Two Night Stand
Sicherheit war er von dem Ganzen genauso überrumpelt worden wie sie.
„Shona…“, Tim atmete tief durch, er spielte verlegen mit einem Stift, wie sollte er sie bloß darauf ansprechen?
‚ Einfach raus damit’ , befahl er sich dann selbst.
„Hm?“, sie sah ihn hoffnungsvoll an.
„Es gibt doch auch noch eine andere Möglichkeit… ich meine, du bist noch ganz am Anfang und… also… du müsstest doch die Schwangerschaft nicht fortführen. Hast du darüber mal nachgedacht?“
Er wagte ihr nicht in die Augen zu schauen, er kam sich sogar richtig schäbig vor.
Shona versuchte, sich ihre Enttäuschung nicht anmerken zu lassen, sie räusperte schnell den Kloß im Hals weg. „Doch, das habe ich. Zu allererst… Aber… aber dann habe ich den Herzschlag der beiden gesehen und… ich kann das nicht, Tim. Es tut mir leid, wenn ich damit deine Lebensplanung über den Haufen werfe, aber ich werde diese Kinder bekommen.“
Shona konnte nicht mehr, sie stand auf und streckte die Hand nach dem Mutterpass auf. „Gibst du ihn mir bitte?“
Tim war verwirrt, er wusste erst gar nicht was sie meinte, dann erinnerte er sich, dass er ihn noch vor sich liegen hatte, und reichte ihn ihr. Ihre Fingerspitzen berührten sich dabei, Tim spürte immer noch dieses unvergleichliche Kribbeln.
Er sah, dass sie auf die Türe zusteuerte, er sprang schnell auf und lief zu ihr hin. „Shona, ich werde die nächsten Monate nicht in Deutschland sein. Ich betreue die Filialen im Ausland und werde mich intensiv um unsere Kunden und Geschäftspartner kümmern. Ich… ich werde aber alles an meinen Anwalt weiterleiten und etwas aufsetzen lassen, dass ich der Vater der Kinder bin. Also wenn das mit dem Test und so gelaufen ist.“
„Einen Anwalt? Wozu denn das?“
„Es kann mir ja was passieren, dann bist du schon einmal abgesichert. Und… also… keine Sorge, den Kindern wird es an nichts mangeln. Und dir natürlich auch nicht“, fügte er hastig hinzu.
„Ich will dein Geld nicht, Tim. Mir geht es nur um die Kleinen. Ich möchte, dass sie so behütet wie möglich aufwachsen und ich… ich werde alles tun, um ihnen ein schönes Leben zu ermöglichen. Ich… ich würde mich sehr freuen, wenn du… wenn du auch ein Teil davon werden könntest…“
Verdammt, die Tränen drängten mit aller Macht nach oben, Shona versteckte kurz ihr Gesicht hinter ihrer Hand.
„Ich hab’ mir das auch nicht so ausgesucht, Tim. Aber ich habe keine andere Wahl, als mich damit auseinanderzusetzen“, sie blickte ihn aus tränenverschleierten Augen an, Tim brach es das Herz, sie so zu sehen. „Aber ich werde für die Rechte meiner Kinder kämpfen, das solltest du wissen“, fügte sie dann so energisch wie möglich hinzu. Es blitzte kurz in ihren Augen auf, für einen Moment wich die Verzweiflung darin einem sehr entschlossenen Ausdruck.
„Das weiß ich, Shona“, lächelte Tim ihr zu, die kleine Furie in ihr war kurz wieder da.
„Ich… ich wünsche dir dann viel Erfolg im Ausland bei allem, was du tust“, sagte sie leise.
„Und ich wünsche dir alles Gute für die Schwangerschaft und die Geburt und so. Ich hoffe, es läuft alles gut.“
„Ja, das hoffe ich auch“, sie hatte keine Kraft mehr für dieses Gespräch. Sie wollte nur noch ins Bett und heulen. Shona griff nach dem Türgriff, bevor sie die Türe öffnete zögerte sie aber kurz noch. „Tim, warum… warum…? Ich verstehe das irgendwie immer noch nicht…“
Tim sah auf das Häufchen Elend vor sich, er bekämpfte den Drang, sie in die Arme zu nehmen und ihr die Tränen und die Sorgen einfach wegzuküssen. „Weil es nicht gut gehen würde. Wir würden immer wieder aneinander geraten und dann würden auch noch die Kinder drunter leiden.“
„Du bist ein elender Feigling, Timotheus“, weinte Shona, dann verließ sie mit eiligen Schritten sein Büro.
Tim holte sich erst einmal einen Whiskey aus dem Schrank in seinem Büro. Er hatte immer eine Flasche da, um wichtige Geschäftsabschlüsse oder Präsentationen zu feiern.
‚ Nun, zu feiern gibt es ja jetzt auch etwas’ , sagte die kleine giftige Stimme in seinem Kopf. ‚ Glückwunsch, du wirst Papa! ’
Er nahm einen großen Schluck und ließ sich in seinen Sessel plumpsen. Das durfte doch alles nicht wahr sein, Shona war schwanger, und so, wie die ganze Sache aussah, war er sogar noch hauptschuldig an dem ganzen Mist. Wären die Worte des Arztes ihm doch schon früher eingefallen, dann wäre alles noch in Ordnung.
‚
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