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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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nur bemerkt. Jakobe hatte nämlich in der
Zwischenzeit im Lager selbst einen Skandal aufgedeckt. Aus dem Kalendio-Wagen
dröhnten Gebrüll und das Geräusch von Schlägen. Die Frauen waren mit der
Vorbereitung des Abendessens beschäftigt und taten, als hörten sie nichts, die
Männer lungerten grinsend und untätig herum, nur Carmino starrte sorgenvoll zum
Wagen der Kalendios hinüber und scheuchte Sandrou davon, der ständig um ihn
herumschlich.
    Innerhalb von Sekunden wurde James darüber aufgeklärt,
dass man – genauer gesagt, Jakobe – Juniper und Nilke zusammen in einer Situation
im Gilwissler vorgefunden hatte, die man nur eindeutig nennen konnte. Entweder
hatte Juniper seine Abneigung gegen Rothaarige überwunden, oder Nilke hatte
einfach einen Notstand für sich ausgenutzt. Den Anschiss durch den Chef hatten
sie schon hinter sich, jetzt bekam Juniper von seinem wütenden Vater noch einen
Nachschlag, und Nilke war eben in den Wagen ihrer Schwester zwangsumgesiedelt
worden. Und solange die Frauen und der Chef sie nicht hören konnten, amüsierten
sich die Männer für den Rest des Abends über die Sache, vor allem über die Wahl
der Räumlichkeiten (ausgerechnet im Gilwissler!) und den Zeitpunkt (während
Juniper eigentlich auf der Bühne hätte stehen sollen!) des Sündenfalls. Der
Chef und Lowell fanden es nicht so komisch. Sie berieten, wie man aus dem
Skandal eine ehrbare Verbindung machen konnte, ein Plan, über den Lowell alles
andere als begeistert war. Er hatte für seinen Sohn eigentlich andere Pläne,
zumal Juniper gerade erst siebzehn war. Als Strafe musste er seinen gesamten
Verdienst während des nächsten Monats in die Truppenkasse einzahlen. Was ja so
viel nicht mehr sein würde, meinten die jukannai , da sie ja bald im
Winterlager sein würden. Und ungerecht erschien es ihnen auch, denn jeder
wusste doch, dass Nilke es darauf angelegt hatte. Und dass ihre Familie sie
einfach mit den Montagus hatte ziehen lassen, obwohl der anvisierte Bräutigam
da schon nicht mehr lebte, das sprach doch für sich, fanden sie.
    Jakobe krönte den Abend mit ihrer ungefragt geäußerten
Meinung, dass man sich über verkommene Sitten kaum wundern dürfe, wenn gewisse
andere junge Leute ständig ungehindert mit schlechtem Beispiel vorangingen. Sie
wiederholte das so oft, bis auch der Chef Notiz davon nehmen musste, was seine
Laune nicht verbesserte. Und James, dessen Körper immer noch nach Hamintas Nähe
brannte, hätte ihr am liebsten den Hals umgedreht.
    Der Einzige, der den ganzen Aufruhr verpasste, war
Firn. Der tauchte erst während der zweiten Nachtwache wieder auf und bekam dann
vom Chef so laut und unmissverständlich die Meinung gesagt, dass vermutlich
auch die Uniformierten an der Straße Wort für Wort mithören konnten. Auch Firn
musste den Verdienst der nächsten beiden Vorstellungen der Truppenkasse
überlassen. Er machte sich den Chef nicht gerade geneigter mit dem Kommentar,
dass ihm das scheißegal wäre, solange er nur keinen Apfelbaum spielen müsste.
     
    6.
    Am nächsten Morgen war Sandrou verschwunden. Sie
suchten ihn überall, erst in den Wagen der Truppe, dann bei den Flüchtlingen.
James musste eine Zeichnung von ihm hervorkramen, und mit der gingen Nella, Pix
und Carmino von Gruppe zu Gruppe, schließlich sogar zu den Nevvencaers, die an
der Straße gelangweilt auf ihren Pferden saßen und rauchten. Niemand hatte ihn
gesehen. Sie durchsuchten die Wagen ein weiteres Mal, sahen unter jede Decke,
unter jede Pritsche, durchwühlten das Stroh im Gilwissler, sahen in Mapoosas
Käfig und dem Käferkübelklo in Jujunas Anhänger nach – er war nirgends. Sie
ließen Triv nach ihm suchen, aber sie verlor die Witterung schon bei den
Karuleiru-Karren am Rand des Lagers. Die durchsuchten sie dann auch,
ergebnislos. Lowell und Carmino ritten auf der Straße so weit zurück, wie ein
fünfjähriges Kind nach vernünftiger Einschätzung hätte kommen können (und
vermutlich noch etwas weiter) und fragten alle, denen sie begegneten. Keiner
konnte ihnen weiterhelfen.
    Am späten Vormittag entschied dann der Chef, dass
weiteres Suchen keinen Sinn hatte. Die Nevvencaer hatte die Straße inzwischen
wieder freigegeben, und der Stern von Montagu brach auf. Und zog ohne
Sandrou weiter.
    Nella und Pix kamen beide zu James und heulten
beziehungsweise zeterten ihm die Ohren voll, und Carmino saß neben ihm auf dem
Galiziak, derart von Schuldgefühlen gelähmt, dass er kaum treten konnte. „Ich
hab ihn

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