Two Night Stand
ab.“
„Ich weiß nicht…“, Shona dachte an diesen Timotheus, der mit Sicherheit erwartete, dass sie sich unmöglich benehmen oder schlampig kleiden würde. Seine Begleitung damals in dieser Bar war jedenfalls in edle Markenklamotten gehüllt gewesen.
Shona reckte ihr Näschen in die Luft. Vielleicht sollte sie wirklich mal ganz anders auftreten, als er es von ihr annahm.
„Genau: Überrasche die Leute – benimm dich“, kicherte Chloe, dann stand ihre Schwester auf und hockte sich vor sie ihn. „Du bist so hübsch, Shona. Zeig das den Leuten doch mal. Und wenn du willst, dann helfe ich dir dabei.“
„Och nee“, Shona stöhnte laut auf, als Chloe ihr ein paar schwarze High Heels vor die Nase hielt.
„Doch, die müssen sein“, beharrte ihre Schwester energisch.
„Ja, Engelchen, Chloe hat Recht. Außerdem machen Absätze schöne Beine“, auch Oma Mimi nickte eifrig.
„Ich kann darin nicht laufen…“
„Dann lerne es! Denkst du, ich hätte das immer schon gekonnt?“, Chloe deutete auf Shonas Turnschuhe. „Los jetzt, probier sie mal an.“
Shona ergab sich in ihr Schicksal. Normalerweise hätte sie ihrer Schwester die Schuhe jetzt um die Ohren gehauen, aber sie hatte ihrer Familie versprochen, sich für die Einladung bei den Hofmannsthalern angemessen zu kleiden, also zog sie das jetzt auch durch.
Sie wusste aber jetzt schon, dass ihr das so schnell nicht wieder passieren würde, vorschnell solche Zugeständnisse zu machen. Sie hasste es einfach, sich anpassen zu müssen und Kompromisse einzugehen, das passte ihr vorne und hinten nicht.
„Wer ‚A’ sagt, muss auch ‚B’ sagen“, philosophierte Oma Mimi dann auch prompt weiter.
Shona zog die Schuhe an und machte ihre ersten wackligen Schritte auf solchen Hacken. Sie wankte bedenklich, Chloe verkniff sich ganz augenscheinlich einen Lachanfall, aber immerhin fiel Shona nicht hin oder knickte um.
„Das wird schon noch, du hast ja knapp zwei Wochen Zeit“, ermunterte ihre Schwester sie.
„Und wann soll ich üben? In der Werkstatt?“, keifte Shona sie an.
„Wenn es sein muss“, grinste Chloe.
„Na klar, und dann ziehe ich mir noch einen Bikini an und wasche so die Autos der Kunden“, motzte sie weiter.
„Kommt bestimmt gut an“, zwinkerte Oma Mimi ihr zu.
Shona verdrehte nur noch die Augen. Auf was hatte sie sich da bloß eingelassen?
7
Tim hatte den ganzen Tag schon eine innere Unruhe, er fand sich selbst bereits total lächerlich deswegen. Normalerweise wäre ihm dieser Empfang bei seinen Eltern egal wie sonst was, aber heute war er doch nervös. Es widerstrebte ihm sehr, aber er musste sich eingestehen, dass er wegen der kleinen frechen Kröte unruhig war. Würde sie sich wirklich benehmen können? Oder würde sie wieder ihre Giftpfeile abschießen?
Er redete sich ein, dass sein Vater selbst schuld war, weil er sie eingeladen hatte, aber so ganz konnte er das Argument seines alten Herrn, die Einladung an diese Hexe sei nur zustande gekommen, weil Tim sie angegangen hatte, auch nicht von der Hand weisen. Er war wirklich nicht nett gewesen, als sie im Büro seines Vaters gewesen war, aber er fühlte sich einfach schon durch ihre bloße Anwesenheit gestört. Jetzt konnte er nur hoffen, dass der Abend reibungslos und perfekt wie immer verlaufen würde, immerhin waren wichtige Leute da – nur diese Mechanikerin und ihr Chef passten da absolut nicht rein. Wieso musste dieser blöde Abschleppdienst ihn nur in diese Werkstatt bringen?
Tim kontrollierte noch einmal den Sitz seiner Krawatte im Spiegel, dann verließ er das Zimmer in der Villa seiner Eltern. Schon lange hatte er eine eigene Wohnung, aber das Anwesen seiner Eltern war so riesig, dass er und sein Bruder immer noch ihr eigenes Reich dort besaßen. Er klopfte an die Türe von Severins Zimmer.
„Fertig?“, rief er.
„Ja“, die Türe öffnete sich und sein Bruder grinste ihn an. „Alles klar?“
„Natürlich, was soll denn nicht klar sein?“, Tim schaute ihn skeptisch an, was sollte denn diese blöde Bemerkung jetzt?
„Du bist den ganzen Tag schon so hibbelig, kleiner Bruder. Stimmt etwas nicht?“
„Nein, alles in Ordnung“, knurrte Tim, doch er wusste auch, dass er Severin nichts vormachen konnte. „Mir passt nur einer der Gäste nicht, die heute eingeladen sind.“
„Ach komm, wir haben doch schon Routine in Schönwetter-Machen, das kann dich doch unmöglich so nerven, oder?“
„Doch, tut es aber. Vater hat eine unmögliche
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