten einige Jugendliche in einer großen Gruppe vorbei, weit genug enfernt, um gesichtslos zu sein. Aber an der Art, wie sie sich bewegten, konnte ich ihre Unbekümmertheit ablesen. Ich drehte mich zu Dr. Lyanne um. »War es wenigstens wichtig?«
    Sie schwieg einen Moment. »Es hat mir bewiesen, dass Peter nicht gelogen hat.« Endlich sah sie uns an. »In diesem Schreiben, Addie …«
    »Eva«, sagte ich.
    Sie brauchte einen Moment, aber sie sagte es. »Eva. In diesem Schreiben standen Kennzeichnungen, jede für ein anderes Land. Medikamente aus verschiedenen Ländern werden entsprechend der Region, aus der sie stammen, gekennzeichnet. Natürlich braucht man den Zugang zu besonderen Informationen, um zu wissen, welche Zahlenkombination für welches Land steht, aber …«
    »Aber was?«, fragte ich.
    »Die Medikamente in dieser Schachtel kamen aus Übersee, Eva«, sagte sie. »Und ich glaube nicht, dass es nur die Medikamente betrifft. Ich vermute, wir bekommen auch Maschinenteile von ihnen. Die Pläne für unsere Apperate. Die Technologie für unsere Ausrüstung. Alles aus Übersee.«
    Ich musste mich an der Brüstung festhalten, weil unsere Knie nachzugeben drohten.
    Die Impfstoffe. Wurden sie ebenfalls aus einem fremden Land hierher verschifft? Einem Hybridland?
    Wenn sie Hybride waren, wieso halfen sie dann der Regierung, uns auszurotten?
    »Wie kann irgendetwas, das die Regierung uns über den Rest der Welt erzählt hat, wahr sein, wenn sie es sind, die uns mit Gütern versorgen?«, sagt Dr. Lyanne. »Eva, ihnen muss es besser gehen als uns. Es muss so sein. Zumindest einigen von ihnen.«
    Etliche unserer frühsten Erinnerungen bestanden aus Filmausschnitten über die Kriege, fallende Bomben, Städte in Flammen. Selbst in der ersten und zweiten Klasse hatten sie nicht davor zurückgeschreckt, uns von der Zerstörung und den Toten auf der anderen Seite des Ozeans zu erzählen. Die hybriden Länder, in Chaos und nicht enden wollende Kriege verstrickt,

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