Twist again: Die Spellmans schlagen zurück (Familie Spellman ermittelt) (German Edition)
hatte entweder nichts zu verbergen, oder sie war sich ihrer Sache viel zu sicher. Ich für meinen Teil fand nichts Rätselhaftes an diesem Fall, von der Frage abgesehen, warum Linda mit Sharon befreundet war. Eigentlich war ich bereits drauf und dran, nach Hause zu fahren und Ernie hinsichtlich der Treue seiner Frau zu beruhigen.
Linda steuerte ihren Honda Civic nach Norden in die Taylor Street. Als ich hinter ihr abbog, drängte sich ein hellblauer Nissan mit getönten Scheiben zwischen uns. Da man ohnehin immer eine Wagenlänge Abstand zur Zielperson halten sollte, verzichtete ich aufs Hupen. Linda bog links in die Sacramento ein, der ruppige Nissan und ich folgten ihr. Es sah ganz danach aus, als wollte sie zur Van Ness Avenue weiter und dann links in Richtung Autobahn abbiegen – ihre übliche Route. Da Ernie mich gebeten hatte, die Zahl der Einsatzstunden so gering wie möglich zu halten, rief ich ihn an und fragte ihn, ob seine Frau vorhatte, nach dem Lunch heimzukehren. Er sagte, Linda habe ihn gerade angerufen, sie sei tatsächlich auf dem Weg nach Hause. Ich sah keinenGrund, die Beschattung fortzusetzen, zumal ich nur wenige Minuten von meiner Wohnung entfernt war.
Als sie die Van Ness Avenue erreichte, setzte Linda den linken Blinker. Der Nissan, immer noch unmittelbar hinter ihr, setzte ihn ebenfalls. Demzufolge hatte der Nissan auf der Taylor Street gewendet, um von der California auf die Sacramento Street zu gelangen – da diese beiden Straßen parallel verlaufen, hätte er einfach weiterfahren und dann nach rechts abbiegen können, um ans Ziel zu gelangen. Für das Wenden gab es keine logische Erklärung ... Mir blieb auf einmal nichts anderes übrig, als die Beschattung fortzuführen.
Den ganzen Weg über, von der Van Ness Avenue über die Sacramento Street bis zu Lindas Haus in Burlingame, folgte der Nissan ihrem Honda, ohne dass sie den Verfolger bemerkte. Der Verfolger bemerkte mich wiederum nicht. Als Linda in ihrer Einfahrt parkte, hielt der Nissan ein paar Häuser weiter. Ich notierte mir das Kennzeichen und überlegte, ob ich Ernie anrufen sollte oder nicht. Ich entschied mich dagegen – wie sollte ich ihm erklären, dass seine Frau offenbar verfolgt wurde, ohne bei ihm Panik auszulösen?
Ich fuhr zum Haus meiner Eltern zurück, um das Kennzeichen zu überprüfen. Im Wohnzimmer tagte gerade der Familienrat, es schien um so ernste Fragen zu gehen wie »Zukunft«, »Chancen«, »Ausbildung« und »bestmögliche Qualifikation«, nach allem, was ich auf dem Weg ins hauseigene Büro aufschnappte. Raes flehenden Blick ignorierend, betrat ich das Büro. Familiäre Auseinandersetzungen hatten mich bereits mehr als genug Lebenszeit gekostet.
Binnen fünf Minuten fand ich heraus, dass der Nissan auf einen gewissen Robert Goodman zugelassen war. Ein gängiger Name, der mir allerdings eigenartig vertraut vorkam.
Robert Goodman?
Bob Goodman?
Bob Nogoodman 43 , wie mein Vater ihn zu nennen pflegte.
Bob hatte mal eine Halbzeitstelle bei Spellman Investigations gehabt, die er nach 18 Monaten verlor. Das war mindestens fünf Jahre her, nachdem meine Mutter festgestellt hatte, dass seine Observierungsberichte nicht zu gebrauchen waren. Das Einzige, was Bob zuwege brachte, war das Observieren an sich – beziehungsweise das nächtelange untätige Herumsitzen.
Ich kopierte mir Bobs Anschrift und Telefonnummer aus der Personalakte. Dabei entdeckte ich ein Post-it, auf dem in Dads Handschrift notiert war: »Wenn er nicht ans Handy geht, kann man es auch im 500 Club probieren.«
Falls Bob den Club immer noch als zweites Wohnzimmer nutzte, hätte ich natürlich leichtes Spiel. Ich fuhr gleich zur Seventeenth, Ecke Guerrero und fand beim Dolores Park einen Parkplatz. Als ich die Bar betrat, fiel mein Blick als Erstes auf Bob, der leibhaftig am Tresen saß. Ich bestellte mir ein Bier, wartete ein Weilchen und setzte dann meinen Plan in die Tat um.
»Bob? Bist du’s wirklich?«, fragte ich, während ich mein Bier und meinen Hintern neben seinen Barhocker beförderte. Er erkannte mich nicht auf Anhieb, sondern beäugte mich argwöhnisch. Besonders liebenswürdig war er noch nie gewesen, aber dann dämmerte ihm, wer ich war.
»Oh, Izzy, hallo«, sagte Bob ohne eine Spur von Wiedersehensfreude.
»Ist lange her«, sagte ich.
»Kann man wohl sagen.«
»Wie lange?«
»Ziemlich lange«, sagte Bob und starrte den Fernseher an, wo gerade ein Footballspiel lief.
»Was hast du so getrieben?«, fragte ich, um
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