Twist again: Die Spellmans schlagen zurück (Familie Spellman ermittelt) (German Edition)
schon.«
Manchmal trete ich erstaunlich überzeugend auf, wenn kein Familienmitglied dabei ist. Gabe hielt am Straßenrand, und ich durfte mich hinters Steuer klemmen.
Keine fünf Minuten nach Maggies Anruf bretterte ich mit Gabe und seinem Jetta den Geary Boulevard entlang. Der Berufsverkehr hielt sich zum Glück in Grenzen. Kurz vor der Kreuzung Gough und O’Farrell rief ich Maggie an und wies sie an, auf die Van Ness Avenue zu fahren. Ich rollte auf der O’Farrell Street weiter bis zur Van-Ness-Kreuzung, hielt auf der Rechtsabbiegerspur und setzte die Blinker – wenn andere das machen, raste ich aus, aber jetzt war fürmich wohl süße Rache angesagt. Wenn alles nach Plan lief, würde Maggie direkt an mir vorbeidüsen, und ich könnte, zumindest theoretisch, ihren Verfolger verfolgen.
Es lief genau nach Plan. Maggie fuhr vorbei, ich ließ noch ein paar andere Autos passieren, bevor ich mich wieder einfädelte, und schnitt dabei einen braunen Chrysler (war zwar keine Absicht, aber eine nette Zugabe). Obwohl ich schon in den zehn Minuten davor einen recht offensiven Fahrstil gepflegt hatte, meldete sich Gabe erst jetzt zu Wort.
»Allmählich wird mir klar, warum wir unbedingt mein Auto nehmen mussten.«
Während ich fuhr, klingelte ich bei Maggie durch. Gabes Körpersprache signalisierte Alarmstufe eins.
»Entspann dich«, sagte ich. »Das tue ich nicht zum ersten Mal.«
Maggie meldete sich. »Hallo?«
»Wo fährst du hin?«
»Zu Henry.«
»Gut«, sagte ich. »Mach unterwegs aber ruhig ein paar Schlenker.«
»Mach ich. Gleich biege ich rechts in die Hayes Street ab.«
Zwischen Maggie und mir fuhren sechs Autos, außerdem wurde es bereits dunkel – wenn ich nicht gewusst hätte, wo sie hinfährt, hätte ich sie schnell aus den Augen verloren.
Als sie in die Hayes einbog, folgten ihr ein schwarzer Honda Civic, ein gelber VW -Bus, ein goldfarbener Crown Victoria und ein nebelgrauer Mercury Grand Marquis. Danach kreuzte sie die Divisadero Street und hielt auf den Park zu. Bald waren wir den Honda und den Bus los. Als ich Maggie vorschlug, rechts in die Stanyan Street abzubiegen, blieb uns nur der Mercury Grand Marquis erhalten. Er fuhr noch einen knappen Kilometer hinter Maggie her.
Ich bat Gabe, das Kennzeichen zu notieren, und sagte Maggie, dass wir uns bei Henry treffen würden.
Kaum hatte ich einen Parkplatz gefunden, war das ganze Adrenalin weg. Ich spürte, wie mir die Augen zufielen, und klatschte mir auf die Wangen. Gabe glotzte mich an wie einen Alien von einem fernen Planeten.
»Du machst mir Angst«, sagte er.
»Ich bin versichert«, erwiderte ich.
Gabe wusste offenbar nicht, was er von dem Ganzen halten sollte. Den Kitzel der Verfolgungsjagd hatte er mit seinem Hang zum Extremsport durchaus genossen, aber nicht genug, um über mein rücksichtsloses, grobes, herrschsüchtiges Verhalten hinwegzusehen. Außerdem hatte er den Film verpasst, für den er im Vorfeld zwei Eintrittskarten gekauft hatte. Zur Entschädigung verlangte er von mir, dass ich ihm wenigstens erzählte, was hinter der Jagd steckte.
Auf dem Weg zu Henrys Apartment ließ ich kein einziges Detail aus, so dass Gabe einen Hauch milder gestimmt war, als wir an der Tür klingelten.
Bevor ich Maggie informierte, wollte ich mich vergewissern, ob Henry eingeweiht war oder nicht.
»Freund oder Feind?«, fragte ich sie.
»Sprich ohne Furcht«, antwortete sie.
Henry verdrehte die Augen und ignorierte uns. Gabe sah mich an, als hätte ich endgültig den Verstand verloren.
»Ich habe das Kennzeichen des Vehikels notiert, das dich verfolgt hat. Es sah nach einem Profiwagen aus, aber das ist eine reine Vermutung. Wenn sie zutrifft, finde ich ziemlich sicher heraus, wer dahintersteckt«, erklärte ich Maggie.
»Du meinst, das ist eine richtige Observierung? Ich dachte eher, es wäre jemand, der mir irgendetwas heimzahlen will und einen Kumpel auf mich angesetzt hat.«
»Unwahrscheinlich«, sagte ich. »Wer immer da am Steuer saß, versteht etwas von seinem Handwerk.«
Henry und Gabe standen sich immer noch leicht befremdet im Flur gegenüber.
Mit einer ausladenden Armbewegung sagte ich: »Ihr kennt euch doch. Wisst ihr nicht mehr? Von meiner Therapieabschluss-Party.«
Henry drehte sich zu mir und sagte: »Ich spendiere dir jederzeit einen Manieren-Kurs an der Volkshochschule.« Dann wandte er sich Gabe zu: »Schön, Sie wiederzusehen.«
Beim Händeschütteln sagte Gabe: »Ich habe eben eine rasante Verfolgungsjagd
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