Two Night Stand
ich mich entscheiden werde, mache ich das“, versprach Shona ihr mit einem dicken Kloß im Hals.
„Frau Miller, wie geht es Ihnen heute?“, die Stimme ihrer Ärztin klang ruhig und freundlich, aber auf Shonas Stimmung hatte das keinen Einfluss. „Haben Sie den ersten Schock verdaut?“
„Irgendwie noch nicht so recht“, gestand Shona ihr ehrlich.
„Es ist auch nicht leicht, eine Entscheidung zu treffen. Aber ich möchte Ihnen auch nicht verheimlichen, dass ein Abbruch oft sehr belastend für die Frauen ist.“
„Ich weiß, ich mache mir das auch nicht leicht. Meine Familie ist auch komplett dagegen“, antwortete Shona leise.
„Sie bekommen die Kinder, nicht Ihre Familie. Aber wenn Sie einen starken Rückhalt haben, ist das schon eine Menge wert“, nickte die Ärztin ihr zu. „Ihre Werte sind übrigens gut“, sie tippte dann auf ihren Monitor. „Der ungefähre Geburtstermin wäre der 26. April. Wobei man bei Zwillingen davon ausgehen muss, dass die Babys früher geboren werden.“
„Aha“, nickte Shona nur, so richtig wollte sie das Thema noch nicht an sich heranlassen.
„Sie waren gestern bei der Untersuchung sehr nervös. Wollen wir heute noch einmal in Ruhe gemeinsam nachsehen?“, lächelte Frau Dr. Will ihr lieb zu.
„Von mir aus“, Shona zuckte nur mit den Schultern.
„Schauen Sie, das sind die kleinen Herzen, man kann sie pulsieren sehen“, erklärte die Ärztin Shona.
Shona sah auf das graue Wirrwarr vor ihr auf dem Monitor, doch jetzt erkannte sie die zwei puckernden Flecken. „Das… das sind… das sind meine Babys?“, fragte sie ein wenig ungläubig.
„Ja, das sind sie“, bestätigte Frau Dr. Will ihr.
„Irgendwie unglaublich, oder?“, Shona berührte mit ihrer Hand ganz sachte den Monitor, sie bekam plötzlich einen ganz dicken Kloß im Hals. „Das ist schon ein Wunder.“
Shona konnte ihren Blick gar nicht mehr von dem Bildschirm lösen. Das waren sie also, ihre Kinder. Und sie lebten, ganz eindeutig, sie konnte es sehen.
Aber durfte sie dann daran denken, dem Ganzen ein Ende zu bereiten?
Shona sah die Ärztin an und lächelte ihr scheu zu. „Ich danke Ihnen.“
„Gerne geschehen.“
„Oh Mann, das ist echt heftig“, Isabelle sah sich immer wieder Shonas Mutterpass an. „Ich möchte nicht mit dir tauschen…“
„Danke. Ich auch nicht mit mir“, jammerte Shona. „Aber ich werde sie bekommen, zumindest das steht für mich fest.“
„Du hast echt Mut“, Isa atmete tief durch. „Alle Achtung…“
„Was soll ich denn machen? Ich muss da irgendwie durch“, Shona biss sich auf der Unterlippe herum. Ihre Familie hatte ihre Entscheidung natürlich mit Freude aufgenommen und Shona war froh, dass sie sie hatte. Aber wie das Ganze so funktionieren sollte, das stand doch noch in den Sternen.
„Und was ist mit Tim? Du wirst es ihm doch sagen, oder?“
Shona atmete tief durch. Sie hatte sich eigentlich vorgenommen, ihn nie wieder um ein Gespräch zu bitten, aber das war eben gewesen, bevor sie wusste, dass sie schwanger war.
Und ob ihr es passte oder nicht, sie sah auch ein, dass er ein Recht darauf hatte, von den Babys zu erfahren. Und so ganz konnte sie praktische Überlegungen auch nicht von sich schieben, wenn er einen großzügigen Unterhalt zahlen könnte, wäre ihr natürlich auch sehr geholfen.
An mehr wollte sie erst einmal nicht glauben, es war einfach zu viel kaputt gegangen und an eine gemeinsame Zukunft mit ihm verschwendete sie keinen Gedanken mehr. Ihr Kopf war auch so voll genug, als dass sie ihn sich seinetwegen noch zusätzlich zerbrechen müsste.
„Shona? Wirst du es ihm sagen?“, hakte Isabelle nach.
„Ja, das muss ich wohl…“
Shona rang lange mit sich, wie sie das Gespräch wohl am besten über die Bühne bringen sollte. Zuerst wollte sie ihn zuhause aufsuchen, doch das brachte sie nicht fertig. In seiner Wohnung waren noch zu viele Erinnerungen, und der Gefahr, dass sie dort vielleicht auf eine neue Partnerin von ihm treffen würde, wollte sie sich auch nicht aussetzen.
Also blieb nur das Büro übrig, und vielleicht war dieses geschäftsmäßige Ambiente ja auch wirklich der passende Rahmen dafür.
Mit wackligen Schritten betrat Shona die Vorstandsetage. Sie war nur ein paar Mal hier gewesen, sie hoffte, dass er auch wirklich da war und sie nicht auf zu viele bekannte Gesichter stoßen würde.
„Frau Miller! Das ist ja schön, Sie zu sehen“, Susanne, Tims Assistentin begrüßte Shona
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