Two Night Stand
aufgerissenem Mund an. „Ihr habt euch getrennt?“
„Ja, es ging leider nicht“, antwortete Tim. Wie erwartet, hatten sie zuerst nach Shona gefragt.
„Aber warum? Ihr habt so verliebt gewirkt“, Antoine runzelte die Stirn. „Ich hätte darauf gewettet, dass ihr das perfekte Paar seid.“
„Das sind sie auch!“, fauchte Claudine wütend dazwischen. „Tim, ich weiß nicht, was der Grund für die Trennung war, aber ihr müsst das wieder hinbekommen. Ich bin mir sehr sicher, dass niemand von euch mit einem anderen Partner glücklich werden kann.“
„Das ist doch Blödsinn“, widersprach Tim energisch. „Man kann nicht nur einen Menschen lieben.“
„Du wirst Shona nicht vergessen können, in zehn Jahren nicht, in zwanzig Jahren nicht! Das kann ich dir prophezeien“, Claudine sprang auf und gestikulierte wild mit den Händen.
„Bitte beruhige dich, Liebes“, Antoine lächelte seiner Frau zu, die wie eine Furie durchs Zimmer tobte, dann wandte er sich an Tim.
„Wie du siehst, habe ich auch so eine leidenschaftliche Frau. Sie sind anstrengend, sehr anstrengend sogar“, lachte er. „Aber es lohnt sich. Irgendwann gewöhnt man sich auch an die Launen, am besten sitzt man sie aus“, raunte er ihm leise zu.
„Ich weiß nicht, ob das so einfach ist“, sagte Tim zweifelnd.
„Wer will es denn schon einfach?“, lachte Antoine. „Du hast das Feuer in Shonas Augen gesehen und ihre Leidenschaft gespürt. Glaub’ mir, Tim, du wirst alle anderen mit ihr vergleichen, und sie werden dir sehr langweilig vorkommen.“
Tim dachte noch lange über die Worte von Claudine und Antoine nach. Sollten sie Recht behalten? Im Moment war er geneigt, ihnen zuzustimmen. Auch der Sex mit einer anderen Frau hatte ihn nicht von ihr abgelenkt, außer einem schlechten Gewissen hatte es ihm nichts gebracht.
„Was hast du nur mit mir gemacht, Teufelchen?“, fragte er leise in die Stille seines Zimmers. Er wusste nicht, ob es Absicht von Claudine gewesen war, aber es war das gleiche Zimmer, das er mit Shona bewohnt hatte. Er drehte sich auf die Seite, schaute auf die Stelle des Bettes, wo sie gelegen hatte.
Er würde einiges dafür geben, sie jetzt neben sich zu haben, ihren weichen Körper berühren zu dürfen, sie zu riechen und zu schmecken. Und ja, er würde auch einiges dafür geben, sich wieder mit ihr zu streiten.
‚ Hör auf mit dem sentimentalen Quatsch. Auch das geht vorbei…’
29
„Nun, Frau Miller, wie geht es Ihnen denn?“, Dr. Will empfing sie gewohnt herzlich.
„Gut“, nickte Shona ihr zu, sie hoffte, dass es überzeugend klang, und setzte sich nervös auf den Sessel im Sprechzimmer ihrer Frauenärztin.
„Shona isst zu wenig“, platzte es dann sofort aus Oma Mimi heraus, die sie zu diesem Termin begleitet hatte. Shona sah sie strafend an und nahm sich vor, sie nicht mehr mitzunehmen. Mimi hatte sich für die Ultraschalluntersuchung interessiert und Shona wollte ihr damit einen Gefallen tun, aber jetzt bereute sie das schon.
„Das sehe ich“, Frau Dr. Will schaute Shona besorgt an. „Sie sind jetzt in der zweiundzwanzigsten Woche und haben fast nicht zugenommen“, sagte sie streng. „Normalerweise bin ich ja froh darüber, wenn die Schwangeren nicht zu sehr an Gewicht zulegen, aber bei Ihnen könnte das ruhig etwas mehr sein.“
„Ich habe einfach keinen Appetit“, gestand Shona ihr. Sie versuchte ja zu essen, aber meist hörte sie nach ein paar Bissen wieder auf.
„Leiden Sie immer noch unter Übelkeit?“, fragte die Ärztin weiter.
„Nein, die ist weg.“
„Haben Sie Kummer?“
Shona biss sich auf die Unterlippe, was sollte sie denn sagen? Sie warf ihrer Oma einen Blick zu, Oma Mimi griff nach ihrer Hand.
„Sag es ihr doch, sie ist doch deine Ärztin“, lächelte Mimi ihr zu.
„Ja, na ja…“, Shona strich sich eine Locke hinters Ohr. „Ich… also…“
„Darf ich?“, fragte Mimi sie, Shona nickte nur. „Sie knabbert noch an der Trennung vom Vater der Babys. Es ist nicht einfach, wenn man keinen Partner an seiner Seite hat“, erklärte Shonas Oma der Ärztin.
„Das verstehe ich vollkommen. Aber trotzdem müssen Sie essen…“, Frau Dr. Will schaute sich Shonas Unterlagen an. „Die Blutwerte sind gut, nehmen Sie noch die Eisentabletten?“
„Ja“, nickte Shona ihr zu.
„Die Kinder werden sich das schon holen, was Sie brauchen. Aber wir müssen etwas für Sie tun. Sie kommen jetzt bitte zweimal pro Woche hierher, wir werden Ihnen ein bisschen
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