Twist again: Die Spellmans schlagen zurück (Familie Spellman ermittelt) (German Edition)
sich vergewissert hatte, dass Clarence und Orson nicht auf dem Trockenen saßen, schlenderte er zu mir herüber. Dabei fuhr er die ganze Zeit mit der linken Hand über den Tresen, als wollte er sein Revier markieren.
»Askannichdirrbrringensüüße?«
»Wie bitte?«, fragte ich, obwohl ich natürlich auch hätte raten können.
»Asööchtestdutrrinken?«
»Guinness«, sagte ich aus alter Gewohnheit, weil es Milo in Rage brachte, wenn ich das bestellte.
»Brraves Mädchen«, sagte Connor und zwinkerte mir zu. Beim Zapfen musterte er mich ungeniert. Grinsend fragte er: »Du bist nicht zufällig Isabel?«
»Wenn es nach mir ginge, wär ich’s nicht.«
Connor stellte mir das Glas hin, streckte die Hand aus und sagte: »Sehrr errfrreut.«
Da trat Milo aus dem Hinterzimmer und brüllte in unsere Richtung: »Benimm dich, Izzy.«
»Keine Sorge«, giftete ich Milo an.
»Ich werd dir mal verraten, mit wem du es hier zu tun hast«, sagte Milo zu seinem Cousin. Bevor er eine endlose Liste meiner Fehler, Mängel und Defekte herunterleierte, tauchte zum Glück Maggie auf und ersparte mir die Schmach.
Sie bestellte einen halben Liter Bier, das sich schneller zapfen ließ als Guinness, und dann setzten wir uns an einen Ecktisch, außer Hörweite.
»Danke, dass du gekommen bist«, sagte Maggie und nestelte an ihrer Handtasche herum.
»Was ist los? Wirst du immer noch verfolgt?«
»Und wie, aber ich wollte mit dir über etwas anderes sprechen.«
»Worum geht’s?«, fragte ich leicht verwirrt.
»Ich könnte Henry umbringen.«
Unbehagliche Pause.
»Aber du wirst es doch nicht wirklich tun?«, fragte ich.
»Nein, aber ich male es mir den lieben langen Tag aus.«
»Was hat er denn verbrochen?«
»Als ich zelten war, hat er meine ganze Wohnung geputzt«, sagte Maggie, als gäbe sie die schmutzigen Details einer Affäre preis.
Ich schwieg eine Weile. Dann fragte ich: »Und ...?«
»Nix und. Das war’s«, erklärte Maggie, die vor zorniger Erregung allmählich rot wurde.
»Hast du ihm etwa den Zugang zu deiner Wohnung verboten?«
»Nein. Ich habe ihm sogar einen Schlüssel gegeben«, antwortete sie.
»Hast du ihm verboten, deine Wohnung zu betreten, solange du nicht da bist?«
»Nein. Er hat auch meine Sockenschublade aufgeräumt.«
»War sie denn unordentlich?«
»Er hat die Kräuter in meinem Gewürzregal durch frische ersetzt. Mit der Behauptung, nach zwei Jahren wären sie nicht mehr zu gebrauchen. So ein Schwachsinn. Meine Mutter verwendet Gewürze, die zum Teil zwanzig Jahre alt sind. Hatte ich das schon erwähnt?«
»Nein«, sagte ich. Um Mitgefühl zu signalisieren, fuhr ich fort: »Das ist natürlich hart.«
»Was soll ich nur tun?«, fragte Maggie.
»Wo ist eigentlich das Problem?«, fragte die edle selbstlose Isabel (auf deren Schulter ein rotes Teufelchen hockte, das den Dreizack schwingend, ihr ins Ohr flüsterte: »Sie soll mit ihm Schluss machen, Schluss machen, Schluss machen.« Es war schwer, die böse selbstsüchtige Isabel in Schach zu halten, aber ich gab mir alle Mühe).
»Das Problem ist dieses Passiv-Aggressive«, erklärte Maggie, die vor Wut kochte. Statt Worten würde ihr bald Dampf aus dem Mund quellen.
»Was heißt das genau?«
»Damit will er mir verklickern, dass ich keine gute Hausfrau bin.« 58
Die selbstsüchtige Isabel drehte mir erst mal den Ton ab. Ich war hin- und hergerissen. Irgendwann gewann die selbstlose Isabel wieder die Oberhand, und die Antwort,die ich Maggie gab, zeugte eindeutig von menschlicher Größe 59 .
»Ich glaube eher, dass Henry dir eine Freude machen wollte – damit du bei deiner Rückkehr eine saubere Wohnung vorfindest. Es war nicht als Kritik gemeint. Ich kenne Henry. Er putzt nun mal gern. Es ist wie ein Zwang. Es hat nichts zu bedeuten.«
»Er durchsucht sogar meine Taschen«, sagte Maggie, ohne sich merklich zu beruhigen.
»Ich bin sicher, dass es dafür eine ganz schlüssige Erklärung gibt«, sagte ich.
»Er sucht nach Krümeln«, lieferte Maggie die Erklärung.
Es dauerte eine Weile, bis mir ein Licht aufging.
»Ach so, weil du immer Kekse in den Taschen hast!«
»Nicht immer«, wehrte sie ab.
»Na klar«, sagte ich.
»Er sagt, das macht er, damit mir keine Ameisen in die Taschen krabbeln. Das ist mir auch so noch nie passiert.«
»Tja, Vorsicht ist besser als Nachsicht«, lautete meine salomonische Antwort.
Maggie trank einen Riesenschluck Bier, stampfte mit dem Fuß auf und wechselte das Thema so elegant wie eine
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