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Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)

Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)

Titel: Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Bilton
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gewänne, solle er die Dankesrede halten. Jack fühlte sich geschmeichelt, aber da er als Kind kaum gesprochen hatte, fehlte ihm das Selbstvertrauen, vor einer großen Menschenmenge zu reden. Er wandte sich Biz zu, um ihm die gute – oder schlechte – Nachricht mitzuteilen, und fragte: »Was soll ich denn sagen?«
    Biz starrte einen Weile ins Leere und antwortete dann: »Ich hab’s.« Er nahm ein Stück Papier und einen Stift und schrieb eine kurze Rede, die er Jack reichte.
    Noah, der von Twitter Verstoßene, saß mit einer Videokamera neben der Gruppe, um die Ereignisse aufzuzeichnen. Als das Wort »Twitter« durch den Saal hallte, johlte und pfiff auch er.
    Noah war zum South by Southwest gekommen, um Start-up-Ideen auszuloten, die er allein entwickeln könnte, dabei war er seinen ehemaligen Kollegen und Freuden vor der Halle über den Weg gelaufen. Nachdem sie über Allerweltsthemen und über die ungewöhnliche Menge von Neuanmeldungen geplaudert hatten, die Twitter bei dieser Veranstaltung gewonnen hatte, hatte Ev ein Friedensangebot gemacht.
    »Hey, Noah, willst du dich nicht zu uns setzen?«, hatte Ev gefragt.
    Die vorangegangenen Monate waren schwierig für Noah gewesen. In einem sehr persönlichen Blogeintrag hatte er geschrieben, 2006 sei für ihn das »schwerste Jahr« seines Lebens gewesen. »Ich habe mehr verloren, als ich je für möglich gehalten hätte. Ich habe meine beiden besten Freunde verloren. Mein Selbstverständnis geändert. Ich habe meine Firma verlassen und alles, was ich jahrelang geschaffen habe. Ich habe viel über Stress gelernt. Über Vertrauen. Über Trauer … und ich habe mehr geweint als je zuvor.«
    Nun kam er gerade wieder auf die Beine, und Ev reichte ihm die Hand. »Klar, das wäre toll«, hatte Noah geantwortet. »Gern.«
    Als sie nun zusammen im Saal saßen und Ze Frank lauschten, waren die Twitter-Leute alle aufgeregt, aber auch völlig erschöpft von den vergangenen Tagen.
    Ev hatte schon mehrmals das South by Southwest besucht und wusste, dass sich die Besucher zwischen den Veranstaltungen auf den Fluren drängten und mit Bekannten plauderten. Einige Monate zuvor hatte er eine Idee vorgebracht. In einer E-Mail hatte er Jack und Biz Wochen vor der IT-Tagung vorgeschlagen, »im Hauptfoyer, wo sich Leute aufhalten, einen Flachbildschirm mit einer coolenTwitter-Darstellung aufzustellen«. »Darauf zeigen wir Tweets von Leuten, die beim Festival sind (und natürlich eine Anleitung zur Anmeldung).« Seiner Ansicht nach wäre es »ungemein spannend, alle diese Tweets mit Bildern von Leuten zu sehen, die um dich herum sind.«
    Biz und Jack hatten die Idee sofort aufgegriffen und ihre Leute mobilisiert. Das Twitter-Team war damals immer noch sehr klein – es bestand nur aus einer Hand voll Software-Entwicklern und Designern –, aber Blaine und Jeremy hatten bereits mit der Arbeit an den Servern begonnen. Ray hatte wie schon bei der katastrophalen Twitter-Präsentation beim Love Fest eine Flash-Animation entwickelt, die sich für einen 51-Zoll-Plasmabildschirm eignete. Einige Tage vor Beginn des Festivals waren Biz und Jack nach Austin geflogen, um die Bildschirme überall in den Hallen aufzustellen. Hinter jedem hing ein großes beigefarbenes Twitter-Logo in der Luft, umgeben von Anleitungen, wie Nutzer twittern konnten, was sie gerade machten.
    Den Besuchern gefiel es, ihre Namen, Gesichter und Kommentare als Stream auf dem Bildschirm wiederzufinden, wo alle sie sehen konnten. Schon bald verwandelten sich die Plasmabildschirme in digitale Reklametafeln, um die sich Menschen drängten, um anhand der ständig weiterrollenden knappen Tweets zu sehen, welche Vorträge oder Diskussionsveranstaltungen sie besuchen sollten.
    Das Apple iPhone sollte erst drei Monate später auf den Markt kommen. Daher gehörte es selbst auf einer IT-Konferenz noch nicht zu den üblichen Gepflogenheiten, stundenlang auf ein Handy zu starren. Die meisten besaßen wie Jack ein Motorola Razr, ein flaches Klapphandy, das umfangreiche Funktionen anbot: Man konnte SMS verschicken oder telefonieren.
    Da Twitter auf Textnachrichten beruhte, ließ sich der Dienst mit Handys aller Art nutzen und breitete sich schon bald unter den Tagungsteilnehmern aus.
    Bei Podiumsdiskussionen schauten die Zuhörer nicht mehr auf die Redner, sondern sehnsüchtig auf ihre Handys und warteten geduldig auf ein Update in der Hoffnung, einen Informationsschnipsel zu finden, der wichtiger wäre als das reale Leben.
    Als der Dienst

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