Twist again: Die Spellmans schlagen zurück (Familie Spellman ermittelt) (German Edition)
mitgemacht«, aber es klang alles andere als begeistert.
»Ich besorge Ihnen etwas zu trinken«, sagte Henry.
Als Henry mit einem Glas Whisky zurückkam, war Gabe immer noch trostbedürftig.
»Eigentlich wollten wir ins Kino gehen, aber Isabel hat mich versetzt«, jammerte er.
»Aber nur fast«, warf ich ein. »Am Ende haben wir uns doch noch getroffen.«
»Bestimmt hat sie Ihnen eine extrem lange und extrem gewundene Erklärung aufgetischt«, sagte Henry, der für meinen Geschmack eine Spur zu viel Anteilnahme zeigte.
»Gar nicht«, verteidigte ich mich. »Ich hatte bloß vergessen, welcher Tag heute ist.«
Henry fragte Gabe: »Was hatten Sie vor?«
»Den Klassiker: Restaurant- und Kinobesuch.«
»Sie können gern mit uns zu Abend essen«, sagte Henry.
»Nein danke«, sagte ich.
»Warum nicht?«, fiel Gabe ein.
Schon saßen wir mit am Tisch, was für alle mit Ausnahme von Maggie unbehaglich war. Ein ehemaliger Skateboard-Star und ein Polizeiinspektor haben naturgemäß wenig gemeinsam.Die einzige Gemeinsamkeit war ich, was dazu führte, dass sich die Unterhaltung hauptsächlich um mich drehte. Und da ich in der Regel jeden enttäusche, der mit mir zu tun hat, mündete die Unterhaltung bald in ein Klagelied. Ich war allerdings so erschöpft, dass ich von den Spitzen und Seitenhieben praktisch nichts mitbekam, so hatte meine Schlaflosigkeit wenigstens mal ihr Gutes.
Eine Bemerkung, die Henry über meinen Charakter fallenließ, riss mich jedoch aus meiner Quasi-Bewusstlosigkeit. Wenn ich mich in etwas verbeißen würde, nähme ich auf nichts und niemanden mehr Rücksicht, erklärte er Gabe, der förmlich an seinen Lippen hing.
Maggie hingegen beeilte sich, mich zu verteidigen:
»Sei bloß still, Henry. Es kann ja nicht jeder so ein Korinthenkacker sein wie du.« Nach einer längeren Pause fügte sie »das fehlte noch« hinzu.
Als Henry gerade die ungezuckerten Obststückchen auftrug, die er »Nachtisch« nannte, klopfte es an der Tür. Das schien ihn zu verärgern.
»Bloß nicht öffnen«, sagte er.
Gabe sah mich verwundert an, aber ich konnte es ihm nicht erklären. Maggie sprang auf und stürmte zur Tür. Henry schnitt ihr den Weg ab.
»Nein«, sagte er unerbittlich.
»Sei kein Spaßverderber«, antwortete Maggie.
»Sie setzt keinen Fuß mehr über meine Schwelle.«
Ach, das war die Erklärung. Ich sagte zu Gabe: »Meine Schwester steht vor der Tür. Am besten fahren wir sie nach Hause. Danke fürs Essen, Henry«, fuhr ich fort, während ich meine Jacke vom Garderobenständer nahm. »Ich regel das mit Rae.«
»Danke«, sagte Henry.
»Bleib mal locker, Kumpel«, murmelte Maggie. Da wurdemir klar, dass sie entschieden zu viel Zeit mit meiner Schwester verbrachte.
Gabe und ich drückten uns durch einen schmalen Spalt in der Tür, um Rae möglichst keinen Zutritt zur Wohnung zu gewähren.
»Warum darf ich nicht rein?«, sagte sie und versuchte, mich beiseitezudrängen.
»Henry will dich nicht in der Wohnung haben«, sagte ich vielleicht ein wenig zu schadenfroh.
»Alle haben mir verziehen, nur du nicht, Henry!«, brüllte Rae durch den Türspalt.
Henry steckte den Kopf in den Flur und rief: »Selbst wenn der Papst höchstpersönlich dir verzeiht: Ich verzeihe dir nicht.«
Rae setzte ihre Unschuldsmiene auf. »Das verstehe ich nicht«, sagte sie. »Wir sind doch nicht gar katholisch.«
Ich bugsierte meine Schwester zum Ausgang und versuchte, ihr klarzumachen, dass Gabe zur Zeit der einzige Chauffeur war, der ihr zur Verfügung stand. Und das auch nur dank mir.
»Ich wollte aber, dass Maggie mich fährt«, quengelte Rae.
»Im Leben läuft nun mal nicht alles nach Wunsch«, sagte ich.
»Das trifft vielleicht auf dich zu«, erwiderte Rae, was Gabe unbegreiflicherweise zu erheitern schien.
Tatsächlich war meine Schwester längst nicht so witzig wie früher. Das, was bei einem kleinen Mädchen bezaubert, verliert deutlich an Charme, wenn das Mädchen bald erwachsen ist. Wobei ich die Letzte bin, die über pubertäres Verhalten motzen darf.
Nachdem wir Rae vor der Spellman-Residenz abgesetzt hatten, bat ich Gabe, mich zum letzten bekannten Standort meines Autos zu fahren, unter dem Vorwand, ich sei nichtsicher, ob ich nicht doch im Halteverbot stünde. Tatsächlich wollte ich mir um jeden Preis einen langen Fußweg von meiner angeblichen Tenderloin-Adresse zum neuen Domizil ersparen, in dessen Nähe ich meinen Fahrer lotste. Bevor ich ausstieg, gab Gabe seinem Bedürfnis nach schonungsloser
Weitere Kostenlose Bücher