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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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vertraut vorgekommen
war. Jetzt konnte er das Vertraute kaum noch wiederfinden. Sie sah schön aus in
diesem Kleid; sein warmes Rotbraun gab ihren eigenen Farben, dem Honigblond
ihres Haars, der kaum gebräunten Haut, den bernsteinhellen Augen einen edlen
Rahmen. Der Blumenschmuck in ihrem Haar war wunderschön, das sah sogar jemand
wie er, dem so was eigentlich ganz gleichgültig war. Aber ihm hatte sie besser
gefallen, als sie in ihrem Kapuzenmantel am Straßenrand entlanggeschlendert war
und mit gedankenloser Hand Blumen in den Wind gesät hatte. Oder als sie im Gras
kauerte und sinnlose kleine Puppengärtchen hineinpflanzte.
    „Brogue – Brogue, hör doch mal!“ rief Stanwell neben
ihm, als der Bruder des Chefs an ihnen vorbeigehen wollte. „Gahann und ich, wir
würden uns freuen, wenn du übermorgen für uns spielst!“
    „Ja? So!“
    Brogues mürrische Miene wurde ein bisschen weicher.
James fielen Junipers Sorgen ein, und er fragte sich, ob Stanwell etwa auch so
blöd gewesen war, sich bei dieser Wette zu beteiligen. Erinnern konnte er sich
daran nicht.
    „Ähm, und zwar hätten wir gern – das Versprechen aus dem Tristain , dachten wir“, fuhr Stanwell fort und errötete. „Ich
dachte, wir könnten – äh, die Strophen sprechen, Gahann und ich, und du – äh,
du spielst und singst den Refrain.“
    „Das Übliche also“, meinte Brogue und versuchte, nicht
allzu erfreut zu klingen, aber seine Miene hellte sich entscheidend auf.
    „Hat sie sich gewünscht, ja“, nickte Stanwell und warf
seinem Bruder einen drohenden Blick zu. Juniper sah so aus, als würde er
geradezu zerrissen zwischen dem Bedürfnis, einen Kübel Spott über seinen Bruder
auszugießen, und der Notwendigkeit, im Sinne seines eigenen Wettgewinns die
Klappe zu halten.
    „Ich werd sehen, was sich machen lässt.“
    „Danke, Brogue.“
    „Ich leg noch dreißig Chaval drauf“, sagte Juniper,
als der Udd-Spieler mit frisch gestähltem Selbstbewusstsein zu den Tischen mit
Essen loszog. „Danke, Stan! Du hast gerade mein Geld gerettet!“
    „Freu dich nicht zu früh.“
     
    7.
    Die Sonne war hinter einem dünnen weißen Dunst
verschwunden. Das Rauschen und Klatschen des Wassers füllte seinen Kopf mit einem
angenehmen, einschläfernden Dröhnen. Red morgen mit ihr, schien es zu sagen.
Morgen ist auch noch ein Tag.
    Inzwischen saßen sie beide an den Baumstamm gelehnt da,
waren wieder ordentlich angezogen und sahen den Wellen zu, die immer noch
weiter auf sie zuströmten. Der Sandstreifen vor ihren Füßen war schon fast ganz
überspült. Der Fresskorb stand in Sicherheit hinter ihnen auf dem Baumstamm.
Aber geöffnet hatten sie ihn noch nicht. Mit Kate war nicht alles in Ordnung,
egal, was sie sagen mochte. Allerdings schwieg sie sowieso schon die ganze
Zeit. Sie hatte blaue Flecken an der Schulter und auf den Brüsten und wer weiß
wo sonst noch, und sie wollte ihm nichts sagen. Er saß neben ihr und sehnte
sich nach ihr, als wäre sie weit weg.
    „Dorian, hör mal – wir sollten mal über was reden.“
    Er zuckte zusammen. Das Dröhnen verschwand aus seinem
Kopf. Also doch reden?
    „Ja? Und was?“, brachte er nur heraus, völlig
idiotisch und überrumpelt.
    Sie lächelte, und dann nahm sie seine Hand, und auf
einmal kriegte er Angst.
    „Das Rad ist fertig, oder?“
    Er nickte.
    „Dann musst du jetzt los. Nach Orchrai.“
    Er nickte wieder. Na bitte. Jetzt fing sie selbst
damit an. Jetzt musste er sie einfach nur noch stellen, die Frage. Irgendwie
war seine Stimme aber weg. Deshalb kam sie ihm zuvor.
    „Und deshalb – deshalb müssen wir beide uns jetzt
verabschieden.“
    „Was?“
    „Du fährst nach Orchrai. Ich gehe – na ja,
woandershin.“
    „Hä? Was – was meinst du mit woandershin ? Mit den
Montagus, meinst du, oder –“ Sein Herzschlag jagte plötzlich abwechselnd Hitze
und Kälte durch seinen Körper, der sich immer noch schlaff und ausgelaugt
anfühlte.
    Sie schüttelte den Kopf.
    „W-was meinst du denn?“
    Sie zögerte, kerbte mit den Zehen Streifen in den
nassen Sand. Er hatte jetzt Angst, ihr ins Gesicht zu sehen.
    „Ich weiß, dass du es nicht gut finden wirst“, sagte
sie. „Aber ich glaub, dass es noch eine Chance für uns sein könnte, für uns von
drüben, meine ich. Ich – also, ich will nach Ghist. Ich bin fest davon
überzeugt, dass es da einen Wendokarn gibt. Und ich will Genaueres darüber
herausfinden.“
    Die Wellen klatschten, die Möwen kreischten, und
irgendwas in seinem Kopf

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