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Twist again: Die Spellmans schlagen zurück (Familie Spellman ermittelt) (German Edition)

Twist again: Die Spellmans schlagen zurück (Familie Spellman ermittelt) (German Edition)

Titel: Twist again: Die Spellmans schlagen zurück (Familie Spellman ermittelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Lutz
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dabei, den kompletten Papierkram, den er im Laufe seines Lebens angesammelt hatte, auf einen einzigen Aktenordner zu reduzieren. Ich setzte mich auf den einsamen Besucherstuhl, der Milo in Wahrheit zur Besucherabschreckung diente, so schäbig und unbequem war er. Das fiel besonders ins Auge, wenn man Milos hochmodernen Schreibtischstuhl mit allen ergonomischen Schikanen zum Vergleich heranzog.
    »Du willst mich also wirklich verlassen?«, sagte ich.
    »Dich vor allen Dingen.«
    »Warum hast du mich nicht angerufen?«
    »Ich habe dir doch gesagt, dass ich umziehe.«
    »Ich dachte, du flunkerst.«
    »Ich bin verliebt, Isabel.«
    »Ich dachte, das hält nicht lange vor.«
    »Du sollst nicht immer von dir auf andere schließen, das habe ich dir schon so oft gesagt«, schimpfte Milo.
    »Und was wird aus der Wohnung?« 85
    »Bernie möchte sie gern behalten, für alle Fälle. Warum? Willst du wieder einziehen?«
    Gute Frage. Der Schlafmangel setzte mir zu, genau wie die nächtlichen Angstattacken und die Unmöglichkeit, mich in den eigenen vier Wänden frei zu bewegen. Bei einem Umzug würde/n außerdem der/die Erpresser/in/nen jede Handhabe gegen mich verlieren.
    »Gib mir ein paar Tage Bedenkzeit.«
    »Wo wohnst du jetzt eigentlich?«
    »Im Tenderloin, weißt du doch, in dieser Bruchbude.«
    Milo zog die Schreibtischschublade auf und reichte mir einen Briefumschlag, der an meine Tenderloin-Adresse gerichtet und mit einem Stempel versehen war: EMPFÄNGER UNBEKANNT VERZOGEN – ZURÜCK AN ABSENDER .
    Ich beschloss, schnell das Thema zu wechseln.
    »Weißt du schon, wann du umziehst?«
    »In zwei Wochen. Am Sonntag schmeißt Connor eine Abschiedsparty für mich, hier in der Bar.«
    »Seit wann steht das fest?«, fragte ich etwas beleidigt, weil ich das nur nebenbei erfuhr. Hätte Milo sich überhaupt noch mal bei mir gemeldet?
    »Schon ein paar Wochen. Ich hatte dir eine Einladung geschickt, aber die ist ja zurückgekommen, Empfänger unbekannt.«
    Der unbequeme Stuhl kam mir auf einmal noch unbequemer vor. Ich stand auf und sagte: »Das ist kein Sitzmöbel, das ist ein Folterinstrument.«
    »Das ist ein Büro, keine Palasthotel-Lobby«, konterte Milo.
    »Wir sehen uns am Sonntag. Bis dann!«

KULTUR FÜR BLUTIGE ANFÄNGER
    Als ich an Davids Haus vorbeifuhr, um die Lage zu checken, sah ich Maggies Auto in der Einfahrt stehen. Wahrscheinlich hatte Rae sich von ihr hier absetzen lassen und darauf bestanden, dass sie noch auf einen Kaffee hineinkam.
    Die Einschleichnummer war mir zu riskant, und ich wusste nicht, wie ich meine Ermittlungen ohne Recherche fortsetzen sollte. Da bot es sich doch an, die unverhoffte Freizeit für den Museumsbesuch zu nutzen. Laut Prospekt, der dem Erpresserbrief beilag, war das SFMOMA donnerstags auch abends geöffnet. Ich rief Henry an.
    »Was machst du gerade?«
    »Ich lese.«
    »Fein. Dann hast du ja Zeit«, sagte ich.
    »So kann man es auch sehen.«
    »Ich hole dich in einer Viertelstunde ab.«
    »Wo geht’s denn hin?«
    »Ins SFMOMA .«
    45 Minuten und 24 Dollar 86 später schlenderten Henry und ich durch die ständige Ausstellung. Er blieb vor jeder Arbeit stehen und beäugte sie ausgiebig, während ich versuchte, mir sämtliche Künstler und Titel einzuprägen, und außerdem alle Gratis-Infoblätter zum Nachlesen einsammelte – für den Fall, dass mein Erpresser mich abfragen würde.
    Es war nicht ganz so langweilig wie befürchtet, aber nach einer Weile hatte ich genug gesehen. Als Henry seine minutenlange Betrachtung eines Pollock-Gemäldes abgeschlossen hatte, schlug ich ihm vor, jetzt auch mal der Esskultur zu frönen.
    In einem Diner unweit des Museums bestellte Henry einen Salat mit gegrillter Hühnerbrust und ich einen Burger mit Pommes frites. Beim Essen taten wir das, was man in solchen Situationen wohl immer tut, obwohl ich das für redundant halte: Erst guckt man sich Kunst an, und dann redet man über die Kunst, die man sich angeguckt hat. Eigentlich könnte man das in einem Aufwasch erledigen: gucken und gleichzeitig reden.
    »War doch gar nicht so schlimm, oder?«, fragte Henry.
    »Es ging«, sagte ich. »Das wahre Meisterwerk sind aber diese Pommes frites. Willst du wirklich keine probieren?«
    Er schüttelte den Kopf. »Jetzt mal im Ernst, Isabel. Welches Werk hat dir am besten gefallen?«
    »Wenn mir überhaupt eins gefallen hat, dann dieser Rauschenberg.«
    »Welches Werk?«
    »Die Zeichnung dieses anderen Künstlers, die Rauschenberg einfach wegradiert hat«, sagte

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