Two Night Stand
hat eine große Klappe und ist frech wie sonst was“, motzte Tim los.
„Zu mir war sie sehr freundlich. Also muss es einen Grund dafür geben, dass sie sich dir gegenüber anders verhalten hat!“
Tim war immer noch völlig fassungslos. „Nein, den gibt es nicht“, beharrte er.
„Wie dem auch sei, ich kann nur das beurteilen, was ich gerade erlebt habe, und da ging die Aggression ganz eindeutig von dir aus. Und das gehört sich einfach nicht für einen souveränen Geschäftsführer…“, sein Vater setzte sich wieder hinter seinen Schreibtisch.
„Anscheinend bist du unter die Wohltäter gegangen“, spottete Tim. „Glaub mir, die ist imstande und mischt dir die ganze Gesellschaft auf. Aber dann sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt!“
„Das werden wir ja sehen. Im Übrigen brauchst du dich nicht mit ihr zu befassen. Es kommen um die hundert Gäste, also was kümmert es dich?“, sein Vater zog fragend die Augenbrauen hoch.
„Verrate mir doch lieber einmal, warum du so einen Narren an ihr gefressen hast. Das ist doch nicht normal“, Tim konnte sich einfach nicht beruhigen, die kleine Mechanikerin war für ihn ein absolutes No-Go, und er konnte nicht begreifen, warum sein Vater das nicht einsah.
„Mir imponieren Frauen, die sich in Männerdomänen durchsetzen. Ich finde das ganz bemerkenswert, und gerade in diesem Beruf ist es bestimmt doppelt und dreifach schwer. Deswegen wollte ich sie kennenlernen, und es hat sich gelohnt.“
„Kann ich nicht behaupten!“
„Als dein Großvater zusammen mit seiner Frau das erste Juweliergeschäft aufgemacht hat, ist deiner Großmutter auch viel Misstrauen entgegengebracht worden. Immerhin war sie die erste Uhrmacherin hier in der Stadt, zu der Zeit war das sehr ungewöhnlich. Ich wollte einfach mal sehen, wie sich eine junge Frau von heute in so einem Job durchbeißt, nicht mehr, nicht weniger. Und dass sie zu unserer Feier eingeladen wurde, ist der Verdienst deines unmöglichen Benehmens“, sein Vater nickte ihm zu. „Aber was wolltest du überhaupt von mir“, er deutete auf die Mappe, die Tim in der Hand hielt.
„Was?“, Tim war immer noch brummig, aber es hatte wohl nicht mehr viel Sinn, auf dem Thema weiter rumzureiten. Dann würde er diese kleine Ziege eben ignorieren, so gut es möglich war, aber ihm grauste jetzt schon vor dem Abend.
„Na, was ist der Grund dafür, dass du mein Büro betreten hast“, lächelte Zacharias seinem Sohn hoheitsvoll zu.
Jetzt war Tim froh, dass er die Preisliste des Diamantenhändlers in der Hand hielt, so musste er nicht zugeben, dass er wegen der Mechanikerin hier ins Büro gestürmt war. „Van Haagen hat die Preise für die Rohdiamanten geschickt“, besann sich Tim dann rasch und präsentierte seinem Vater die Unterlagen.
Zacharias von Hofmannsthal hielt Wort. Bereits am nächsten Tag brachte ein Kurier zwei Einladungen in die Werkstatt, Shona war schon sehr überrascht von der ganzen Aktion, auch ihr Chef war erstaunt. Er befragte sie dazu, und Shona erklärte ihm, was im Büro vorgefallen war.
„Und der Sohn war also so unfreundlich zu dir?“, Franz Mertens betrachtete sie aus zusammengekniffenen Augen.
„Aber hallo… So ein unfreundlicher Schnösel“, nickte Shona ihrem Chef zu.
„Irgendetwas sagt mir, dass das vielleicht einen Grund haben könnte“, jetzt grinste Franz Mertens sie an. „Was hast du angestellt, Sissi?“
„Gar nichts, wirklich. Der Sohn ist einfach nur unmöglich. Total arrogant, ein richtiger Kotzbrocken“, verteidigte sie sich.
„Nun gut, ich denke, meine Frau wird sich sehr freuen. Natürlich werden wir zusagen, vielleicht kann man auch Kontakte zu anderen Leuten knüpfen“, überlegte er laut, dann seufzte er auf. „Mir liegt so ein vornehmes Getue ja gar nicht…“
„Mir auch nicht. Aber das wird bestimmt spaßig“, kicherte Shona, sofort ruckte der Kopf von Franz Mertens hoch.
„Ich würde dich bitten, an unsere Firma zu denken, ja? Also reiß dich zusammen, Sissi.“
„Also, was du wieder von mir denkst!“
„Ja, denke ich, und du weißt selbst, dass manchmal die Gäule mit dir durchgehen, also streite es erst gar nicht ab“, wies er sie streng an.
Shona beschloss, jetzt lieber zu schweigen, und senkte artig den Blick.
„Ich glaub’ das nicht“, Chloe schaute Shona aus ihren babyblauen Augen fassungslos an. „Wie kommst du an so eine Einladung?“
Sie legte die Karte von Zacharias von Hofmannsthal weg und schüttelte immer wieder
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