Twist again: Die Spellmans schlagen zurück (Familie Spellman ermittelt) (German Edition)
dass der Schein trog, und das gefiel mir bei Maggie am besten. Auf den zweiten Blick bemerkte man unter Umständen, dass sieihre Jacke bis oben hin zugeknöpft hatte, damit man die zerknitterte Bluse darunter nicht sah. Oder dass bereits etliche graue Strähnen ihr glänzendes, dunkelbraunes Haar durchzogen, es sie aber keineswegs drängte, die einzigen Spuren zu überdecken, die ihr Alter – über dreißig – verrieten. Oder dass sie zwanghaft mit dem Fuß wippte und versuchte, damit aufzuhören, sobald ihr auffiel, dass es anderen auffiel.
Maggie bat mich, ihre Verspätung zu entschuldigen, und fragte mich, ob ich noch etwas wollte. Obwohl ich verneinte, regte sie einen Nachschlag an und trug meine Tasse sogleich zum Tresen. Für sich bestellte sie einen Cappuccino, versenkte darin drei Tütchen Zucker und kehrte mit einem riesigen Hafercookie zum Tisch zurück.
»Nimm dir auch was«, sagte sie, während sie selbst ein großes Stück abbrach. »Ich nutze die Gelegenheit, um Zucker zu tanken, solange Henry nicht da ist«, erklärte sie, wobei der Verzehr von Cookies in meinen Augen keiner Rechtfertigung bedarf.
»Undercover Agent Stone. Auf zwölf Uhr.« Ich wies mit dem Kopf auf einen Mann, der elegante Oxfords trug und sich hinter einer Zeitung versteckte.
Maggie drehte sich um und erkannte auf Anhieb die auf Hochglanz polierten Schuhe ihres Liebsten. Als Henry unseren Wortwechsel hörte, legte er die Zeitung beiseite und kam rasch herüber, um uns ein letztes Mal zu briefen.
»Denk dran, immer Augenkontakt zu halten«, sagte er leise zu Maggie, »um sie keine Schwäche spüren zu lassen. Bestehe auf dem, was für dich nicht
verhandelbar ist. Und vergiss nicht: Die Marshmallow-Regel 39 ist unumstößlich. Viel Glück.«
Er küsste sie auf die Wange und kehrte in seine verborgene Ecke zurück.
Maggie sah auf die Uhr. Rae war bereits zehn Minuten überfällig – ein eklatanter Mangel an Respekt. Als Maggie sich nervös die Cookiekrümel vom Rock wischte, entdeckte sie einen weiteren Grund zur Beunruhigung.
»Verdammt!«, sagte sie mit Blick auf die Sicherheitsnadel am Rocksaum. »Ich hatte mir schon vor Wochen notiert, dass ich den Saum annähen muss. Scheiße. Jetzt weiß ich auch, warum meine Chefin mir den ganzen Morgen auf die Knie gestarrt hat. Sie hält mich für schlampig. ›Hübscher Rock‹, hat sie zu mir gesagt. Und ich habe mich auch noch dafür bedankt.«
Klar, Maggie ist ein klein wenig neurotisch, aber auf harmlose Weise, so harmlos wie abstehende Ohren oder Zungenrollen, keine Persönlichkeitsstörung, die eine psychiatrische Behandlung erfordern würde.
Ich wollte ihr einen hilfreichen Rat geben: »Leg den Rock einfach bei Henry aus, wenn du ihn das nächste Mal besuchst. Am nächsten Morgen ist dein Saum garantiert wie neu.«
»Ich mag es aber nicht, dass er meine Sachen anrührt«, flüsterte sie. »Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie viele Blusen er schon für mich gebügelt hat.«
»Echt? Das ist doch irre praktisch. So sparst du dir die Reinigung. Warum lässt du ihn nicht einfach machen?«
»Sie kommt«, sagte Maggie und starrte zum Eingang.
Rae trat ein, sie trug einen schwarzen Mantel und einen Schal. Damit wirkte sie älter, als ich sie bisher je erlebt hatte, fast wie die Sechzehnjährige, die sie dem Pass nach war. Ihre rötlich blonden Haare hatte sie zu einem unordentlichen Pferdeschwanz gebunden, und ihre Sommersprossen verblassten allmählich. Ihr Gesichtsausdruck war stoisch, alswollte sie dem Ernst dieser Situation Rechnung tragen. Als die Verhandlungen begannen, fiel es mir schwer, meine Belustigung im Zaum zu halten. Zum Glück habe ich das Gespräch aufgenommen, um keine Details auszulassen.
HART WIE BUTTER
[Teiltranskription wie folgt:]
ISABEL : Wer fängt an?
MAGGIE : Rae, zuallererst möchte ich mich dafür entschuldigen, dass ich in deiner Halloween-Ausbeute gewildert habe.
RAE : Das war harte Arbeit, das Zeug einzusammeln.
ISABEL : Du bist sowieso längst aus dem Gripsch-Alter raus.
RAE : Und du willst die unparteiische Mediatorin sein?
ISABEL : Kommen wir lieber schnell zur Sache. Rae, was ist deine erste Forderung?
RAE : Ich will jede Woche bei Henry Doctor Who gucken.
MAGGIE : Warum? Die aktuelle Staffel ist doch zum Gähnen.
[Lange, feindselige Pause.]
ISABEL : Maggie, bist du damit einverstanden, ungeachtet der Staffelqualität?
MAGGIE : Sicher.
ISABEL : Und was forderst du im Gegenzug?
MAGGIE : Es wäre mir lieb, wenn sie die
Weitere Kostenlose Bücher