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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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abfertigte. Noch eine Weile versuchte
er, die schmelzende Bewegung hervorzulocken, mit der sie ihn sonst empfing.
Dann trat er zurück und sah sie an, die Hand um ihren Nacken gespannt. Sein
Gesicht war leicht gerötet.
    „Was ist mit dir?“
    „Nichts. Mir ist nur kalt. Legen wir uns doch da in
der Sonne hin –“
    Er schüttelte den Kopf. „Du willst immer nur gefickt
werden, was?“
    „Ist das denn nicht genau das, was du von mir willst?“
    Da schlug er sie. Nicht besonders hart, aber doch
überraschend genug, dass sie zurückzuckte. Es war das erste Mal, dass sie ihn
unbeherrscht sah.
    „Entschuldige“, sagte er kühl, und sie sah die Wut wie
zwei glühende Punkte tief in seinen Augen versinken. Die Andeutung, das kurze
Aufzucken eines Nachtgesichts – schon wieder verschwunden, während sie noch
hinsah.
    „Schon gut.“
    „Manchmal ist das schwer mit anzusehen. So eine Verschwendung“,
sagte er dann. „Du hast einen schlauen Kopf und nutzt ihn nur, um dich von
einer krummen Sache zur nächsten durchzuhangeln. Du hast einen
leidenschaftlichen Körper und hurst nur herum damit. Du siehst dich hier um, du
siehst sogar, wie schön es ist – und dann setzt du dich doch nur ans Feuer und
krähst nach Essen!“
    Herrgott. Sie musste im falschen Film sein! Was war denn
in den gefahren?
    „Und was passt dir nicht daran?“, gab sie zurück, ohne
ihre Gereiztheit zu verbergen, obwohl ihre Wange brannte. „Soll ich Gedichte
darüber schreiben?“
    Noch während sie es aussprach, musste sie unvermittelt
an die samtige, aber flache Kühle der Rosenblätter denken, in die sie als Kind
gebissen hatte, um ihren Duft zu schmecken. Und wie damals fühlte sie heiße
Enttäuschung, das Gefühl des Betrogenseins. Verdammt! Jetzt hatte er den Tag
kaputtgemacht. Den ersten Tag, an dem sie wieder ungetrübte Freude am Weg, an
der Ferne empfunden hatte. Dem passte es doch bloß nicht, dass sie auf seinen
völlig unerwarteten Anfall von Zärtlichkeit eben nicht entsprechend reagiert
hatte! Dem passte es doch bloß nicht, dass sie nicht unter ihm dahinschmolz!
Jetzt, nachdem er sich zwei Wochen lang an ihr bedient hatte wie an einer
Zimmerbar, jetzt fand er wohl, dass sie allmählich auch ein bisschen Gefühl
zeigen sollte! Fand vielleicht, dass das der mindeste Respekt war, den sie
seinem Geschick als Liebhaber schuldete.
    „Mein Fehler“, sagte er mit ironischer Galanterie, als
hätte er ihre Gedanken gelesen. „Wird nicht wieder vorkommen. Also, trockne
dich ab. Zieh dich an. Und dann komm essen.“
     
    9.
    Nach diesem kleinen Intermezzo veränderte sich etwas
zwischen ihnen. Die geschmeidig gewordene Routine wurde kaum merklich wieder
steifer, und sie bemerkte, dass er sie häufiger wachsam beobachtete, fast als
wollte er sie beim Klauen erwischen. Wenn er mit ihr schlief, hatte sie
manchmal das Gefühl, dass er sie provozieren wollte, und manchmal schien er
auch auf etwas zu warten dabei. Wollte er, dass sie zärtlich zu ihm war?
Reichte es plötzlich nicht mehr, dass sie seine Macht über sie anerkannte,
wollte er jetzt, dass sie etwas für ihn empfand? Es fühlte sich an wie eine Art
Wettkampf, aber darunter schien etwas zu liegen, das mit Spiel nicht viel zu
tun hatte. Ihr Kaltbleiben, ihr Beharren auf Unterwerfung, wo er plötzlich auf
Antwort zu warten schien, reizte ihn, kränkte ihn vielleicht in seinem
Überlegenheitsgefühl. Seine Souveränität verhinderte, dass er sich noch einmal
auf so etwas wie diese Szene am Fluss eingelassen hätte. Aber sie spürte, dass
der Ärger wie ein Stachel in seinem Fleisch steckte. Und dass er nach einer
Möglichkeit suchte, sich diesen Ärger vom Hals zu schaffen.
    Eines späten Nachmittags trafen sie wieder auf die
Spuren eines Lagers. Sie waren den ganzen Tag über kreuz und quer durch einen
ganz fremdartigen Waldabschnitt gelaufen, den de Braose als Kapunn-Gürtel
bezeichnete. Riesige, bemooste Bäume mit mächtigen Kronen und meterlangen,
pfostenstarken Luftwurzeln sorgten für tiefes Dämmerlicht. Das Fremdeste war
aber der Geruch: Er ging von den Blättern aus und war so eigen, dass sie für
seine Beschreibung keine Worte gefunden hätte. In ihrer Erinnerung schien es
nichts zu geben, womit er vergleichbar gewesen wäre. Sie wusste nicht einmal,
ob sie ihn angenehm fand oder nicht. „Das ist Kapunn“, sagte de Braose, als er
ihr Schnuppern bemerkte. „Nie gehört? Nein? Na, vielleicht auch besser so.“
    Die Lagerreste fanden sie an einem Bach: Zwei mit

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