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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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immer in Treue und Liebe zu Orla zu stehen, für
sie zu sorgen und sie zu beschützen. Einer seiner Brüder stand als Zeuge neben
ihm und hatte die Aufgabe, zu allem gewichtig zu nicken.
    Es war der Chef, Nicholas Montagu, der hier die Fragen
stellte. Als Keltani , als Ratsmitglied also, hatte er das Recht, Ehen zu
schließen. Das und einiges andere hatte Stanwell vorhin während der langen Warterei
vor dem Ulgullen-Wagen erklärt. Der Chef fragte jetzt auch Orla, ob sie bereit
sei, dem Mann neben ihr in Liebe, Treue und Gehorsam zu folgen und so weiter.
Sie nickte – deutlich erkennbar und ohne jedes Zögern. Aber der verschrumpelte
Alte, der als ihr Brautführer oder was auch immer fungierte, übersetzte das für
alle Fälle auch noch mit einer lauten, krächzenden Stimme als ein Ja und
erklärte außerdem, dass die Braut stumm sei und er als Zeuge deshalb für sie
sprechen werde. Als wenn der Chef das nicht gewusst hätte. Als wenn sie das
nicht alle gewusst hätten. Noch nie hatte er so viele Witze über die
Vorzüge einer stummen Ehefrau gehört wie an diesem Vormittag.
    Sie spricht nur mit mir , dachte James, verscheuchte den Gedanken dann aber
schleunigst wieder.
    Leith Brennaghann spielte etwas Herzzerreißendes, und
Brogues Miene wurde noch ein paar Grade griesgrämiger als sonst, was wiederum
Junipers Gesichtszüge entgleisen ließ. Griesgrämig sahen auch die beiden Frauen
drein, die bestimmt die Frauen von Gordiens Brüdern waren. Sie waren
offensichtlich nicht begeistert bei der Aussicht auf eine padauni in der
Familie.
    In den Kreis, den sie um die Hauptpersonen
freigelassen hatten, kam nun ein Kind, das dem Chef eine Schüssel mit gelblichem
Inhalt überreichte – Zemmes! Der Chef bückte sich, nahm eine Handvoll staubige
Erde vom Boden auf und warf ihn über das Brautpaar. Dann streute er ein
bisschen davon über die Zemmesschüssel. Dazu sagte er etwas vom Staub der
Straßen, die sie von nun an gemeinsam befahren würden. Und dann mussten Orla
und Gordien jeder einen Löffel voll Zemmes mit Straßenstaub essen.
    „ Stagatro ruma !“, brüllten sie um ihn herum
los, lachten und klatschten.
    Gordien durfte den weißen Schleier zurückschlagen und
die Braut küssen – und James fühlte auf einmal peinlich die Erinnerung an den
missglückten Kuss, mit dem er diese Braut eines anderen gestern Abend noch
zurückzuhalten versucht hatte. Schnell vergessen musste er das. Genau wie alles
andere, das gestern Abend geschehen war. Von Bedeutung war nur Gahom. Gahom war
der Horizont, auf den er seinen Blick richten musste.
    Trommel, Schlangentuba und Akkordeon legten los – der
zeremonielle Teil der Hochzeit war wohl vorbei. Die Menge um ihn herum geriet
in Bewegung, alle wollten irgendwohin – gratulieren, gaffen, essen und trinken.
    Die beiden wurden feierlich zu zwei blumengeschmückten
Stühlen geführt, die am Kopf eines einzigen langen Tisches standen. Nur die
engere Familie des Brautpaars fand Platz daran, die anderen setzten sich wie
gewohnt auf den Wagenstufen, auf Hockern und Holzklötzen zusammen.
    James knöpfte die verdammte Jacke auf und ließ sich
von den durcheinanderlaufenden Peregrini hierhin und dorthin schieben. Er aß
marinierten Fisch und mit Honig gefüllte kleine Kuchen, stolperte über Kinder
und Hunde und, zu seiner Verblüffung, über ein ganz kleines Schwein, das ein
Halsband trug. Er aß eine Menge geröstete Garnelen und in Honig eingelegte
Früchte und verschmähte frisch gekochte Krebse (ihr Rotbraun hatte sich zu
einem tiefdunklen Violett verfärbt) und Teigröllchen, deren Füllung neben
Pilzen und Zemmes offenbar auch geröstete Ameisen enthielt. Er probierte sich
durch eine ganze Palette von Spezialitäten, deren Zutaten aus dem Wald, dem
Fluss und dem Meer stammten. Endlich geriet er mit einer Portion
tangumwickeltem Fisch in der Hand wieder in die Nähe der anderen jukannai .
Von hier aus hatte man einen guten Ausblick auf die beiden an der Tafel, die
immer noch umdrängt wurden. Anscheinend wollte da jeder einen Glückwunsch,
einen weisen Ratschlag oder ein kleines Geschenk loswerden und vermutlich die
Braut anglotzen, die so viel schöner war, als man sich normalerweise eine
vorstellte, die padauni war. Ihm ging auf, dass er gar nichts für sie
hatte – er war nicht einmal auf die Idee gekommen. Als er Orla so dasitzen sah,
wie sie lächelte und dankend nickte, da wurde ihm auch bewusst, wie fremd sie
ihm eigentlich war. Ein fremdes Mädchen, das ihm irgendwie

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