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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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zusammengefaltet gewesen war, die Knicke sah man noch. Mit
einem stumpfen Grusstift waren darauf untereinander ein paar Zeilen
geschrieben. „Rot“, stand in der ersten, darunter „schon viele Jahre“, „Mutter
hat Angst“ und ganz zuunterst die Worte „Frillortgärtchen Quittenbrot“. In
einer runden, sorgfältigen, ungeübten Kinderschrift. Orlas Schrift, das war ihm
komischerweise sofort klar. Wonach hatte er sie gefragt? Nach ihrer
Lieblingsfarbe? Ihren Lieblingssachen?
    Es gab ihm den Rest. Er schob den Zettel ins Buch
zurück, das Buch wieder neben die Kiste und wäre am liebsten einfach
aufgestanden und abgehauen, scheiß auf die Karten.
    „Was suchst du eigentlich?“, fragte Juniper, der
angesichts der Situation zögerte, die Zähne in seinen Gerstenkuchen zu
schlagen. Vielleicht war ihm auch der Appetit vergangen.
    „Nichts Bestimmtes.“ Aber ihre Hände schienen es schon
gefunden zu haben. Sie stockten auf einem dicken dunkelgrauen Wollpullover, der
unten in der Kiste gelegen hatte.
    Die Landkarten steckten in einer Ledermappe, die
Horgest nun aus dem dickeren Buch hervorzog. Es rutschte auch noch ein schmales
Buch aus der Mappe und James vor die Füße. Auf dass du überlebest inmitten
der Finsternisse stand darauf, und James sah ihn wieder beim Barbier in
Fendurnen sitzen und mit unbewegter Miene in eben dieses Buch starren. Er war
schlecht gelaunt gewesen an dem Tag, wie James sich erinnerte. Und einen hilfreichen
Tipp hatte er auf diesen Seiten anscheinend auch nicht gefunden.
    Horgest schnappte sich das Buch, fächerte es mit
groben Bewegungen durch. „In diesem Laden in Orolo hat er das gekauft! Wo ich
Stiefel gesucht hab. Er hat gesagt, das wär ’n nützliches Buch. Sikka !“
Fluchend stand er auf, wollte aus dem Wagen trampeln und rempelte dabei gegen
alles, was im Weg stand. Dummerweise gehörte dazu auch die Pritsche, auf der
Firn lag.
    Firn, der die ganze Zeit kein Wort gesagt hatte, sah
auf. „Er war ein Idiot. Ein kupadanni . Am Schluss hat er doch noch
bewiesen, dass er dein Zwilling ist.“
    Die anderen schluckten. Horgest warf das Buch von
sich. Bevor Firn auch nur ans Ausweichen denken konnte, hatte Horgest ihn schon
gepackt, riss ihn von der Pritsche hoch und schleuderte ihn durch die offene
Tür nach draußen. Dann stürmte er hinterher. Und die anderen hechteten los, um
das Schlimmste zu verhindern. Firn hatte das Kochfeuer nur knapp verfehlt. Er
sprang gerade wieder auf die Füße und an John und Stanwell vorbei.
    „Es ist nur die Wahrheit!“, brüllte er und rannte gegen
Horgest an. „Du blöder Trottel, kannst du die Wahrheit nicht vertragen, hä?“
    Dann prallten sie auch schon wieder aufeinander, und
diesmal musste Firn Schläge einstecken, bis es ihm gelang, sich Horgest mit
einem Tritt in die Weichteile vom Hals zu schaffen. Bevor sie in die nächste
Runde gehen konnten, waren die üblichen Schlichter zur Stelle, Stanwell und
James, heute verstärkt durch John.
    „Kann ja schön werden, mit euch im Winterlager“,
meinte der kopfschüttelnd und packte seinen Sohn am lederverkleideten Oberarm.
    „Vorher bring ich ihn um“, presste Horgest zwischen
den Zähnen hervor.
    Firn lachte nur. Er riss sich von Stanwell los,
wischte sich die Haare aus dem Gesicht und stapfte in den Gilwissler zurück,
als wäre nichts gewesen.
    Haminta sah schockiert aus, als James zu ihr
zurückkam.
    „Der ist total verrückt“, murmelte er.
    „Er vermisst ihn, genau wie ich!“
    „Ich meine Firn. Der hat sie nicht mehr alle.
Irgendwann treibt er’s zu weit.“ Sie hatten noch Glück, dass an diesem Abend
nur ein paar Pilger außer ihnen hier lagerten und die Nevvencaer deshalb nicht
besonders wachsam war.
    „Ich will nicht mehr da rein. Bleibst du noch ein bisschen
hier?“ Sie hielt immer noch diesen Pullover an sich gepresst. Hatte nicht mal
einer erzählt, wie sie nach dem Tod ihres Zwillingsbruders dessen Sachen
getragen hatte?
    „Komm.“ Er zog sie mit sich, und dann setzten sie sich
ans Feuer, so weit wie möglich entfernt von Stanwell und Gahann. Horgest war
von seinem Vater glücklicherweise zum Tent abgeführt worden.
    „Hier. Die sind für dich. Ich dachte, du kannst sie
vielleicht brauchen“, verblüffte sie ihn und hielt ihm die Mappe mit den
Landkarten hin. Fast als könnte sie Gedanken lesen.
    Er rückte dicht an sie heran, legte aber nicht den Arm
um sie, obwohl er das gern getan hätte. Stanwell und Gahann schienen sie zwar
gar nicht zu beachten, aber auch

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