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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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Augen
und leider auch Lugh McNeil, der sich schräg vor ihm an den Bühnenrand gestellt
hatte, zwischen seine Mutter und die kleine Schwester, ganz der brave Sohn. James
war tatsächlich ein bisschen erleichtert, dass er Firn neben sich hatte. Vor
Messern hatte Lugh Respekt.
    Er hatte keine gute Nacht hinter sich. Die Schmerzen
im Bauch und mehr noch die Panik über die Lage, in die er sich gebracht hatte,
hatten ihn wachgehalten, und so wälzte er sich auf seinem Strohlager herum, bis
er endlich auf die Idee kam, die Prellung mit dem frisch angesetzten
Nittichwurzelöl zu behandeln. Das half auch wirklich, aber im Schlaf quälte er
sich auch nur von einem düsteren Traum zum nächsten. Am besten, er
konzentrierte sich ab jetzt voll und ganz auf die Gegenwart. Das verringerte
auch das Risiko unliebsamer Überraschungen.
    Da vorne vor dem Chef standen jetzt also die nächsten
Anwärter auf die Ehe: Stanwell und Gahann, und neben ihnen als ihre Zeugen
Halfast und Roric McNeil, der Brautvater, im vollen Magus-Ornat.
    Stanwell war leichenblass und seine Hände zitterten
so, dass man es bis hierhin sehen konnte. Brogue dagegen, der wie bei anderen
Vorstellungen auch auf seinem Hocker am Rand der Bühne saß und die Udd im Arm
hielt, trug eine so selbstzufriedene Miene zur Schau, dass man ihm Jakobes
Interesse von Herzen gönnte. Aber seine Musik war wie immer schön. Außer den
Montagus und den Calwallas drängelten sich an den Seiten noch eine Menge
Neugierige, die vermutlich gehofft hatten, dass die Montagus eins ihrer
berühmten Stücke aufführten. Sie alle lauschten andächtig und sahen Stanwell
beim Zittern zu.
    „Und gleich muss er auch noch reden!“, flüsterte
Juniper mit voyeuristischer Gehässigkeit.
    Erst mal redete aber der Chef. Er sagte, dass Mann und
Frau nach dem Willen des Schweigenden Gottes bis zum Tod zusammenstehen und nur
einander gehören, dass sie einander lieben und unterstützen sollten, was immer
ihnen das Leben auch bringen mochte. Der Mann solle seine Frau lieben, ehren,
beschützen und mit Respekt behandeln. Die Frau solle ihn lieben und achten, ihm
gehorchen und Nachsicht mit ihm haben. Dabei sah er zu seiner eigenen Frau
herüber und lächelte.
    In diesem Moment eskalierte ein Streit, der seit
einigen Minuten unter Zischen und Zerren am Rand der Bühne ausgetragen wurde. Die
Kontrahenten waren Rula, die heute die Ehre hatte, die Zemmesschüssel zu
bringen, und ihr kleiner Bruder Allem, der damit nicht einverstanden war. Es
gelang ihm, ihr die Schüssel zu entreißen und mit Schwung auf die Bühne zu
werfen, wo sie zersplitterte und ihren Inhalt explosionsartig in alle
Richtungen verschoss. Das fanden alle komisch außer Stanwell, der plötzlich so
aussah, als wollte er umfallen. Halfast tippte ihm auf die Schulter und grinste
ihn beruhigend an.
    Der schreiende Allem wurde abgeführt, Nella sorgte für
eine neue und frisch gefüllte Schüssel, drückte sie der heulenden Rula in die
Hände, und die Zeremonie konnte weitergehen.
    „Gleich ist er dran“, sagte Juniper. „Ich wette, er
kriegt kein einziges Wort raus!“
    „ Psst !“, zischte Nella ihn böse an.
    Brogue zupfte die ersten Akkorde. „Sihtric der Harfner
schrieb dieses Lied“, intonierte er leise, wieder ganz wie bei einer
Aufführung. „Hört seine Worte über die Liebe und die Vergänglichkeit …“
    Als er zu singen begann, erinnerte sich James, dass er
das Lied schon bei der Aufführung des Tristain in Gassapondra gehört
hatte.
     
    „ Übern Sand rinnt die Welle
    Und raut sich am Wind
    Spült sacht über Trümmer
    Die fast schon vergessen sind
    Schnee auf den Fluren
    Löscht Sommers Spuren
    Bringt Winters Schlaf.
     
    Übern Sand springt die Welle
    Und schäumt unterm Wind
    Gischt fliegt in Flocken
    Fängt sich in Locken
    Und der Frühling
    Ist grün. “
     
    Die Stimme der Laute verklang. Stanwell streifte
Schleier und Blumennetz über Gahanns Haar zurück, nahm ihre Hände und sprach
den Text des Tristain aus dem Stück:
     
    „ Du siehst mich an
    Und alles ist neu
    Die Zeit verharrt
    Die Welten warten
    Für diesen Funken
    Gebar sich das All. “
     
    Nach den ersten krächzenden Tönen war seine Stimme
fest und deutlich geworden, und versprochen hatte er sich auch nicht. Gahann
brachte ihren Text – im Stück die Rede der Ysolt – mit tiefem Ernst und ohne
ein Anzeichen von Nervosität:
     
    „ Sonnen, ferne Sterne
    Die schwarze Nacht, die alle Welten gürtet
    Die dunklen Tiefen, die der Fisch

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