Two Night Stand
den Kopf.
„Ist doch schön, das wird bestimmt sehr eindrucksvoll“, Oma Mimi nickte begeistert und drückte Shona an sich. „Unser Engelchen wird in die feine Gesellschaft eingeführt.“
„Die arme Gesellschaft“, seufzte Cathleen Miller, Shonas Mutter, auf, dann sah sie sie streng an. „Hast du jemanden bedrängt, dir diese Einladung zu geben?“
„Ma!“, Shona haute empört mit der Faust auf den Esstisch. „Wie kannst du so etwas sagen? Du bist doch meine Mutter! Zacharias von Hofmannsthal ist ein sehr netter Mann, und er hat ganz offenbar eine ausgezeichnete Menschenkenntnis…“
„Wenn er die hätte, würde er die Türen verrammeln und dich nicht reinlassen“, lächelte Chloe zuckersüß.
„Du bist doch nur neidisch“, zickte Shona ihre Schwester an. „Du warst noch nie auf so einem vornehmen Event eingeladen. Und das, obwohl du alles dran setzt, mal in diese Kreise zu kommen. Hast wohl bisher mit den falschen Männern geschlafen!“
„Shona“, fuhr ihre Mutter tadelnd fort. „Bitte… zügele dich…“
„Warum? Ich werde doch von euch allen angegriffen. Warum könnt ihr mir nicht glauben, dass der nette ältere Herr mich mag?“, sie schob trotzig die Unterlippe vor.
„Weil wir dich eben kennen“, lächelte Cathleen ihr jetzt lieb zu. „Und hattest du uns nicht vor kurzem erzählt, dass du mit diesem Sohn von ihm aneinander geraten bist? Da ist es schon erstaunlich, dass du jetzt ausgerechnet bei dieser Familie eingeladen bist, oder? Also dürfen wir uns schon wundern…“
„Der Sohn ist ein arrogantes Arschloch. Aber sein Vater ist nett“, beharrte Shona.
„Und? Was wirst du anziehen?“, grinste Chloe. „Deinen Blaumann aus der Werkstatt? Oder doch lieber die gute Jeans, wo nur drei Ölflecken drauf sind?“
Shona funkelte ihre Schwester wütend an. Es kam immer zum Streit, wenn sie aufeinander trafen, das war Shona schon gewöhnt, aber heute ging ihr das besonders auf die Nerven.
„Chloe, Shona wird schon etwas Schönes finden, oder? Und den Wert eines Menschen erkennt man nicht an der Kleidung“, mischte Oma Mimi sich wieder ein. „Herr von Hofmannsthal scheint das schon ganz richtig erkannt zu haben, wenn er Shona einlädt.“
Shona schickte ihr ein dankbares Lächeln. Sie liebte ihre Omi einfach über alles, sie hielt immer zu ihr, auch wenn sie noch so schlimme Sachen ausgefressen hatte.
„Mit Sicherheit“, kicherte Chloe hämisch.
„Ich werde mich bestimmt nicht in einen teuren Fummel schmeißen. Dieses affige Getue mache ich sicherlich nicht mit, das überlasse ich lieber dir, Schwesterherz! Du hast dieses oberflächliche Tussigehabe einfach besser drauf als ich.“
„Wusste ich es doch – du hast also echt vor, da in Jeans aufzukreuzen, oder?“, Chloe lachte hysterisch auf. „Wir sollten sie an diesem Abend lieber in ihrer Wohnung einmauern, Ma, Shona wird unsere Familie bis auf die Knochen blamieren. Wahrscheinlich zettelt sie dort sogar noch eine Schlägerei an oder schläft mit der Hälfte des Personals!“
„Kann schon sein, kommt drauf an, wie viele es sind“, zischte Shona zurück, Chloe schnappte beleidigt nach Luft.
Shona hätte ihrer Schwester am liebsten den Kuchen durchs Gesicht gezogen, dabei wusste sie, dass Chloe es gar nicht so böse meinte. Sie waren einfach schonungslos ehrlich untereinander, Shona und Chloe verband trotzdem eine innige Liebe, auch wenn ständig die Fetzen flogen. Wenn eine von beiden Probleme hatte, hielten sie zusammen wie Pech und Schwefel. Shona hatte ihre Schwester schon oft gegen treulose Freunde oder fiese Klassenkameraden verteidigt.
„Schluss jetzt“, Cathleen Miller verzog ärgerlich das Gesicht, dann wandte sie sich an Shona. „Willst du also wirklich für die reichen Leute den Clown spielen? Gut, wenn dem so ist, dann ziehe dich so an wie immer“, sagte sie sanft zu ihr. „Mir ist das egal, das weißt du. Es ist dein Leben, deine Entscheidung. Wenn du aber wirklich jemanden beeindrucken willst, dann präsentiere dich doch einmal anders, Shona. Zeig, dass du eine umwerfend schöne junge Frau bist. Überrasche die Menschen doch einmal. Das wäre die perfekte Gelegenheit dazu.“
„Warum sollte ich diese Leute überraschen wollen? Sie kennen mich doch nicht anders“, Shona runzelte unwillig die Stirn. „Ich hasse es, angepasst zu sein.“
„Oh, meine süße Shona. Glaub mir: Angepasst wirst du mit Sicherheit niemals sein“, lachte ihre Mutter. „So was hängt doch nicht von der Kleidung
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