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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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lasst ihr ihn nicht einfach in
Frieden?“
    „Woher hat er das Zeug denn jetzt?“
    „Das weiß ich nicht. Vielleicht war es noch ein Rest.
Ich weiß nur, dass er sich in Krai nichts Neues besorgt hat. Und in den Tyggen
auch nicht.“
    „Dann muss sein Vorrat ja bald aufgebraucht sein. Und
hier im Wald kriegt er kein neues“, erwiderte der Chef hart. „Das Beste, was
ihm passieren kann. Wir brauchen –“
    „Ohh berkelless !“, fluchte Raween. „Es ist eben
so! Manchmal braucht er das! Seit damals, seit unser – seit Halwion gestorben
ist, das weißt du. Du hast auch ein Kind verloren! Du solltest das verstehen!“
    „Raween, wir brauchen ihn!“
    „Ich glaub nicht, dass ihn das jetzt interessiert! Er
war nicht da, als sein Sohn ihn gebraucht hat. Das macht ihn kaputt.“
    „Wir waren alle nicht da. Das weiß ich selbst.
Trotzdem. Es muss doch weitergehen.“ Jetzt sah auch der Chef ratlos aus, und
müde. „Und dieses Zeug – es macht Menschen krank und schwach, Raween. Es ist
keine Hilfe. Was – was sagt denn ein Hakemi dazu, James?“
    „Was fragst du ihn! Er ist jung! Er ist so jung, er
weiß doch gar nicht, was das heißt, das hier!“
    James kauerte immer noch bei John, der nicht so
aussah, als hätte er von dem Wortwechsel irgendetwas mitbekommen. Aber jetzt
drehte er den Kopf ein wenig zu ihm um. „Ist bald sowieso alles egal. Ist bald
doch alles vorbei“, murmelte er.
    „Er braucht einen Becher hiervon!“ Da war Jakobe
unbemerkt hinter ihnen aufgetaucht, mit diesem seltsamen Blick, den sie jetzt
dauernd hatte, aus weit geöffneten Augen, irgendwie – abgehoben. Erleuchtet .
Aber ihre Stimme war klar und deutlich. „Ihr hättet mich gleich fragen sollen.
Das ist nur Honigwein, angewärmt, mit Gewürzen. Gib ihm das, Raween, und bring
ihn ins Bett. Morgen geht es ihm besser.“ Ihr Blick glitt über sie alle, und
James bildete sich ein, dass er hinterhältig zu funkeln begann, als sie ihn
ansah. „Den Rest muss die Zeit heilen. Und Kumatai, die sich all unserer Qualen
annimmt –“
    Okay, Streit war das Letzte, was John oder Raween oder
Haminta jetzt noch brauchten, fand er. Und dieser Wein konnte wohl nicht
schaden. Er würde später in seinem Buch nachlesen … aber er war fast sicher,
dass er da nichts finden würde. Ein Mittel, das gegen Trauer und Verlust half –
das wäre so was wie ein Stein der Weisen gewesen. Er drückte Johns schlaffe
Hand und stand auf.
    „Ich glaub, er braucht vor allem Geduld“, sagte er
zögernd. „Wir alle.“
    „Dann probiert eben das mit dem Wein“, entschied der
Chef. „Morgen früh muss er wieder auf den Beinen sein. Glaub mir, Raween, das
ist das Einzige, was ihm hilft. Weitergehen! Wenn man sich erst hingelegt hat,
kommt man nicht mehr hoch. Ist wie bei ’nem kranken Pferd.“
    Damit war die Besprechung wohl zu Ende, und James
wandte sich zum Gehen.
    „Ich geh nur kurz mit James – ja, maji ?“, bat
Haminta. „Ich bin gleich zurück.“
    „Ist mir egal“, erwiderte Raween dumpf, und Haminta
zuckte zurück wie vor einer Ohrfeige.
    „Ich schicke Taizia zu euch“, sagte der Chef und
machte James und Haminta ein Zeichen, dass sie gehen sollten.
    „Ich will mein Baby zurück“, murmelte Raween tonlos.
    James hätte sich am liebsten geschüttelt. Er zog
Haminta mit sich, bis sie im Halbdunkel hinter den angebundenen Gilwisseln
standen, wo es tröstlich und warm nach Pferden roch. Außerdem konnte man sie
hier vom Lager und den Feuern aus nicht sehen. Sie setzten sich, Haminta rückte
dicht an ihn heran, und er legte den Arm um sie. Es war das erste Mal, dass sie
nach Krai allein miteinander waren. James dachte dumpf, dass er in seinem Leben
wohl nie mehr Sex haben würde. Immer würde er daran denken müssen, was beim letzten
Mal währenddessen passiert war.
    Sie sagten beide nichts, weil ausgesprochen alles nur
noch schlimmer wurde. Im Lager hinter ihnen fing Brogue an, auf der Udd zu
spielen. James konnte im Moment keine Musik mehr ertragen, schon gar nicht,
wenn sie nicht ohrenbetäubend war. So war es nach Adrians Tod auch gewesen.
Verlogene Harmonien. Wühlten einem das Herz auf. Fingen manchmal genau das in
Klängen ein, was Menschen glücklich machte oder quälte – und machten sich dann
doch nur über sie lustig, indem sie sich am Schluss wieder perfekt nach
irgendwelchen harmonischen Gesetzen auflösten. Während das Leben so brüchig und
zerfetzt weitergehen musste, wie es nun einmal war.
    „Hat er gesagt, dass sowieso bald

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