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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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weitergeben. Wir sehn uns!“
    James sah nicht, wie er wegging. Japsend wand er sich
auf dem rauen Felsboden und war sicher, dass etwas in ihm so kaputtgeschlagen
war, dass er einen Arzt brauchte. Einen richtigen Arzt. Schmerz und Wut
trieben ihm das Wasser aus den Augen, er brauchte eine Viertelstunde, bis er
sich, zusammengeballt wie eine Faust und vorsichtig wie eine alte Frau,
aufsetzen konnte. Und die ganze Zeit fluchte er innerlich, fluchte auf sich
selbst, auf alles, was er getan oder unterlassen hatte, um hierher zu kommen.
Der Tag war wirklich ein echtes Prachtstück geworden.
     
    3.
    Pix fror. Schon wieder hatte man sie zu
nachtschlafender Zeit an den Strand gescheucht! Diesmal versammelten sich nicht
nur die Montagus, sondern alle. Sie trugen Kränze aus Blumen und Zweigen in den
Händen und kleine Körbe mit Lichtern, und so standen sie über die ganze Länge
des Strandes dicht gedrängt am Wasser und warteten. Der Kirmesbetrieb hinter
ihnen war still und verlassen, nur Reste der Feuer glommen im Sand. Um sich
über diesen Aufmarsch hier aufzuregen, war sie einfach zu müde. Außerdem hatte
es was: diese kleinen flackernden Lichter überall, der Dunst über dem Meer,
diese Stille. Nicht mal die Möwen kreischten. Alles schien zu warten, und das
passte irgendwie zu ihrer Stimmung. Schlaftrunken schwankte sie in der kühlen
Luft und fühlte sich seltsam schutzlos. Ohne Rüstung.
    Weil Nella es ihr gestern beim Kränzeflechten erklärt
hatte, wusste sie, dass dieser Morgen der Höhepunkt des Kawwadal-Festes war.
Die Peregrini gedachten der Toten von Krai, die vor dreihundertfünfzig Jahren
hier an dieser Stelle von den Krampern aufs Meer und in den Tod geschickt
worden waren – eine echt üble Geschichte übrigens. Außerdem war es aber auch
ein Gedenken an ihre eigenen Toten, deshalb hatten viele von ihnen Sachen dabei,
die sie an ihre verstorbenen Verwandten erinnerten. Nella, Rula und Allem, die
mit Sandrou zusammen neben ihr standen, hielten jeder ein kleines Spielzeug, in
Erinnerung an das jüngste Kalendio-Kind, ein Mädchen, das vor zwei Jahren als
Baby gestorben war. Bestimmt war Kriope, Sandrous Mutter, inzwischen auch tot,
und er wusste es nicht mal, ging es Pix durch den Kopf, als sie ihn da so
zwischen den anderen rumzappeln sah. Irgendwie war das alles traurig … Gleich,
wenn die Sonne auftauchte, würden sie dieses Zeug zusammen mit den
Blumenkränzen und den Lichtern der Flut übergeben. Abschied nehmen, indem man
das Vergangene freigab, das bedeutete Kawwadal – so hatte es der Chef vorhin
gesagt, bevor sie losgingen.
    Hier und da schaukelte schon eine Lichtschale auf den
Wellen. Der Horizont hatte sich rot verfärbt. Auf einmal ertönten Rufe entlang
des Wellensaums, auf Peregrenn, sodass sie die Worte nicht verstand, aber
daraufhin gingen sie alle ein paar Schritte ins Wasser hinein – so kalt! – und
setzten die Lichter darauf. Auch sie hatte eins. Für wen, das wusste sie nicht.
Vielleicht für ihre Oma. Oder für ihre Eltern, die bestimmt inzwischen
glaubten, dass sie tot war? Auf einmal hätte sie am liebsten geheult.
Vielleicht war das Licht am allermeisten für ihr eigenes altes Leben, das ja
wohl doch verloren war –
    Frierend sahen sie zu, wie die Sonne aufging und die
kleinen Lichter schwankend darauf zuschwammen.
    Odette machte den Moment kaputt, weil sie irgendwo
Orla entdeckt hatte und wieder mit ihrem Geheul anfing. Orla und die
Brennaghanns brachen heute Morgen noch auf, erinnerte sich Pix. Der heutige
Abend, der Kamnakawwadal-Abend, mit dem das Fest endete, war laut Nella nicht
bei allen Trupps beliebt. Auch der Chef wäre nicht begeistert davon. Aber – wie
Nella flüsternd erklärt hatte – mit so vielen unverheirateten jungen Männern
und mehreren jukenderis in seiner Truppe konnte er ihn nicht einfach
ausfallen lassen.
    Ja, sie hatte inzwischen kapiert, was dieser Abend
sollte. Eine Möglichkeit für die alten Jungfern, sich einen One-Night-Stand zu
leisten. Und damit auch eine Chance für die unverheirateten Typen, gratis und
folgenlos eine heiße Nacht zu verbringen. Das Entscheidende an der Sache war:
Es herrschte Damenwahl. Die Frauen gackerten seit Tagen über dümmliche
Anspielungen – es galt jetzt als ausgemachte Sache, dass Jakobe es entweder auf
Brogue oder auf Garric, den ältlichen Fiedler der Valinds, abgesehen hatte. Und
auch über Haminta wurde geflüstert – Nella behauptete, dass die sich auf James
stürzen würde! Tja, Pech für sie. Denn

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