Twist again: Die Spellmans schlagen zurück (Familie Spellman ermittelt) (German Edition)
an.
ISABEL : Ich werde erpresst!
DR. RUSH : Wie bitte?
ISABEL : Ist vielleicht doch nicht das passende Thema.
DR. RUSH : Jetzt haben Sie es aber schon angesprochen.
ISABEL [seufzend]: Tja, ich werde erpresst.
DR. RUSH : Ist das wahr? Das ist mir noch nie untergekommen.
ISABEL : Vielleicht bin ich auch nur die erste Patientin, die zugibt, dass sie erpresst wird.
DR. RUSH : Das glaube ich kaum. Die anderen Patienten sprechen ganz offen über alles. Das ist schließlich der Sinn dieser Übung. Wer ist denn Ihr Erpresser?
ISABEL : Zuerst dachte ich, es sei meine Schwester. Dann hatte ich meinen Vater im Verdacht und schließlich meine Mutter. Aber jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher.
DR. RUSH : Wieso können Sie Ihren Erpresser nicht eindeutig identifizieren?
ISABEL : Weil er oder sie mir anonyme Briefe schickt.
DR. RUSH : Handgeschrieben?
ISABEL : Natürlich nicht. Mit Buchstaben collagiert, die aus Zeitungen und Zeitschriften ausgeschnitten wurden.
DR. RUSH : Im Ernst?
ISABEL : Ja.
DR. RUSH : Und was steht in diesen Briefen?
ISABEL : Ich glaube, die Zeit ist um.
DR. RUSH : Wir haben noch ein paar Minuten.
ISABEL : Wenn Sie sagen, die Zeit ist um , bleiben uns nicht mal ein paar Sekunden.
DR. RUSH : Ich sage es auch erst, wenn es wirklich zutrifft. Jetzt haben wir noch fünf Minuten. Erzählen Sie weiter.
[Lange Pause, allerdings kürzer als fünf Minuten.]
ISABEL : Meinetwegen. Aber ich will nicht mehr über die Erpressung reden. Es gibt da etwas anderes, was mich viel mehr belastet.
DR. RUSH : Etwas, was Sie mehr belastet als die Erpressung?
ISABEL : Ja.
DR. RUSH : Fahren Sie fort.
ISABEL : Mein Bruder verhält sich so merkwürdig in letzter Zeit. Und ich habe mir überlegt, woran das liegen
könnte. Ich habe dazu verschiedene Theorien, die ich gern mit Ihnen erörtern würde.
DR. RUSH [seufzend]: Ich glaube, die Zeit ist um.
MÄNNERSORGEN
Am Dienstag befolgte ich brav Dads Anweisungen und teilte Rick Harkey meinen Entschluss mit.
ISABEL : Hey Chef, ich kündige.
HARKEY : Und warum, wenn ich fragen darf?
ISABEL : Erstens, weil Sie ein rücksichtsloser Arsch sind, ohne einen Funken Anstand oder Moral. Zweitens wegen Ihrer vorsintflutlichen und sexistischen Kleidervorschriften. Und drittens, weil Sie sich meiner Mutter vor zehn Jahren unsittlich genähert haben.
HARKEY : Wie bedauerlich.
Pardon, das war meine Kündigung im Tagtraum. So lief es in Wirklichkeit:
ISABEL : Mr. Harkey, es tut mir leid, dass es so plötzlich kommt, aber ich kann keinen Tag länger für Sie arbeiten.
HARKEY : Und warum, wenn ich fragen darf?
ISABEL : Weil mein Vater nie wieder ein Wort mit mir wechseln wird, wenn ich weiter für Sie tätig bin.
HARKEY : Im Ernst?
Dad hatte mir den Tipp gegeben, familiäre Gründe vorzuschieben, und es funktionierte reibungslos! Fünf Minuten später trat ich für immer aus Harkeys Büro, ohne dass es einen Tropfen böses Blut gegeben hatte. Vorerst jedenfalls.
Der verdeckte Teil meiner Ermittlung war zwar abgeschlossen, aber ich arbeitete noch am Fall Black/Truesdale/ Bancroft. Dienstagabend bekam ich einen Anruf von Ernie,dem etwas auf der Seele lag. Es dauerte allerdings, bis er mit der Sprache herausrückte.
»Ich helfe jetzt mehr im Haushalt mit, wie wir es besprochen haben«, eröffnete mir Ernie.
»Das höre ich gern«, sagte ich.
»Gestern habe ich sogar meine Sachen selbst in die Waschmaschine gesteckt. Und die Maschine laufen lassen.«
»Großartig.«
»Vorgestern Abend hat Linda Schweinekoteletts gemacht.«
»Verstehe.«
Dabei verstand ich nur Bahnhof. Beziehungsweise Schweinefarm. Oder Küchenlatein.
»Das ist mein Lieblingsessen«, erklärte Ernie.
»Dann haben Sie sich bestimmt gefreut.«
»Sehen Sie, worauf ich hinauswill?«, fragte er.
»Nein, um ehrlich zu sein.«
»Wir kommen gut miteinander aus. Ich liebe sie. Zwischen uns ist es gar nicht so kompliziert. Bloß dass meine Frau ein Geheimnis hat. Na und? Kann ich ihr dieses Geheimnis nicht einfach lassen?«
Ernie konnte nicht ahnen, dass ich die letzte Person war, die man so etwas fragen sollte. Mir fiel keine ehrliche Antwort ein.
»Wenn Sie wollen, stelle ich die Ermittlungen ein. 74 Ich würde allerdings gern noch einigen Fragen nachgehen.«
»Hat sich inzwischen etwas Neues ergeben?«, fragte er.
»Sharon Bancroft. An ihr ist etwas faul.«
»Ich bezahle Sie doch hoffentlich nicht dafür, dass Sie die Gattin des Kongressabgeordneten beschatten?«
»Natürlich nicht. Von jetzt an
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