Twist again: Die Spellmans schlagen zurück (Familie Spellman ermittelt) (German Edition)
wisperte sie: »Du wirst mich für paranoid halten.«
»Ich bin die Letzte, die sich hierüber ein Urteil anmaßen darf«, erwiderte ich.
Sie nahm einen Schluck Bier. Ich sah ihr an, wie sie darum rang, möglichst zurechnungsfähig zu klingen.
»Ich habe das Gefühl, dass ich wieder ausgeforscht werde.«
»Meine Mutter und Rae haben beide versprochen, damit aufzuhören. Und mein Vater würde so etwas nie tun.«
»Ich glaube nicht, dass es diesmal mit deiner Familie zu tun hat.«
»Wirst du beschattet?«, fragte ich.
»Bisher nicht.«
»Hat jemand eine Bankauskunft eingeholt oder dich im Strafregister überprüft?«
»Es sind Anrufe. Zwei Mal bisher.«
»Drohungen? Obszönitäten?«
»Nein. Beide Male war es eine Frau, unter dem Vorwand, eine Umfrage durchzuführen.«
»Vielleicht war es ja wirklich eine Umfrage.«
»Nein. Dafür waren die Fragen zu persönlich.«
»Wie zum Beispiel?«, fragte ich.
Maggie zog ein Notizheft aus ihrer Handtasche und las sich ein Gekritzel durch, das ich für meinen Teil nie hätte entziffern können.
»Es fing mit meiner Arbeit an. Sie fragte mich, ob ich kostenlose Rechtsleistungen erbringe. Dann wollte sie wissen, ob ich die Legalisierung von Drogen befürworte und, falls ja, welcher Drogen.«
»Klingt für mich nach einer regulären Umfrage«, sagte ich.
»Na ja, sie wollte auch wissen, ob ich mit meiner Arbeit zufrieden bin. Und dann ging es um eine Reihe von Freizeitaktivitäten – Kino, Strand, Zelten und was weiß ich noch alles –, die ich mit einer Sternchenzahl zwischen 0 und 5 bewerten sollte. Danach fragte sie, welche Tiere mir lieber seien: Hunde oder Katzen.«
»Echt? Und was hast du geantwortet?«
»Ich kann Katzen nicht leiden. Ich bin eine Hundenärrin.«
»Wie ging es dann weiter?«, fragte ich.
»Die letzte Frage war der Hammer: Sie wollte wissen, ob mir eine Band namens Monkeys gefällt, und als ich fragte: ›Meinen Sie die Arctic Monkeys ? Oder etwa die Monkees ?‹, sagte sie: ›Keine Ahnung, lassen wir das einfach aus.‹ Komische Umfrage, findest du nicht?«
»Stimmt.« Die letzte Frage hatte ebenfalls meinen Argwohn geweckt, wenn auch aus anderen Gründen als bei Maggie. »Ich gehe der Sache mal nach«, sagte ich.
Und dann tauchte ein unerwarteter Gast auf.
Meines Wissens hatte meine Schwester immer noch Hausarrest, aber jetzt spazierte sie seelenruhig in die Bar und setzte sich an den Tresen, als wäre sie hier Stammgast.Maggie und mich bemerkte sie gar nicht, obwohl wir in der Nähe saßen.
Bevor ich mich zu erkennen gab, wollte ich Rae eine Weile beobachten. Sie knallte ihre Schultasche auf den Tresen und bestellte »dasselbe wie immer«. Connor wusste offensichtlich Bescheid, denn er schenkte ihr ein großes Glas Ginger Ale ein.
»ärger gehabt?«, fragte er. Das haute mich um, nicht etwa, weil er das in verständlichem Englisch gesagt hatte, sondern weil die Frage hätte lauten müssen: »Kann ich mal deinen Ausweis sehen?«
Ich gab Maggie ein Zeichen und ging auf die beiden zu.
»Was machst du hier?«, fragte ich Rae.
»Entspannen«, sagte sie, ohne sich nach mir umzudrehen.
Ich setzte mich zu ihr und sprach Connor an.
»Dir ist schon klar, dass man hierzulande erst ab einundzwanzig trinken darf? Sie ist noch keine siebzehn!«
»Ist doch nur Ginger Ale«, sagte er unbekümmert. »Sobald sie ihn ausgetrunken hat, macht sie die Biege. Stimmt’s oder habe ich recht, Rae?«
»Klar.« Sie und Connor schienen sich ja prächtig zu verstehen. Als Rae sich umdrehte, erblickte sie Maggie.
»Genau die Person, die ich suche«, sagte Rae, sprang vom Barhocker, schnappte sich ihre Tasche und ging zu ihrer neuen Freundin rüber.
»Wir gehen gleich«, rief ich ihr nach, aber das registrierte sie gar nicht. Kaum hatte sie sich an den Tisch gesetzt, wühlte sie in ihrer Tasche und zog schließlich einen Testbogen heraus.
»Ich brauche deinen Rat«, sagte Rae.
»In Rechtsfragen?«, fragte Maggie.
»Das wird hoffentlich nicht nötig sein. Wirf mal einenBlick auf meine Arbeit. Findest du die Note etwa angemessen?«
Ich wandte mich wieder Connor zu. »Ist Milo da?«
»Im Büro, sortiert alte Unterlagen aus. Er freut sich bestimmt, wenn du ihn überraschst.«
Das wollen wir doch mal sehen , dachte ich.
Fast hätte ich Milos Büro nicht wiedererkannt: Es war praktisch leer, von zwei Stühlen, dem Schreibtisch und einem Schredder abgesehen, daneben standen zwei verknotete Säcke voller zerhäckselter Unterlagen. Milo war anscheinend
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