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Twist again: Die Spellmans schlagen zurück (Familie Spellman ermittelt) (German Edition)

Twist again: Die Spellmans schlagen zurück (Familie Spellman ermittelt) (German Edition)

Titel: Twist again: Die Spellmans schlagen zurück (Familie Spellman ermittelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Lutz
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um meinem Erpresser einen Besuch abzustatten.
    Unterwegs riss ich den Umschlag auf.

    Als mir der Erpresser die Tür aufmachte, zerknüllte ich das Schreiben und bewarf ihn damit.
    »Isabel! Was verschafft mir das Vergnügen?«
    »Tu nicht so«, sagte ich. »Du weißt genau, warum ich hier bin.«
    Ich zwängte mich an Henry vorbei in seine Wohnung undsah mich überall um. Ich wollte mich vergewissern, dass wir wirklich allein waren.
    »Was redest du da?«, fragte er im – täuschend echten – Ton der verfolgten Unschuld.
    » DU bist mein Erpresser«, sagte ich in der Hoffnung, ihn durch Überrumpelung zu einem Geständnis zu zwingen. Stichhaltige Beweise hatte ich nämlich nicht.
    Henry lächelte, recht selbstgefällig, wie ich fand. »Gratuliere!«
    »Warum hast du von mir verlangt, dass ich Dads Auto wasche?«
    »Um dich auf eine falsche Fährte zu lenken.«
    »Aber warum hast du es überhaupt getan?«
    »Da fragst du noch? Du hast dich ohne sein Wissen bei deinem Bruder eingenistet!«, antwortete er unverhältnismäßig laut.
    »Was geht dich das an?«
    »Jemand musste dich doch davon abhalten.«
    »Du hast mich aber nicht abgehalten. Du hast mich in den Zoo und ins Museum geschickt.«
    »Das mit dem Zoo war dein irrer Einfall! Wer käme sonst auf die Idee, ihn mit dem SFMOMA auf eine Stufe zu stellen?«
    »Ich habe Mom gefragt, und sie hatte nichts dagegen einzuwenden.«
    »Von deiner Mutter war auch nichts anderes zu erwarten.«
    »Aber warum unbedingt ein Museum? Oder das Theater?«
    »Ich dachte, ein bisschen Kultur kann dir nicht schaden.«
    »Was bist du doch für ein blöder Snob«, fauchte ich und sah mich nach einem potentiellen Wurfgeschoss um. Um bleibende Schäden auszuschließen, fegte ich ein paar Zeitschriften vom Couchtisch.
    »Daran erkennt man eine gereifte Persönlichkeit, Isabel.«
    »Das war bloß ein Versehen«, sagte ich und stürmte in sein Arbeitszimmer, wo ich den Papierkorb auf den Boden auskippte. »Das hingegen war Absicht.«
    »Das ist einfach albern«, sagte er. Während er den Abfall einsammelte, kehrte ich ins Wohnzimmer zurück und sortierte seine streng alphabetisch geordneten Bücher nach Lust und Laune um.
    Das war schon recht weit gediehen, als Henry wiederkam. Er riss mir Krieg und Frieden aus der Hand und steckte den Wälzer an seinen angestammten Regalplatz zurück.
    »Das Buch würde dir ohnehin nicht gefallen, es ist viel zu lang und komplex«, stichelte er.
    »Au, das saß«, konterte ich und drängte ihn in die Ecke zwischen Tür und Regal.
    »Und was hast du als Nächstes vor?«, fragte er. »Willst du vielleicht meine Möbel umstellen?«
    Als Nächstes überraschte ich mich selbst. Ich küsste Henry. Er konnte mir nicht ausweichen, und ich stand dicht vor ihm. Weil er größer ist als ich, musste ich mich auf die Zehenspitzen stellen. Und ich spürte, wie er den Arm um mich legte und den Kuss erwiderte, aber dann hielt er jäh inne und rückte von mir ab. Er wirkte verwirrt, auch ein bisschen traurig – soweit ich sehen konnte, denn er mied meinen Blick. Ich schwieg, offenbar wollte er etwas sagen.
    »Nein«, flüsterte er.
    Ich trat ein paar Schritte zurück.
    »Was?«
    »Nein«, sagte er lauter.
    »Dann nicht«, stammelte ich.
    »Nicht, dass ich für dich kei–«
    »Schon gut.« Ich ging noch weiter zurück.
    »Es ist nur ... ich kann doch nicht warten, bis du –«
    Ich stand schon in der Tür. »Bis ich WAS ?«
    Er räusperte sich. »Ich bin fünfundvierzig, Isabel. Ich kann nicht warten, bis du endlich erwachsen wirst.«
    Dem hatte ich nichts entgegenzusetzen. Gar nichts. Ich wandte mich ab und ging.
    Den Abend verbrachte ich auf Davids Couch, sah fern und stopfte mich mit allem möglichen Süßkram voll. Mein Bruder stellte keine Fragen. Er setzte sich einfach zu mir und schenkte mir sogar von seinem kostbarsten Whisky ein.

FALL NR. 001
KAPITEL 11
    Ich schlief noch meinen Whiskyrausch aus, als Ernie am nächsten Morgen anrief. Er teilte mir mit, dass seine Frau sich in einer Stunde zum Lunch mit Sharon treffen wollte. Wo, wusste er nicht, so dass ich die Beschattung wieder von seinem Haus aus vornehmen musste. Mir blieb nicht genug Zeit, um mein Auto zu holen, das am anderen Ende von Russian Hill stand.
    Ich schlüpfte schnell in die Klamotten vom Vortag und klopfte an Davids Tür. Keine Antwort. Ich schloss die Tür mit meinem Nachschlüssel auf, rief laut seinen Namen und versuchte dann, ihn auf seinem Handy zu erreichen. Wieder keine Antwort. Dafür sah

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