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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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überspringen können, weil wir Wesen sind, die eben nicht
mehr als vier Dimensionen erfassen können mit ihren Sinnen – und auch das nur
unbefriedigend. Das Fluidum erschafft, es eröffnet eine weitere
Dimension. Kannst du mir folgen?“
    Sie nickte zögernd. Jetzt war sie völlig wach, und der
Lachzwang war auch verschwunden. In ihrem Hals brannte der Schluck Grals nach,
an dem sie sich beinahe verschluckt hätte.
    „Wir wissen nur, dass diese Fluidum-Grenze da ist. Und
dass sie Räume, die ohne sie ineinander verschachtelt wären, für uns
unüberwindbar voneinander trennt. Für uns, sage ich, denn das trifft nicht für
alle Wesen zu. Siehst du die Schwalben da oben? Gut möglich, dass sie ihre
Mittagsmücken in Gorth Britaine gefangen haben … eine seltsame Vorstellung,
findest du nicht? Für die Vögel ist das durch Beobachtung einigermaßen sicher
belegt, und wer weiß, vielleicht trifft es auch für Insekten zu, aber wir
übrigen Geschöpfe scheinen zu plump zu sein – für uns ist diese Grenze unüberwindbar.
Was dieses Fluidum wirklich ist, was es aufrechterhält, das wissen wir nicht.
Ein weiser Mann hat mal von der Stimme der Welt gesprochen, die es
antreibt – und damit kam er dem, was man in Ghist durch Beobachtung weiß,
vermutlich näher, als er ahnte. Denn wir wissen, dass das Fluidum auf Klänge
reagiert, jedenfalls auf eine bestimmte Sorte von Klängen. Es gibt Stellen, an
denen es dünner ist als anderswo, und an manchen von diesen Stellen scheinen
auch Entfernungen zusammenzuschrumpfen, sodass man unerklärlich schnell von
hier nach dort kommt. Das sind die Wege, die früher von verschiedenen Kundigen
genutzt wurden. Aber einige dieser Überwege reichen eben nicht nur von hier in
den Norden oder den Süden oder nach Nüe, nein, sie sind mehr so etwas wie – wie
eine Wendeltreppe in die Tiefe – wenn du mir das poetische und auch nicht
wirklich zutreffende Bild verzeihst, aber so werden sie auf alten Gemälden dargestellt,
die man in Ghist gesammelt hat. Auf diesen Wegen konnten zum Beispiel die Brogor
hinüberwechseln in ihre alte Heimat. Sie öffneten und beherrschten diese Wege –
mit ihrem Gesang.“
    Sie sah ihn zweifelnd an, aber er nickte.
    „Sie nannten sich nicht ohne Grund Ha-Amburil, die
Sänger. Das war nicht nur wegen ihrer Schlachtgesänge, für die sie berühmt
waren. Es waren allein ihre Stimmen, die die Türen zwischen den Welten öffnen
konnten!“ de Braoses Stimme klang bitter. „Wie sich herausstellte, führten
diese Wege nicht nur in ihre Heimat und in andere Dunkelwelten, die uns
umdrängen, sondern auch in die, aus der zum Beispiel wir kommen. Die Welt, die
man hier so schlicht und unzulänglich Gorth Britaine nennt.“
    „Moment mal – was sind Dunkelwelten? Und wieso jetzt
auf einmal mehrere Welten?“
    „Es gibt viele Räume, die alle durch ihre Form eines
Fluidums voneinander getrennt sind. Manche sind Ghist bekannt, und sie sind
nicht erfreulich. Sie drängen unablässig gegen die Grenzen der Schildwelt, und ihre
Bewohner versuchen, durch die Schwachstellen einzusickern – es ist schon einmal
passiert, dass Wesenheiten von dort hereinströmten –“
    „Der Éllambru!“, rief Kate unwillkürlich aus, und er
sah sie überrascht an.
    „Ja, der Éllambru. Woher weißt du das?“
    „Ich – ich glaube, es war Gerringer. Der
Gelichterjäger. Der hat so etwas erwähnt.“
    „Dann war er wohl ein klügerer Mann, als er zu sein
schien. Aber mit dem Gelichter sollte er sich ja ausgekannt haben. Das
Gelichter, das verdanken wir jenem Einbruch. Das kommt von draußen. Es wirbelte
herein, als die Feuerfelder explodierten und das Fluidum dort schwer störten.“
    „Ist der Vulkanausbruch im Süden deshalb so
gefährlich? Weil dabei auch – solche Dunkelwesen hindurchkommen könnten?“
    Er nickte. „Ja. Und das zu verhindern, ist die Aufgabe
des Schildes … die Aufgabe, die Ghist von den alten Langorren übernommen hat.“
    „Des Schildes?“
    „Na, wir hier! Salkurning, Qahirain, Nüe und all die
anderen Länder – wir sind Kurong, der Schildwall! Ja, wir kamen vielleicht
ursprünglich als Flüchtlinge her, die in ihrer Heimat verfolgt wurden, hielten
das hier für ein Refugium, das genau für uns erschaffen zu sein schien, ich
weiß! Aber ein Refugium zu sein, das ist nicht die eigentliche Aufgabe. Die
Aufgabe Kurongs ist es, ein Schild zwischen Gorth Britaine und den Dunkelwelten
zu sein, die zumindest uns menschliche Wesen mit ihrer Existenz bedrohen.

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