Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
Vom Netzwerk:
zusammen gegen den blendenden
Mittagshimmel über dem Meer. Wenn er sich umdrehte, konnte er Inglewings
Reparaturen gerade noch sehen. Ein Kapitel, das zu Ende war. Seltsames
Gefühl. Als wäre man mitten auf einem vereisten See angekommen und das Land
hinter einem verschmolz im diesigen Licht, während vor einem, in weiter Ferne, der
Horizont immer noch im tiefen Grau schwamm.
    Der Nachmittag wurde besser. Beim Kawwadal-Fest
feierten die Peregrini sich selbst und ihre Gemeinschaft, und so nach und nach
schienen sämtliche Bewohner von Krai den Strand zu bevölkern. In der Mitte des
Strandes war mit Tonnen und Bändern eine große Arena abgegrenzt worden, und da führten
jetzt immer neue Gruppen ihr Können vor. Gleichzeitig fanden viele kleine
Vorstellungen auf den Bühnen ringsum statt. Die Menge war ständig in Bewegung.
Man sah bei alten Freunden vorbei, knüpfte neue Bekanntschaften, bewunderte
neue Kunststücke, tauschte Klatsch und Tratsch mit Leuten, die man nur einmal
im Jahr traf, erfuhr, wer wen geheiratet hatte, wem Kinder geboren worden waren
und wer gestorben war. Erlebnisse aus einem Jahr des Umherziehens, Neuigkeiten
über Märkte, Orte und Straßen, Geschichten über bizarre Kramper-Begegnungen,
die neuesten Skandale und vieles mehr machten die Runde. In schweren Schwaden
trieb der Geruch von siedendem Fett über den Strand. Man aß Dintewils, eine
traditionelle Krai-Speise: tropfenförmige Teigstücke aus Pilfamehl, Eiern und
Seewasser, die die Frauen in Kesseln mit brodelndem Hammelfett buken und die
nur erträglich schmeckten, wenn man sie in eine der Saucen tunkte, die überall dazu
angeboten wurden. Ein Hakemi war nirgends gefragt, und so schlenderte James
müßig von einer Vorführung zur anderen, sah halsbrecherischen Pferdeartisten zu
und seltsam unheimlichen, schwarz-rot geschminkten Narren, deren Aufgabe
weniger darin zu bestehen schien, ihr Publikum zu amüsieren als darin, es zu
erschrecken; er litt mit den Kalendios auf dem großen Platz, wo Stanwell – den
vielleicht wegen seiner bevorstehenden Hochzeit das Lampenfieber plagte – unter
dem lärmenden Hohn des Publikums die Pyramide einstürzen ließ; er amüsierte
sich mit vielen anderen über Junipers verzweifelte Versuche, Mapoosa auf ihrem
Rad fahren zu lassen (was allgemein als komische Nummer aufgefasst und bejubelt
wurde); er beklatschte Haminta, die zu Halfasts Geigenspiel auf dem Seil tanzte
– auf dem ganzen Strand war sie die einzige Frau auf dem Seil, und so drängte
sich ein großes (und reichlich unverschämtes) Publikum vor der Montagu-Bühne.
Überhaupt waren Peregrini-Zuschauer scharfzüngiger und bösartiger, als man das
vom durchschnittlichen Kramperpublikum gewöhnt war. Der Zufall führte ihn
ausgerechnet zu einer bemalten Stellwand, vor der zwei Marionetten einen von
den Sketchen aufführten, die auch die Montagus spielten. Die Köpfe der
Marionettenführer, die man hin und wieder über der Wand auftauchen sah,
gehörten der unvergleichlichen Robinet Tagallian und einem ihrer kleinen
Sklaven. Der andere mühte sich auf der Udd mit der musikalischen Begleitung ab.
Freddie Tagallian erholte sich derweil wohl in seinem Wagen von den Strapazen.
Die Puppenspieler verärgerten sich ihr Publikum, als die Alte den kleinen Jungen
mit dem Hut zu den Leuten schickte – Geldeinsammeln gehörte sich hier und heute
nicht. Robsie keifte schließlich, dass sie immerhin Schulden zurückzuzahlen
hätten, aber das rief nur noch mehr giftige Kommentare hervor. Als der Junge
bei James vorbeikam und mit dem Ausdruck eines geprügelten Hundes den Hut
hinhielt, ließ er drei Zehn-Chavalstücke hineinfallen, bevor er drüber
nachdenken konnte. Und weil er mehr nicht für ihn tun konnte, verdrückte er
sich schnell und verbrachte dann eine ganze Weile damit, den Magus-Künsten von
Roric McNeil zuzusehen – der Typ machte seine Sache als Gedankenleser wirklich
verblüffend und schüttelte immer wieder grüne Flammen aus seinen Ärmeln.
Mittendrin wurde James dann von Carmino nach nebenan gezerrt, wo er sich, an der
Wurfscheibe hängend, selbst vorführen lassen musste, bis er die Nase endgültig
voll davon hatte. Er flüchtete ans andere Ende des Strandes, wo ihn wenig
später eine Frau am Ärmel zupfte. Sie wollte, dass er ihre kleine Tochter
zeichnete – woher sie von seinen Zeichenkünsten wusste, blieb unklar, aber den
Rest des Nachmittags verbrachte er damit, Horden von Peregrini-Kindern zu
porträtieren.
    Unterbrochen wurde er

Weitere Kostenlose Bücher