Twist again: Die Spellmans schlagen zurück (Familie Spellman ermittelt) (German Edition)
ich.
»Ach, du meinst Erased de Kooning Drawing .«
Damit war mein Kunstsprechrepertoire erschöpft, und wir kehrten zu vertrauteren Themen zurück. Henry wies mich darauf hin, dass Pommes frites im Grunde nicht als Gemüse gelten, und ich warf ihm vor, sich wie ein magersüchtiges Model zu ernähren. Als wir den Streit beigelegt hatten, erzählte ich ihm von Morty und Milo, die mich beide im Stich ließen, um in wärmere Gefilde zu ziehen. Henry meinte, mit gleichaltrigen Freunden würde mir so was nicht passieren. Nach dieser Bemerkung zeigte ich ihm drei Minuten lang die kalte Schulter, bis er mich daran erinnerte, dass wir unsere Operation Rae noch abstimmen mussten.
Als wir den Plan festgezurrt hatten, setzte ich Henry bei sich zu Hause ab. Und nein, es kam weder zu einem innigen Kuss noch zu einer leidenschaftlichen Liebeserklärung.
THERAPIESITZUNG NR. 19
(WIEDER AUFNAHME)
[Teiltranskription wie folgt:]
DR. RUSH : Vor zwei Wochen haben Sie erwähnt, dass Sie erpresst werden.
ISABEL : Echt?
DR. RUSH : Ja.
ISABEL : Hatte ich ganz vergessen.
DR. RUSH : Möchten Sie darüber reden?
ISABEL : Nö.
DR. RUSH : Ich würde aber gern darüber reden.
ISABEL : Ist halb so wild.
DR. RUSH : Kennen Sie Ihren Erpresser?
ISABEL : Ich bin gerade dabei, den Kreis der Verdächtigen einzugrenzen.
DR. RUSH : Wie nimmt Ihr Erpresser Kontakt auf?
ISABEL : Anonyme Briefchen.
DR. RUSH : Und was steht drin?
ISABEL : Ich habe wirklich keine Lust, darüber zu sprechen.
DR. RUSH : Wenn es nach Ihnen ginge, würden Sie hier eine Stunde eisern schweigen und Ihren Mittagssnack verspeisen.
ISABEL : Ein Mal habe ich Sie gefragt, ob ich meinen Snack essen darf. Ein einziges Mal.
DR. RUSH : Fassen Sie den Inhalt dieser Briefchen für mich zusammen, dann machen wir weiter.
ISABEL : »Ich kenne dein Geheimnis. Wenn du es behalten willst, musst du meine Forderungen erfüllen.«
DR. RUSH : Und was ist Ihr Geheimnis?
ISABEL : Ich dachte, wir machen jetzt weiter.
DR. RUSH : Ja. Wir machen mit Ihrem Geheimnis weiter.
[Pause.]
ISABEL [seufzend]: Mein Erpresser weiß, wo ich wohne. Das ist wohl das Geheimnis, auf das er oder sie sich bezieht.
DR. RUSH : Wo wohnen Sie denn?
ISABEL : Ich will Sie nicht belügen, Dr. Rush.
DR. RUSH : Da bin ich geschmeichelt.
ISABEL : Ich will Ihnen aber auch nicht die Wahrheit sagen.
DR. RUSH : Ist das Ihr Ernst, Isabel?
ISABEL : Höre ich da einen Vorwurf heraus, Doktor?
DR. RUSH : Jetzt bin ich erst mal nur verwirrt. Der Vorwurf kommt sicher noch.
ISABEL : Sie sind witziger als Dr. Ira.
DR. RUSH : Meine Couch ist witziger als Dr. Ira.
ISABEL : Sehen Sie?
DR. RUSH : Sie wollen mir wirklich nicht sagen, wo Sie wohnen?
ISABEL : Vielleicht tröstet Sie ja die Tatsache, dass das Gros der Menschheit nicht weiß, wo ich wohne.
DR. RUSH : Um mich geht es hier nicht.
ISABEL : Schön, dass ich mich um eine Person weniger sorgen muss.
DR. RUSH : Schlafen Sie eigentlich genug?
ISABEL : Nein. Zum Ausgleich trinke ich aber viel Kaffee und fahre mit dem Bus.
DR. RUSH : Warum schlafen Sie so schlecht?
ISABEL : Mir spukt eine Menge im Kopf herum.
DR. RUSH [ungeduldig]: Was denn zum Beispiel?
[Lange Pause.]
ISABEL : Bei meinem Bruder ist irgendwas im Busch.
DR. RUSH : Um Ihren Bruder geht es hier nicht.
ISABEL : Ist doch meine Therapie. Warum kann ich mir die Themen nicht selbst aussuchen?
DR. RUSH : Sagen Sie mir eins: Wurden Sie beauftragt, Ihren Bruder zu beschatten?
ISABEL : Er gehört zur Familie. Im Familienkreis ermittelt man auch ohne Auftrag.
DR. RUSH : Ich würde gern auf die Erpressung zurückkommen.
ISABEL : Warum?
DR. RUSH : Weil das ein klar definierter Stressfaktor in Ihrem Leben ist.
ISABEL : So stressig ist das gar nicht. Ich würde jetzt wirklich gern das Thema wechseln.
DR. RUSH : Wenn Sie mir ein Thema vorschlagen, das so spannend ist wie Erpressung, habe ich nichts
dagegen.
[Lange Pause, in der ich vorgebe, nach einem passenden Thema zu suchen.]
DR. RUSH : Ihren Pausentrick habe ich längst durchschaut.
ISABEL : Na gut. Ich werde von einem Politikberater geschmiert.
DR. RUSH : Im Ernst?
ISABEL : Ja.
DR. RUSH : Warum?
ISABEL : Weil er glaubt, dass ich etwas weiß. Aber ich weiß gar nichts ... bis jetzt jedenfalls.
DR. RUSH : Was glaubt er, was Sie wissen?
ISABEL : Wenn ich das wüsste, wüsste ich das ja.
DR. RUSH [seufzend]: Hat diese Schmiergeldgeschichte mit der Erpressung zu tun?
ISABEL : Auf keinen Fall.
DR. RUSH : Warum sind Sie sich da so
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