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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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angebrüllt gestern Abend, weil er so genervt hat! Ich hätt ihn nicht so
anbrüllen sollen!“, sagte er immer wieder. „Wir können doch nicht einfach ohne
ihn weiterfahren! Er ist doch noch ein kleines Kind!“
    Aber sie fuhren weiter. Und was, überlegte James, was
hätten sie auch noch tun sollen?! Eine Vermisstenanzeige aufgeben? Er hatte
dafür gesorgt, dass eine Zeichnung von Sandrou zusammen mit der Bitte, den Stern
von Montagu zu benachrichtigen, wenn der Junge irgendwo gesehen wurde, an
einem Baumstamm an der Straße hing. Und mehr konnten sie nicht tun. Man konnte
nur hoffen, dass er bei Leuten untergekommen war, bei denen er keine Blume
spielen musste, wenn ihm nicht danach war. James fürchtete allerdings, dass der
Junge irgendwo tot in einem Winkel lag. An diesem Tag war es eine
Erleichterung, als der sich selbst zerfleischende Carmino von dem ewig
schweigenden Firn auf dem Galiziak abgelöst wurde.
    Nachmittags kamen sie an dem niedergebrannten Tent
vorbei. Drei Nevvencaers zu Pferd bewachten die Reste der Station und die Reste
der Angreifer. Vor den Trümmern kauerten aneinandergefesselt fünf Frauen und
ein paar Kinder, die mit leeren Augen den Vorbeiziehenden nachglotzten. Von den
Trümmern stieg immer noch Rauch auf. Neben den Gefangenen lagen, roh
übereinandergeworfen, die Leichen ihrer gefallenen Genossen, halbnackte,
schwarz-weiß bemalte Gestalten, die im Tageslicht wie etwas aussahen, das aus
einer anderen Wirklichkeit hervorgekrochen sein musste.
    Vielleicht dachte jeder der Montagus einen Moment
lang, dass das eine der Kinder dort zwischen den heulenden Frauen Sandrou war –
aber natürlich war er es nicht. Und dann waren sie auch schon vorbei. Am besten
dachte man über all das gar nicht weiter nach.
    James schloss die Augen vor dem Elend, an dem er
nichts ändern konnte. Aber Kriope ging ihm den ganzen Tag über nicht aus dem
Kopf. Wärst du bloß zuhause in Kantabre geblieben, dachte er bitter. Dann
würdet ihr beide jetzt noch leben!

14. Holtas Wut
     
    1.
    Nachdem sie Sandrou verloren hatten, gelang es James
nicht mehr, sich nur von Pflicht zu Pflicht zu hangeln und dabei das Denken möglichst
bleibenzulassen. Da war seine Verantwortung für Pix und Carmino; er konnte die
Sorge um die Zukunft nicht verschieben, nur weil er sich mit einem esoterischen
Identitätsproblem herumschlug. Also nahm er seinen Packen müde und übellaunig
wieder auf.
    Er zeichnete ein großes Porträt von dem Jungen,
schrieb die Worte „Habt ihr Sandrou gesehen?“ darüber und nagelte das Bild
neben sein Hakemi-Schild außen an den Wagen, wo jeder es sehen musste. Außerdem
sorgte er dafür, dass in jedem Tent, an dem sie vorbeikamen, eine solche
Zeichnung aufgehängt wurde. In seinem Notizheft war er auf die Adresse von
Sandrous Vater gestoßen, die er damals neben dem Porträt von Kriope notiert
hatte. Unter die Zeichnungen schrieb er deshalb auch Namen und Adresse von
Agafiu Karbun in Warrapikket am Warapiu-Fluss in Skilsinen. Sie hatten Sandrou
einen schlechten Dienst erwiesen, als sie ihn mitnahmen, und das bedrückte
nicht nur Carmino.
    Wenn er Nachtwache hatte und es sonst für ihn nichts
mehr zu tun gab, übte er sich wieder im Messerwerfen. Firn hatte die beiden
Wurfmesser, mit denen er trainierte, noch nicht wieder eingefordert. Und wenn
der glaubte, dass er sie ihm einfach stillschweigend zurückgeben würde, dann
konnte er lange warten. So leicht würde er es ihm nicht machen. Wenn sie
demnächst allein auf dieser Straße weiterzogen, dann würde er sich sicherer
fühlen, wenn er mit irgendeiner Waffe umgehen konnte.
    Er war nicht der Einzige mit schlechter Laune. Juniper
lief herum wie ein angestochenes Schwein. Irgendwann hatte er zwar kapiert,
dass es ihm nicht zur Ehre gereichte, wenn er ständig seine Unschuld an dem
Nilke-Intermezzo betonte. Aber seine Laune besserte das nicht, und er kriegte
noch jede Menge Spott obendrauf.
    Auch Firns Stimmung hatte sich seit Aube nicht verbessert.
Um das abendliche Kartenspiel hatte er sich selbst gebracht, und der Chef
verlangte, wie keiner hatte überhören können, dass er seine Besuche in Jujunas
Wagen einstellte. Wenn er also abends nicht für irgendeine neue Nummer mit den
Wurfsternen übte, lungerte er herum und war auf Streit aus. Bei der nächsten
Vorstellung verpasste er Juniper an der Wurfscheibe eine blutige Schramme. Das
Messer streifte seine Wange, bevor es ins Holz schlug. James hätte gewettet,
dass das kein Versehen war. Juniper wurde

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