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Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)

Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)

Titel: Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Bilton
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Noah vorbeiquetschten, als sei er ein x-beliebiger Tagungsteilnehmer, und durch ein Meer von Applaus auf die Bühne gingen. Jacks braune Cowboystiefel waren deutlich zu hören, als er ans Mikrofon eilte. Biz stellte sich rechts neben ihn und hielt verlegen den Preis in Händen. Ev und Goldman blieben im Hintergrund und überließen das Rampenlicht Jack, während er die kurze Dankesrede hielt, die Biz geschrieben hatte.
    »Ich möchte allen in höchstens 140 Zeichen danken«, sagte Jack an die Menge gewandt und beugte sich vor zum Mikrofon, »und das habe ich hiermit getan.« Er winkte, sagte »Danke«, und die Gruppe verließ unter donnerndem Beifall die Bühne.
    Als sie wieder an ihre Plätze kamen, war Noah verschwunden.
    Nach der Preisverleihung waren Jack, Biz, Goldman und Ev bester Laune. Sie schlenderten durch die Gänge, hielten den rechteckigen Glaspreis, den sie erhalten hatten, hoch, posierten für Fotos und schüttelten auf dem Weg zu einer Aftershowparty Leuten die Hände.
    Jack trug einen blauen Schal, der über sein langärmeliges schwarzes T-Shirt wallte. Als er zu der Party kam, strahlte er freudig erregt wie eine Ballkönigin mit Krönchen auf dem Kopf. Ständig kamen Leute und gratulierten ihm. Vor zwei Tagen war er als Niemand hergekommen. Nun war er eine Miniberühmtheit.
    Noah wanderte nach der Preisverleihung eine Weile verstimmtdurch die Gänge, beschloss aber bald, sich nicht länger darüber zu ärgern, dass seine ehemaligen Kollegen ihn nicht mit auf die Bühne gebeten hatten, sondern sich lieber über den Erfolg seiner Freunde zu freuen. Also ging er zur Aftershowparty und entdeckte aus einer Ecke des Saals auch bald die Twitter-Crew.
    Noah ging mit ausgestreckter Hand auf Jack zu und öffnete schon den Mund, um ihm zu gratulieren. Aber als er nur noch ein paar Schritte von seinem Freund entfernt war, schoss Biz dazwischen, legte den Arm um Jack und zog ihn in eine andere Richtung, um für ein Foto zu posieren. Noah stand mit ausgestrecktem Arm inmitten des vollen Saales, als schüttele er einem Unsichtbaren die Hand. Jack, Biz und Ev verschwanden in einen Nebenraum, weil noch mehr Leute sie fotografieren wollten. Zutiefst getroffen von dem Vorfall verließ Noah die Party.
    Als das Fest seinem Ende entgegenging, twitterte Jack, das Gründergrüppchen mache sich auf den Weg in ein Restaurant, um sich zu entspannen. Als sie im Magnolia Café mit seiner im Regen funkelnden Neonleuchtschrift saßen, Pommes frites mit Salsa aßen und Bier und Wasser aus hohen Gläsern tranken, waren sie noch völlig aufgedreht über ihren Sieg. »Klatschnass im Magnolia«, twitterte Ev. Kurze Zeit später fügte Biz hinzu: »Haue mit den Jungs im Magnolia rein.«
    Aber es waren nicht alle Jungs dabei.
    Nur einige Häuserblocks entfernt ging Noah allein durch den Regen, während seine früheren Freunde und Mitbegründer auf den Preis tranken, den sie gerade ohne ihn entgegengenommen hatten.

Der erste Twitter-Chef
    Mit Kopfhörern auf dem Kopf starrten Software-Entwickler auf ihre Monitore, als Jack, Ev, Biz und Goldman in das Hinterzimmer gingen, das früher Noah als Büro gedient hatte.
    Keiner achtete auf sie. Es wirkte wie eine Besprechung unter vielen, als sie den Raum betraten und sich jeder auf einen der zusammengewürfelten Schreibtischsessel mit Rollen setzten. Goldman schloss die Glastür hinter sich und vergewisserte sich mit einem zusätzlichen Ruck, dass niemand ihr bevorstehendes Gespräch mithören konnte.
    In den wenigen Monaten seit dem South by Southwest hatte Twitter bald die Marke von 100

000 registrierten Nutzern überschritten. Noch immer flossen keine Einnahmen, und von einem Geschäftsmodell konnte ebenfalls keine Rede sein, aber um diese Aufgaben sollte sich der Firmenchef kümmern.
    Nach wochenlangen internen Diskussionen – teils bei Kaffee oder Bier, teils per E-Mail – wollten sie endlich entscheiden, wer Twitter leiten, wer welchen Posten bekleiden sollte und wie sie die Firmenanteile aufteilten wollten. Bislang war Ev Alleininhaber der Firma, die er mit seinem Geld finanzierte, seit er Noah und die früheren Investoren vor nahezu sechs Monate ausbezahlt hatte.
    Die vergangenen Wochen waren für die Führungsriege von Twitter stressig und chaotisch verlaufen. Über ihren Finanzanteil machten sie sich weniger Gedanken, aber ihre Stellung innerhalb der Firma und damit ihr Ego waren ihnen überaus wichtig.
    In den Anfangszeiten der Start-ups wurden Posten gewöhnlich ohne

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