Twist again: Die Spellmans schlagen zurück (Familie Spellman ermittelt) (German Edition)
berechne ich Ihnen keinenCent mehr. Ich will mich bloß vergewissern, dass ich mit meinem Verdacht richtigliege.«
»Tun Sie, was Sie wollen«, sagte er. »Geben Sie aber Bescheid, falls Sie etwas Wichtiges herausfinden.«
»Mach ich, Ernie. Ich bitte Sie nur um einen Gefallen: Rufen Sie mich an, wenn Ihre Frau sich das nächste Mal mit Sharon trifft.«
»Gern. Ich hatte schon immer das Gefühl, dass mit der Dame etwas nicht stimmt.«
»Dann hören wir uns bestimmt bald wieder«, sagte ich und legte auf.
Nach meinem Gespräch mit Ernie fuhr ich zu Morty und Ruth, um ihnen wie versprochen beim Packen zu helfen. Gabe und Petra waren schon viel früher gekommen und hatten bereits sämtlichen Nippes, alle Bücher und Familienfotos aus dem Wohnzimmer in Kisten verstaut. Das frischgebackene Pärchen befand sich noch im Stadium der Unzertrennlichkeit. Also eigentlich zu früh, um Petra den Großeltern vorzustellen, aber Gabe hatte der Versuchung nicht widerstehen können, da Morty und Ruth noch im Laufe dieser Woche nach Florida umsiedeln würden.
Das altgebackene Paar traf ich im Schlafzimmer an, wo sie Mortys Winterkleidung ausmusterten. Ruth legte einen schwarzen Kaschmirmantel auf den Spendenhaufen neben der Tür.
»Das ist mein Lieblingsmantel«, protestierte Morty.
»In Florida wird es nie kälter als 15 Grad«, sagte Ruth. »Du wirst keinen Mantel mehr brauchen.«
»Heißt das etwa, ich muss den Rest meines Lebens in einer Freiluftsauna verbringen? Und wir fahren nie wieder irgendwohin, wo es kühler ist?«
Morty zog den Mantel vom Stapel und legte ihn wieder aufs Bett. Ich verfolgte das Schauspiel vom Türrahmen aus.
»Kann ich euch irgendwie behilflich sein?«, fragte ich.
»Isabel!«, rief Ruth. »Ein Segen, dass du hier bist. Ich brauche dringend eine Teepause. Wir müssen die Wintersachen aussortieren, und Morty hat sich den ganzen Tag dagegen gesträubt. Vielleicht kannst du ihn ja zur Vernunft bringen.«
Meine Antwort wartete sie gar nicht erst ab, sondern stürmte aus dem Zimmer. Morty warf mir einen Blick zu, der besagte: Das ist alles deine Schuld .
Dann holte er ein paar Pullover aus der Kommodenschublade und meinte: »Wenn ich die Klimaanlage bis zum Anschlag herunterdrehe, kann ich die sicher gut gebrauchen.«
Da ich Morty nicht provozieren wollte, riet ich ihm einfach, die Hälfte der Pullover dazulassen und die andere in den Koffer zu packen. Während er seine Favoriten heraussuchte, ging ich seine Krawatten durch und sagte ihm, welche ich behalten und welche ich opfern würde (aus ästhetischen, nicht klimatischen Gründen). Nachdem wir eine Viertelstunde in melancholischer Stille vor uns hin gewerkelt hatten, hielt Morty inne und stimmte das hoffentlich letzte Klagelied vor seiner Abreise an:
»Ach, und schönen Dank auch für die tätowierte Schickse«, sagte er ziemlich verärgert.
»Ich kenne sie schon ein halbes Leben, Morty. Ich kann für sie bürgen.«
»Was trägt sie denn für ein wahnwitziges Ding überm Auge?«
»So etwas ähnliches wie einen Ohrring, bloß dass er an der Augenbraue befestigt wird.« Ich versuchte, den Ring des Anstoßes möglichst tief zu hängen.
Er schüttelte traurig den Kopf. »Ich verstehe diese jungen Leute nicht. Ich verstehe sie einfach nicht.«
Danach schwieg er ein paar Minuten, ohne einen Finger zu rühren.
»Morty, es führt kein Weg daran vorbei, und das weißt du auch.«
Der alte Mann sah mich ganz verloren an. »Ja«, sagte er und sah schnell wieder weg.
»Du musst dich irgendwie damit arrangieren.«
Später gingen wir alle gemeinsam beim Chinesen um die Ecke essen. Morty bestellte sämtliche Speisen, die Ruthy ihm normalerweise untersagte, und sie ließ ihn einfach machen.
»Wie schmeckt der Kung Pao?«, fragte ich.
»Einfach tödlich«, antwortete Gabe.
»Reich mal rüber«, sagte Morty.
Offenbar hatte er sich noch nicht mit den Tatsachen arrangiert.
Nach dem Essen bot Petra an, mich nach Hause zu fahren, aber ich lehnte das Angebot ab. Das löste einige Verwunderung aus, weil wir – theoretisch – in derselben Gegend wohnten.
»Warum willst du nicht mit mir fahren?«, fragte Petra.
»Ich würde mir jetzt ganz gern die Beine vertreten«, sagte ich, obwohl meine Bequemlichkeit allgemein verschrien war.
»Echt?« Petra sah mich skeptisch an.
»Ja. Ich brauche ein bisschen frische Luft«, erklärte ich, um mehr Glaubwürdigkeit zu erzeugen. Um auch den letzten Zweifel auszuräumen, setzte ich mich in Bewegung.
Als ich nach
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