Twist again: Die Spellmans schlagen zurück (Familie Spellman ermittelt) (German Edition)
ich seine Autoschlüssel auf dem Flurtisch. Ich schnappte sie mir und sprang in sein neues Auto.
Als ich Ernies Haus erreichte, fuhr Linda gerade los. Ich folgte ihr zurück in Richtung Innenstadt, wo sie kilometerlang auf der Nineteenth Avenue blieb. Ich dachte schon, sie wolle die Golden Gate Bridge überqueren, doch stattdessen bog sie rechts in die Clement Street ab und hielt nach einer Parklücke Ausschau. Danach betrat sie zu meiner Überraschung ein einfaches Lokal namens Good Luck Dim Sum .
Da ich Hunger hatte und das Restaurant diesmal auch für mich erschwinglich war, beschloss ich, meinen Außenposten ausnahmsweise zu verlassen. Sharon und Linda hatten mich noch nie gesehen, warum sollte ich sie also zur Abwechslung nicht mal aus der Nähe beobachten und zugleich eine kleine Stärkung zu mir nehmen? Bevor ich hineinging, ließ ich fünf Minuten verstreichen.
Meine Zielpersonen saßen an einem Fenstertisch. Ich ließmir einen Tisch an der Wand gegenüber geben, der mir einen guten Blick auf beide bot.
Danach bestellte ich Sauer-Scharf-Suppe, eine Kanne Tee und ein paar Teigtaschen. Die zwei Frauen wählten direkt vom Servierwagen aus, wobei Linda eindeutig die treibende Kraft war. Den Gesprächsfetzen nach, die zu mir herüberdrangen, erklärte sie ihrer Freundin jede einzelne Köstlichkeit. Wieder fiel mir auf, wie wenig die beiden zusammenpassten. Sharon wirkte in ihrem Chanel-Kostümchen völlig deplatziert, außerdem konnte sie, wie Dad, nicht mit Stäbchen essen. Anders als Dad traute sie sich nicht, Messer und Gabel zu verlangen.
Kurz darauf legte Sharon die Stäbchen beiseite und zog aus ihrer riesigen Handtasche eine kleine Geschenkschachtel hervor, die sie Linda überreichte. Als die Rothaarige die Schachtel öffnete, zeichnete sich ein anerkennendes Lächeln auf ihren Lippen ab. Ich ging von einem Schmuckstück aus, aber Linda legte es nicht an. Sie steckte die Schachtel in ihre eigene schlichte Handtasche und goss sich Tee nach. Ich hatte den Eindruck, dass ihr freudiges Lächeln von einem Hauch Melancholie überschattet wurde, die sich allerdings schnell verflüchtigte.
Als Linda und Sharon aufbrachen, blieb ich sitzen. Höchstwahrscheinlich würden sie jeweils nach Hause zurückfahren, so dass ich in Ruhe meine Suppe zu Ende löffeln konnte.
Als ich später aus der Parklücke fuhr, bemerkte ich, dass ich schon wieder beschattet wurde – und das, obwohl ich mit einem fremden Auto unterwegs war.
Um den schwarzen Ford Explorer abzuschütteln, fuhr ich nach Süden. Auf der Autobahn rechnete ich mir die besten Chancen aus, ihm zu entkommen. Dort wechselte ich ständigdie Spur, bei hoher Geschwindigkeit, aber ohne größere Risiken einzugehen. Der Ford lag einige Autos hinter mir zurück, als ich in letzter Sekunde die nächste Ausfahrt ansteuerte. Kurz darauf bestätigte mir ein Blick in den Rückspiegel, dass ich den Beschatter losgeworden war. Dafür hatte ich mir einen Streifenwagen eingefangen.
»Führerschein und Fahrzeugpapiere bitte«, sagte der Polizist, während ich bereits in Davids Handschuhfach herumwühlte.
Ich zeigte ihm meinen Führerschein und die Papiere, die mein Bruder zum Glück im Auto deponiert hatte.
»Sie sind nicht David«, stellte der Polizist messerscharf fest.
»Nein, ich bin seine Schwester Isabel. Wir haben denselben Familiennamen, sehen Sie?«
»Bitte nehmen Sie die Sonnenbrille ab.«
Ich kam seiner Aufforderung nach.
»Ich bin gleich wieder da«, sagte er. »Sie warten hier.«
Nach ein paar Minuten kam der Polizist zurück.
»Bitte steigen Sie aus, Ma’am.«
»Gibt es ein Problem?«
»Bitte steigen Sie aus dem Fahrzeug aus, Ma’am.«
Als ich ausgestiegen war, bog er mir die Arme auf den Rücken und legte mir Handschellen an.
»Ich muss Sie mit aufs Revier nehmen, Ma’am.«
»Warum?«, fragte ich entgeistert.
»Weil dieses Fahrzeug als gestohlen gemeldet wurde.«
Schon wieder verknackt
Wer die früheren Spellman-Akten 90 kennt, denkt jetzt sicher, dass meine Eltern mich den ganzen Nachmittag in derGewahrsamszelle schmoren ließen, aber dem war nicht so. Eine knappe Stunde nach meiner Einbuchtung kam Dad mit Rae aufs Revier. Er erklärte dem Polizisten, der mich verhaftet hatte, was vorgefallen war, und bat ihn, den Fahrzeughalter anzurufen. Nach dem Telefonat wurde ich sofort entlassen. Sollte meine rachsüchtige Schwester mit einem Showdown gerechnet haben, wurde sie bitter enttäuscht.
Als man mir die persönlichen Gegenstände wieder
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