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Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)

Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)

Titel: Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Bilton
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arbeiten.
    In einer ähnlichen Position hatte Goldman sich schon fünf Jahre zuvor befunden, als Ev ihn 2002, noch bevor er den Dienst an Google verkaufte, als Teilzeitkraft bei Blogger eingestellt hatte.
    Bei Blogger hatte Goldman ein buntes Aufgabengemisch erledigt: Er hatte in der Kundenbetreuung Beschwerde-E-Mails über haarsträubende Bloginhalte beantwortet, tropfende Wasserhähne repariert, neue Büroräume gesucht, die Bücher geführt und Ev beim Papierkram für den Verkauf an Google geholfen.
    Als er nun fünf Jahre später, im Februar 2007, bei Twitter anfing, war vom ersten Tag an klar, dass sein Aufgabenbereich ganz ähnlich aussehen würde: ein bisschen von allem, und wieder sehr viel Durcheinander.
    Jack hatte zwar bei Twitter eine führende Rolle übernommen, aber es war klar, dass eigentlich niemand das Sagen hatte. Häufig nehmen Firmen die Eigenschaften ihrer Gründer und ersten Mitarbeiter an, und so gestaltete sich der Betrieb bei Twitter, das als Ableger von Odeo Noahs chaotischem Hirn entsprungen war, immer noch wie bei einem anarchistischen Hackerkollektiv ohne Regeln.
    Viele der Mitarbeiter machten, was sie wollten und wo sie wollten – das heißt, wenn sie überhaupt etwas machen wollten, was mit ihrer Routinearbeit zu tun hatte. Statt die Server in Ordnung zu bringen, entwickelten sie lieber ihre eigenen Programme und Apps zur Erweiterung von Twitter. Jack hatte kein Glück bei dem Versuch, sie zu bändigen. Zudem herrschten erhebliche Rivalitäten zwischen ihm und seinen Kollegen, da er noch einige Monate zuvor, als Odeo noch existierte, in der Firmenhierarchie unter ihnen gestanden hatte.
    Goldman geriet auf Anhieb in das Machtvakuum, das der Situation in Herr der Fliegen ähnelte. Praktisch unterstand er bei Twitter Jack, aber bei Obvious Ev, und da Twitter Obvious gehörte, war er möglicherweise zugleich Jacks Vorgesetzter.
    Dennoch stürzte Goldman sich wie schon bei Blogger in seine neue, bunt gemischte Arbeit und versuchte, so etwas wie Ordnung in das Chaos zu bringen.
    Zu seinen ersten Aufgaben gehörte es, gemeinsam mit Jack Twitter für Neulinge leichter verständlich zu machen. Der Dienst ermöglichte es Nutzern, über Textnachrichten verschiedene Aktionen auszuführen, so konnten sie etwa anderen »folgen« oder diese »entfolgen«. Er enthielt jedoch noch weitere Begriffe, die für Nutzer verwirrend waren und aussortiert werden mussten. Also begannen sie zu streichen: »Worship« stellte sicher, dass ein Nutzer jeden Beitrag eines anderen, dem er folgte, erhielt. (Weg damit.) »Sleep« ermöglichte es, die Verfolgung der erhaltenen Mitteilungen zu unterbrechen. (Zu unklar.) Eine lange Liste weiterer Optionen wurde entfernt.
    Selbstverständlich gab es erheblich größere Probleme als die Frage, welche Begriffe Twitter verwenden sollte. Da der Dienst innerhalb von zwei Wochen als Prototyp entstanden war und eine relativ neue Programmiersprache namens Ruby on Rails verwendete, steckte er voller Verknüpfungs- und Programmierprobleme. Es war, als hätte jemand in aller Eile einen Wolkenkratzer gebaut und aus Zeitmangel statt Nägeln, Holz und Beton Pappe, Leim und Klebeband benutzt. Und nun zogen schon Bewohner ein, bevor die Bauarbeiter die provisorischen Materialien durch stabilere ersetzen konnten.
    Das größte Problem war jedoch, den Leuten zu erklären, was Twitter eigentlich war. Jeder hatte darauf eine andere Antwort: »Es ist ein soziales Netzwerk.« »Es ersetzt SMS.« »Es ist die neue E-Mail.« »Es ist Mikrobloggen.« »Es dient dazu, seinen Status zu aktualisieren.«
    Die meisten neuen Nutzer wussten daher nicht, was sie machen sollten, wenn sie zum ersten Mal auf die Seite kamen. Sie meldeten sich an und schickten ihren ersten Tweet, der häufig so aussah: »Wie benutze ich das hier?« »Was zum Teufel ist das eigentlich?« »Twitter ist blöd.« »Das ist doof.«
    Die Verwirrung führte dazu, dass Jack und Ev zum ersten Mal unterschiedlicher Ansicht waren: Jack sah Twitter als Ort, um mitzuteilen, »was ich gerade mache«. Ev verstand es eher als Mikroblog. Für beide enthielt die Art, wie Leute den Dienst bei einem kleinen Erdbeben im vorangegangen Sommer genutzt hatten, Hinweise, was Twitter leisten könnte.
    An einem Abend gegen Ende August 2006 vibrierte kurz nach 20 Uhr Jacks Handy auf seinem Schreibtisch im Büro. Er nahm es und las die Twitter-Nachricht von Ev: »Hat jemand gerade das Erdb…«. Bevor er das Ende der Nachricht erreicht hatte, spürte er,

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