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Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)

Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)

Titel: Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Bilton
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Aussicht gestellt, jedoch durchblicken lassen, dass er selbst an der Führung einer Aktiengesellschaft wenig Interesse hegte. Nein, Evan Williams war, wie er dem Reporter verriet, von der Entwicklung einer neuen Idee begeistert: »Er brütet über einem Weg, E-Mails zu revolutionieren.«
    Wieder und wieder ging Jack auf dem Flug dieser Satz durch den Kopf: E-Mails revolutionieren?! Warum hatte Ev ihn denn aus der Geschäftsführung gedrängt, wenn er selbst gar kein Interesse an der Leitung des Unternehmens hatte?
    Die Maschine wurde langsamer. Die anderen Delegationsmitglieder um Jack herum nahmen ihre Helme ab und setzten sich darauf. Einer tat es dem anderen nach. »Was soll das?«, rief Jack durch das Motorengeheul Cohen zu.
    »Wir landen!«, brüllte der Reiseleiter des Außenministeriums zurück. »Wir werden manchmal bei der Landung beschossen, und wer will schon eine Kugel in den Arsch kriegen.« Hektisch riss sichJack den Helm vom Kopf und setzte sich darauf, um seine Weichteile vor feindlichem Beschuss zu schützen, gerade noch rechtzeitig, bevor sich der Riesenvogel in eine scharfe Kurve legte.
    Eine C-130 in einer verwüsteten, von Aufständischen infiltrierten Stadt sicher zu Boden zu bringen, hat wenig mit der Landung eines normalen Passagierflugzeugs auf einem komfortablen Großflughafen gemein. Keine Warnlämpchen fordern die Passagiere zum Anlegen der Sicherheitsgurte auf, kein freundlicher Flugbegleiter bittet um die Abschaltung der mobilen Geräte. Die größte Sorge für einfliegende Maschinen im Irak war der Beschuss durch Raketenwerfer, deshalb bedienten sich die Piloten eines Tricks und flogen die Landebahn in einer Spirale an.
    Zum Glück ohne jeden Zwischenfall setzte die Maschine auf und rollte die Piste entlang, während sich bereits die Heckluke öffnete und den Insassen den Blick auf ein Stück orangefarbenen Himmel freigab. Ein Schwall versengter Wüstenluft schoss ins Innere und traf die Passagiere mit glutheißer Wucht. Wie ein Schwarm schwarzer Riesenhornissen zog in der Ferne ein Duzend Hubschrauber über den Himmel. Jack fühlte sich an eine Szene aus dem Film Forrest Gump erinnert.
    Cohens Rat an die Teilnehmer, wegen der knappen Zeit schon auf dem Flug Anzug zu tragen, war eine blöde Idee gewesen. Die Splitterschutzwesten aus ballistischem Nylon hatten stundenlang gegen die feinen Jacketts gescheuert und sie wie Sandpapier aufgeraut.
    Endlich kam das Flugzeug zum Stehen. Die Passagiere liefen die Heckrampe hinunter und machten als Erstes Bekanntschaft mit einem breitschultrigen ehemaligen Marineinfanteristen namens Tony, der in der folgenden Woche über ihre Sicherheit wachen würde. Tony, ein Mann mit aufmerksamem Blick, erläuterte kurz das empfohlene Verhalten, falls die Besucher aus Amerika Opfer einer Entführung oder Geiselnahme werden sollten.
    Kurz darauf wurden sie zu einer Gruppe von Kampfhubschraubern geführt, um in die Grüne Zone zu fliegen, die amerikanischeSicherheitsenklave in Bagdad. Auch diese Zone war zwar nicht gegen Raketenschläge gefeit, aber man versicherte ihnen, dass sie zumindest für Amerikaner der sicherste Ort im Irak sei.
    Jacks Helikopter stieg auf, neigte sich nach vorn und jagte durch die dicke irakische Luft davon. Er hatte sich nach hinten gesetzt und lugte aus der offenen Seite des Hubschraubers, während Marineinfanteristen neben ihm ihre Gewehre auf den Boden richteten. »Das ist die gefährlichste Straße der Welt«, rief einer der Soldaten. »Es wimmelt nur so von IED.« (IED war die Abkürzung für »improvised explosive devises«, improvisierte Sprengvorrichtungen, also Sprengfallen der Aufständischen, um Amerikaner zu töten.)
    »Interessant«, sagte Jack mit einem Schaudern, zog den Kopf zurück und atmete tief durch. Die anderen im Helikopter beschäftigten sich auf ihre Weise: Scott schoss Fotos, Cohen fummelte an seinem Blackberry herum und ein mitgereister Reporter, Steven Levy, kritzelte auf seinem Notizblock.
    Cohen besaß eine beachtliche Überzeugungskraft, schließlich hatte er es geschafft, diese amerikanischen Zivilisten aus ihrer behaglichen Heimat in ein derart unwirtliches Kriegsgebiet zu locken. Natürlich hatte er auch die Presse nicht vergessen und mit Levy vom Branchenmagazin Wired einen versierten Fachjournalisten mitgebracht.
    »Die Idee besteht darin, die Expertise dieser kleinen Gruppe zu nutzen, um im Irak Vertretern der Regierung, Unternehmen und Nutzern hilfreiche Anregungen für den Wiederaufbau mit auf den

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