Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
Vom Netzwerk:
blass, und als die Nummer durch und
das Geld dafür kassiert war, kriegte er einen Tobsuchtsanfall. Jeder hatte
dafür Verständnis, zumal die meisten wie James argwöhnten, dass Firn ihn
absichtlich getroffen hatte. Er entschuldigte sich auch nicht etwa, sondern
zischte irgendwas von einem Risiko, für das Juniper ja schließlich bezahlt
würde, und verdrückte sich. Juniper schwor wütend, dass er sich nie wieder an
die Scheibe stellen würde.
    In diese Atmosphäre von brodelnder Gewaltbereitschaft
platzte am nächsten Abend Haminta. Als James von einem späten Krankenbesuch im
Kalendio-Wagen zurückkam, wartete sie vor dem Gilwissler auf ihn.
    „Ich möchte Halfasts Kiste durchsehen“, sagte sie. Was
wohl bedeutete, dass sie mit hineinkommen wollte. Ohne Rücksicht auf ihren Ruf.
    Die Holzkiste mit Halfasts Sachen stand, dicht an die
Wagenwand gerückt, unter der schmalen Bank, auf der immer noch der Strohsack
und seine zusammengefalteten Decken lagen. Keiner hatte bisher irgendetwas
davon angerührt. James, der nach wie vor im Stroh auf der anderen Seite des
Wagens schlief, wäre nie auf die Idee gekommen, um diesen freien Schlafplatz zu
bitten. Aber an die Kiste hatte er vor ein paar Tagen noch denken müssen, als
sein Blick beim Kartenspiel darauf gefallen war. Halfast hatte doch Landkarten
darin gehabt. Und Karten konnte er jetzt gut gebrauchen.
    Während er noch zögernd dastand, kamen Carmino und
Juniper mit ein paar in Fett gebackenen Gerstenkuchen vom Tent zurück und
stiegen an ihnen vorbei in den Wagen. Es irritierte ihn immer wieder, wie
täuschend echt dieses Zeug nach Pommes roch.
    „Jetzt wären wir nicht mehr allein dadrin“, sagte
Haminta in sein aufwallendes Heimweh hinein.
    Wenn es also sein musste –
    „He – was willst du denn hier? Lass dich bloß nicht von
Jakobe hier erwischen“, begrüßte Juniper sie finster. „Sonst seid ihr die
nächsten, die sie zwangsverheiraten wollen.“
    Haminta beachtete ihn gar nicht, sondern zog die Kiste
unter der Pritsche hervor. In dem Moment trampelte Horgest in den Wagen herauf,
brachte den Brandgeruch mit, der ihm nach jeder Vorstellung stundenlang
anhaftete. Als er seine Schwester entdeckte, stockte er und glotzte
stirnrunzelnd auf sie hinunter.
    „Was wird ’n das hier?“
    „Ich will mir Halfs Kiste ansehen.“
    „Jetzt? Was soll ’n das? Die bleibt aber hier drin!
Und ich bleib dabei!“
    „Ist ja schon gut. Habt ihr keine andere Lampe als
diese Funzel da?“
    „Schraub sie doch höher!“
    Nachdem James das erledigt hatte und mehr Licht auf
mehr Unordnung fiel, saßen sie herum und warteten auf einmal alle darauf, dass
Haminta die braune Holzkiste öffnete. Von ihnen hätte es keiner angefangen, das
wusste James.
    In die plötzliche Stille platzte schließlich auch noch
Firn herein und machte die Runde vollzählig. Er schlug die Tür hinter sich zu,
streifte die Versammlung mit einem fragenden Blick und warf sich dann auf seine
Pritsche.
    „Jetzt mach sie endlich auf!“, sagte Horgest
unbehaglich.
    Nicht dass irgendwelche Geheimnisse zu erwarten waren.
Viel war auch nicht darin. Sein Essgeschirr mit Becher, Löffel und Gabel. Eine
Zahnbürste, ein Holzkamm. Kein Rasiermesser – eine Tatsache, die jeder
bemerkte, aber keiner ansprach. Ein Heft, das Horgest seiner Schwester aus der
Hand nahm, das er dann aber nicht aufschlug. Ein paar Grusstifte. Zwei Bücher,
die Haminta vor James auf den Boden legte: Salkurnikon und Historia
Salcurnica , beide offenbar häufig gelesen.
    „Damit hat er immer seinen Geigenbogen eingerieben“,
hörte er Horgest sagen, dessen plumpe Finger einen in Stoff eingeschlagenen
Klumpen aus dunkelrotem, leicht transparentem Zeug befühlten. Es hatte eine
staubig-weiße Oberfläche und roch nach Harz. James sah auf und ertappte Horgest
bei einer Grimasse. Da nahm er sich das Salkurnikon und blätterte darin
herum, ohne etwas zu sehen. Warum machten sie diesen Scheiß hier überhaupt? Es
war doch nur schrecklich. Keiner sagte etwas, keiner wagte mehr, den anderen
anzusehen, und Haminta seufzte tief und zitternd.
    Und er war wütend auf Halfast, weil er ihnen das
angetan hatte. Er hätte jetzt hier bei ihnen sein sollen. Hätte Karten spielen
und Junipers widerlichen Beerenwein trinken und dem nächsten Ort entgegenreisen
sollen, und irgendwann wäre ihm ein Mädchen über den Weg gelaufen, mit dem er
Glück gehabt hätte – verdammt !
    Im Salkurnikon lag ein Blatt, das aus einem
Heft ausgerissen und

Weitere Kostenlose Bücher