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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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und
verspricht, dass die Vögel ihr den Weg zum Rand der Welt zeigen werden. Und
obwohl die Kazimazi furchtbar schimpft und flucht, flattern plötzlich alle
Vögel auf und führen, geleitet von dem Kind-Vogel (Carmino), die junge Frau durch
die dunkle Welt und alle drohenden Gefahren –
    Kulissenwechsel! Nun ein grüner Garten (auf der
Rückseite der Warric -Kulisse), der ganz aus dem Wurzelwerk eines
riesigen Baumes zu wachsen schien … in aller Eile verwandelten sich John,
Lowell und Stanwell in schwer beladene Obstbäume … wurde Sandrou angezischt,
damit er endlich Ruhe gab … fing man rollende Äpfel ein und hängte sie an die
Bäume zurück … dann raus auf die Bühne. Und Licht, so viel Licht wie möglich,
alle Kerzen in den Leuchtern anzünden, die hinter dem Pflanzengewirr standen –
    Und nach einem langen Weg durch die Dunkelheit bringen
die Vögel die junge Frau in einen üppigen Garten mit Blumen und fruchtbeladenen
Bäumen. Durch die Zweige eines riesigen Baumes flackert das Licht der
aufgehenden Sonne.
    „Nun hast du den Rand der Welt erreicht!“, sagt der
Kind-Vogel, und alle anderen Vögel lassen sich in den Zweigen nieder. „Hier ist
Frillort, der Ort, wo alle Wege münden und ihren Ausgang nehmen! Ruh dich aus,
und dann nimm Samenkörner mit und pflanze sie in deinen Garten. Dann wird der
Frühling wiederkommen!“
    Die Frau geht staunend durch den Garten (und stört
sich auch nicht am Geheul der blauen Blume im Hintergrund), und sieht, dass der
riesige Baum mit seinen Wurzeln und Zweigen den Rand der Welt umfängt, sodass
sie in ihnen wie in den Armen einer Mutter ruht. Auf einmal will sie sich nicht
mehr hinabstürzen. Sie isst sich satt, trinkt aus der Quelle, die zwischen den
Wurzeln entspringt, sie sammelt Früchte und Saatkörner. Sie spricht mit ihrem
Kind und vergewissert sich, dass es ihm jetzt gut geht. Und als die schwarzen
Vögel wieder auffliegen, lässt sie sich von ihnen zurück nach Hause geleiten.
Dort bepflanzt sie ihren toten Garten, und der keimt auf, und all die hellen,
grünen Triebe rufen die Sonne und den Frühling zurück in die Welt. Und am Ende
ist sogar die Kazimazi froh, weil sie nicht länger so viele Tote abzuholen hat
und der Mantel der Seelenvögel wieder leichter auf ihren Schultern liegt.
    Beifall! Die Zuschauer waren gerührt und schwer
beeindruckt, vor allem von Jujunas Mantel und ihren gelehrigen Vögeln. Carmino
ging umher und sammelte ihren Dank in seiner schwarzen Federkappe ein.
    Und James wurde die Kehle eng. Zu viel Poesie zu
plötzlich in der dürren Nüchternheit der letzten Wochen, und die verzweifelte
Sehnsucht der Frau seinen eigenen, sorgsam unter Verschluss gehaltenen Gefühlen
viel zu nahe. Zu sehen, wie sie ihre Last absetzen durfte, ihren Frieden
wiederfand, ließ ihn dieses Jetzt-ist-alles-gut -Gefühl so heftig
mitempfinden, dass er tief und zitternd einatmete. Wie gut musste das sein!
Wieder zuhause – alles ein schlechter Traum – Adrian nicht tot, Halfast nicht
tot –
    Frillort … als er wieder normal atmen konnte, fragte
er sich auf einmal, was nun davon zu halten war.
    Hinter ihm machte Aruza Sandrou rund, weil er die
Blüte kaputtgemacht hatte, und der Chef war wütend, weil Firn nicht erschienen
und auch Juniper vor der letzten Szene verschwunden war, in der er noch als
aufkeimende Blume hätte auftreten sollen.
    Haminta, in dem hellen fließenden Gewand, in dem er
sie schon beim ersten Auftritt im Cerf gesehen hatte, lächelte James an,
und vielleicht war das ein Fehler. Jedenfalls flüchteten sie dann zusammen vor
dem Krach und dem Gewusel. Eigentlich hatte er sie über diesem seltsamen Ort ausfragen
wollen, an dem „alle Wege münden und ihren Ausgang nehmen“. Aber stattdessen
fiel er ihr in die Arme, dumpf und blind auf der Suche nach Trost. Und dann
fanden sie sich auf einmal irgendwo auf einem Wiesenflecken zwischen den Hecken
des Dörfchens wieder – und da passierte es dann doch, ungeplant, es ging
einfach mit ihnen durch, obwohl es kalt war hier draußen und keiner von beiden
sich ganz von der Vorstellung befreien konnte, dass Jakobe hinter einem Strauch
lauern und sie beobachten könnte –
    Aufgelöst, irgendwie beschämt und immer noch
unbefriedigt in ihrem Verlangen nach Nähe und Ausruhen miteinander, stahlen sie
sich ins Lager der Montagus zurück und hofften nur, dass Jakobe nicht wirklich
hinter ihnen her spioniert hatte.
    Aber niemand interessierte sich für ihre Ankunft,
niemand hatte ihr Fehlen auch

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