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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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sie
wieder zu. Dann kauerte er sich neben sie, und als sie endlich ausgehustet
hatte, legte er seine Hand um ihr Kinn und drehte ihr Gesicht zu sich um, sodass
sie direkt in seine Augen sah. Keine Wut, kein Ärger. Nur Ruhe. Aus den Augenwinkeln
heraus sah sie noch, dass er etwas in seiner anderen Hand hielt, aber es war zu
spät. Mit jähem Erschrecken spürte sie eine seltsame, unerwartete Berührung an
ihrer linken Schulter.
    „Was –“ Sie versuchte sich umzusehen, aber er hielt
ihren Kopf fest.
    „Nein, dreh dich nicht um. Es ist leichter, wenn man
nicht hinsieht.“
    Es war nicht mehr als ein kleiner Stich, irgendwo
unter dem linken Schulterblatt. Kein Schmerz, eher so etwas wie ein leichter Stromschlag,
der ein sofortiges Taubheitsgefühl hinterließ. Dann musste ihr Kopf einen
Moment ausgesetzt haben, denn plötzlich war sein Gesicht über ihr, und sie lag
wohl am Boden.
    „– komme ich nicht weiter“, hörte sie ihn sagen. „Mir
fehlt die Zeit, dich in den nächsten Gaubel zu bringen. Und vielleicht – nein,
wahrscheinlich hätte das hier früher oder später sowieso passieren müssen. Du
hast sicher auch schon darüber nachgedacht. Du fragst einfach zu viel, Kate.“
    Was war nur passiert? Was passierte mit ihr?
    „Galen!“
    Sie versuchte sich an ihm festzuhalten, griff aber
daneben. Dabei fühlte sie, wie das Blut aus ihrem Kopf wich, wie ihr kalter
Schweiß aus allen Poren brach. Er musste ihr doch helfen! Er war der Einzige,
der da war! Er konnte sie nicht einfach hier liegenlassen!
    Sie riss die Augen so weit auf wie möglich, weil ihre
Sicht zu verschwimmen drohte, und das durfte nicht passieren. Noch einmal
versuchte sie seinen Namen zu rufen. Er musste sie doch hören!
    Er sah auf sie herunter, als warte er auf etwas. Er
war so schrecklich weit von ihr entfernt … sie wollte, dass er näher kam.
    „Wehr dich nicht dagegen. Du wirst einschlafen und
gute Träume haben, und wenn du aufwachst, dann bist du in einem anderen Land.
Das war es doch, was du wolltest.“ Seine Stimme klang sanft, und sanft war auch
die Hand, die ihr tatsächlich das Haar aus den Augen strich. Sie wusste, jetzt
würde er aufstehen –
    „ Galen ! Lass mich nicht allein!“ Diesmal bekam
sie seinen Ärmel zu fassen, kühles, steifes Leder, aber sie konnte die Finger
nicht weit genug zusammenbringen, um ihn festzuhalten. Dann kippte der Boden
unter ihr weg.
    „Du hast keine Schmerzen mehr, oder? Es soll ein gutes
Mittel sein, heißt es. Meine eigene Notfallration. Ein Dank für die weitgehend
angenehme Reisebegleitung. Ich wünschte, es wäre anders möglich, aber das ist
es nun mal nicht.“
    Jetzt kam er doch näher – beugte sich ganz dicht über
sie, sodass sie in seine Augen sehen konnte, tief bis auf den Grund … nur dass
der Grund Leere war … hellblaues Nichts.
    „Vielleicht hättest du mir deinen Mund einmal mit
derselben Leidenschaft überlassen sollen wie deinem Freund mit der Giraffenhaut
… Anstatt so viel damit zu fragen …“
    Von dem, was er dann noch sagte, verstand sie kaum
etwas, sie las es mehr von seinen Lippen ab. Etwas über die Rotten … denen
wollte er sie nicht lebendig überlassen …
    Sein Gesicht floss auseinander, und seine Stimme kam
nur noch aus weiter Ferne.
    „Was –“, versuchte sie es noch einmal. Ihre Zunge
fühlte sich an wie ein sterbender Fisch. „’heimnis! Sag!“ Mit gewalttätiger
Konzentration riss sie ihre Augen auf – jetzt nur nicht wegdriften – nur nicht

    „Ich weiß es nicht, das habe ich dir ja gesagt …“,
hörte sie. „… muss los jetzt. Sonst ist alles verloren.“
    Und dann war er weg. Über ihr nur noch eine brandgelbe
Wolke aus Herbstlaub, dahinter allmählich aufreißender, hellblauer Himmel. Sie
wollte aufstehen. Um Hilfe schreien. Aber sie konnte nicht einmal den Mund
öffnen. Sie konnte den Kopf nicht drehen, sie konnte überhaupt nichts bewegen,
nicht einmal einen Finger. Die Augen durfte sie nicht schließen, um keinen
Preis! Solange sie die Schwalben da oben sehen konnte, solange lebte sie noch!
    Mittagsmücken! ,
segelte von irgendwoher ein einsames Wort durch ihren Verstand.
    Dann breitete sich tödliche Taubheit in ihr aus. Die
Gedanken zerrannen, bevor sie sie zu Ende denken konnte. Ihre Wahrnehmung
zerfiel in Einzeleindrücke. Nur auf ihrer linken Schulter, da fühlte sie einen
feuchten, kalten Fleck; der grellte wie mit Neonfarbe gemalt in ihrem sich
verdunkelnden Bewusstsein. Er war das Ende: die Stelle, durch die das

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