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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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Brogue saß irgendwo da drüben im Halbdunkel.
Verdammt, er hatte es satt, dass man hier nie mal für sich war!
    Schließlich breitete er die oberste Karte über seinen
Knien aus und strich sie glatt. In einer Ecke trug sie einen Siegelabdruck, der
das Wappen von Maikonnen zeigte: Baum und Gerste, Pferd und Schiff, gruppiert
um die geschnitzte Krone. Halfast musste ordentlich bezahlt haben für diese
genehmigte Karte von Nordsalkurning. Der Traskepad war leicht zu sehen, obwohl
das Licht kaum ausreichte, um die Ortsnamen zu entziffern. Aber schließlich
fand er auch Windermere’s Pond – den Ort, in dem die Montagus traditionell ihre
letzte Theatervorstellung im Jahr gaben. Bei der nächsten Station danach bog
der Traskepad scharf nach Osten ab und führte von da an schnurgerade auf
Ligissila zu.
    „Weniuk Tent“, seufzte Haminta, als seine Finger dort
liegenblieben. „Der siebte Tent. Da verlassen wir den Traskepad. Und ihr
verlasst uns –“
    Aus einem der Wagen erklang bellendes Husten, das
immer angestrengter und schwächlicher klang, je länger der Anfall dauerte.
    „Meine Mutter.“ Haminta zog die Nase hoch und wischte
sich übers Gesicht. „Ich wünschte, ich könnte mit euch kommen! Ich weiß nicht,
wie ich die Wintermonate aushalten soll … all die Zeit, bis ich endlich
wegkomme! Ich glaube, sie hasst mich. Weil ich lebe. Weil Halwion tot ist und
Halfast tot ist und ich immer noch lebe, obwohl ich ihr nur Schande mache!“
    „Haminta –“
    „Du hast sie doch gehört, gestern. ‚Meine Söhne
sterben. Meine Tochter ist eine kamnakuri .’“
    „Es geht ihr nicht gut. Sie meint es nicht so.“
    „Welche Mutter nennt ihre Tochter eine Hure?!“
    „Sie ist krank. Nicht nur körperlich.“
    „Dann bleib doch! James, bleib doch! Wir brauchen dich
hier!“
    Oh Gott, jetzt kam also doch noch, was er schon die
ganze Zeit befürchtet hatte!
    Sie sah ihm das Entsetzen wohl an. „Ja, ich weiß ja,
dass das nicht geht! Auch wenn ich nicht verstehe, warum nicht. Oh James … ich
musste es nur einfach mal aussprechen! Ich weiß ja auch, dass du mich – dass es
keine Liebe ist zwischen uns –“
    „Haminta, du –“
    „Würdest du bleiben, wenn – wenn Orla noch hier wäre?“
Fast flüsternd kam diese Frage. Ihm wurde heiß.
    „Nein. Bitte, hör auf damit! Ich muss einfach weiter.
Ich – tu das nicht leichtfertig!“
    „Aber du könntest bei uns bleiben! Carmino will
doch auch bleiben! Und der Chef, der will euch auch behalten. Du könntest – wir
könnten heiraten!“, flüsterte sie. „Sie würden es erlauben, ich weiß es! Obwohl
du ein Fremder bist und ein Kramper! Sie wollen dich behalten, und ich – ich
auch. Ich würd sogar beim Stern bleiben, wenn du bleibst –“
    „Haminta – Haminta, ich –“
    „Nein, nein, sag nichts! Ich weiß ja, was du sagen
willst, ich will es bloß heute Abend nicht hören. Ich sag nur, du könntest .
Vielleicht – kannst du ja doch noch mal drüber nachdenken, James! Und – es
müsste auch nichts mit uns zu tun haben, mit dir und mir, wirklich nicht! Aber
… ich hab Angst um dich! Vielleicht wäre es besser für dich, wenn du bleibst!
Bevor du dich allein weiterwagst. Bevor du dich der Pelektá auslieferst für
irgendein komisches Ziel!“
    Ihm war jetzt glutheiß. Sie hatte seine Finger
umschlossen, die auf der Karte gelegen hatten, und sah ihn mit verzweifelter
Intensität an. Er hatte es ja gewusst, hatte gewusst, dass es so weit kommen
würde – und wieso sollte es auch nicht, er hatte mit ihr Liebe gespielt, wann
immer er sie gebraucht hatte, und sie war kein Mädchen von drüben, das mit der
Vorstellung aufgewachsen war, es erst mal locker anzugehen!
    Brogue klimperte schon die ganze Zeit dieselbe Melodie
und ließ sie dabei nicht aus den Augen. Gahann und Stanwell taten immer noch
so, als bemerkten sie sie gar nicht. Er wollte jetzt nur noch von hier
verschwinden. In den Gilwissler, selbst wenn die da stritten und rauchten und
sich prügelten und alles nach Schweiß und alten Klamotten roch –
    Gefährliches Lächeln, ja? Oh Mann, er würde nie mehr
lächeln, wenn es das war! Was wollten die nur alle von ihm! Und zugleich tat
sie ihm auch so leid, wegen Halfast, wegen ihrer Mutter – wegen allem. Er hätte
nie mit ihr schlafen dürfen! Er hätte sich hier nie in Beziehungen verwickeln
lassen dürfen!
    „Ist es wegen Orla?“, beharrte sie, ganz leise, ganz
angespannt. „Jemand hat gesagt, du – du wärst auch – ist es wegen

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