Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)

Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)

Titel: Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Bilton
Vom Netzwerk:
reger Geschäftigkeit, ein Eindruck, der durchaus nicht trog.
    Cohen war Ende 2006 unter Condoleezza Rice ins »State« gekommen, wie es Insider nannten. Er war damals erst 25, hatte aber einen beeindruckenderen Lebenslauf vorzuweisen als die meisten Leute, die doppelt so alt waren, darunter hochtrabende Abschlüsse der Universitäten Stanford und Oxford. Außerdem sprach er fließend Suaheli und Arabisch und hatte bereits zwei Fachbücher verfasst, eins über den Völkermord in Ruanda, das andere über stille Revolutionen und moslemische Jugendliche im Iran und Syrien.
    Nachdem Hilary Clinton in der neuen Regierung Präsident Obamas das Außenministerium übernommen hatte, gab sie Cohen und seinem Vorgesetzten Alec Ross – auch er ein noch recht junger, aufstrebender Beamter des diplomatischen Dienstes – den Auftrag, das Potenzial der neuen Informationstechnologien, die den Bürgern mittlerweile zu Verfügung standen, für das Amt nutzbar zu machen. Kurz, sie bekamen die Lizenz zur außenpolitischen Nutzung sozialer Medien.
    Zu den kühnsten Ideen von Ross und Cohen gehörte es, eine Gruppe sehr einflussreicher Persönlichkeiten aus der IT-Industrie, darunter Vertreter von Google, YouTube, Meetup, Howcast, AT&T und natürlich Twitter, in den Irak zu bringen, um dem vom Kriegverwüsteten, von weiterem Niedergang bedrohten Land Anregungen für den Wiederaufbau zu geben – nicht mit Ziegelsteinen und Zement, sondern mit Handys und neuen Technologien.
    Beim Zwischenstopp in Amman erläuterte Cohen der Gruppe noch einmal den Ablauf der Reise. Vorgesehen war sogar ein Treffen mit dem Präsidenten und dem Premierminister des Irak, und weil sie gleich nach der Landung direkt zu ihrem ersten Meeting fahren würden, empfahl Cohen für den Flug Schlips und Anzug.
    Hier in Amman waren sie nur noch 800 Kilometer von der Kriegszone entfernt. Sie hatten ihr Ziel fast erreicht. Ursprünglich war Ev auf den Trip eingeladen worden, aber genauso wie Biz und Goldman war er für eine so weite Reise zu beschäftigt gewesen. Statt einfach abzusagen, war ihnen eingefallen, dass Jack ja hinfliegen konnte, wenn er Lust hatte. Welchen Schaden konnte er im Irak schon anrichten?
    Und nun stand Jack tatsächlich im Flughafen der jordanischen Hauptstadt. Den Artikel des Wall Street Journal hatte er fast durch, als Cohen sie aufrief, an Bord der Maschine zu gehen.
    Sie überquerten den heißen Asphalt zu einem Sammelpunkt, wo Schutzwesten und Helme ausgeteilt wurden, und liefen weiter zur C-130. Als sie den Rumpf des Flugzeugs betraten, stellten sie fest, dass die Maschine anders als ein normales Passagierflugzeug gar keine Fenster besaß. Sie nahmen auf roten Gittersitzen Platz, zurrten ihre Sicherheitsgurte fest, setzten die Helme auf und hüllten sich in ihre Splitterschutzwesten. Jack setzte sich neben Cohen und Scott Heiferman, einen der Gründer von Meetup. Im hinteren Teil des Flugzeugs saßen Soldaten mit Maschinengewehren. Unverkennbar flogen sie aus anderen Gründen in den Irak als Jack und seine Gruppe.
    Der Delegation von Experten, gewöhnt an Klimaanlagen, saubere Büros, gediegene Kantinen und schickes Design, bot sich ein höchst ungewohntes Bild. Der dunkle, tonnenförmige Rumpf der Militärmaschine gab seine metallenen Innereien preis. Das einzige Dekor war eine amerikanische Flagge, die von der Decke hing undstolz auf das »Team« verwies, in dem sie alle gemeinsam spielten. Die Hitze im Flugzeug war kaum erträglich. Es sah nicht danach aus, dass auf diesem Flug Erdnüsse gereicht würden.
    Als die Maschine abhob und ihren steilen Aufstieg auf über 8

500 Meter begann, wurde dem einen oder anderen vor Aufregung oder Angst ganz mulmig. Jack lief der Schweiß in Strömen. Kein Gedanke daran, dass er in Kürze den irakischen Präsidenten treffen würde. Was ihm die Reise noch verdrießlicher machte, war ein Satz aus dem Artikel des Wall Street Journal , der ihm nicht aus dem Kopf gehen wollte.
    In ihrer Geschichte präsentierte die Zeitung ein Porträt von Twitter und der »Köpfe hinter dem heißesten Netzwerk-Tool des Internets«, wie der Untertitel verkündete. Das war höchst ärgerlich, denn Jack war gar nicht abgebildet, sondern nur Biz und Ev. Sein Name und seine Beteiligung an Twitter wurden nur nebenbei erwähnt. Was Jack aber am meisten fuchste und sein Blut noch mehr in Wallung brachte, war der letzte Satz des Artikels.
    Ev hatte dem Journalisten die Möglichkeit eines baldigen Börsengangs von Twitter in

Weitere Kostenlose Bücher