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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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saßen herum und hörten zu
oder taten wenigstens so. Firn, Carmino und Juniper hockten auf den Stufen des
Gilwisslers. Er ging zu ihnen hinüber.
    „Der Chef hat dich schon gesucht!“, sagte Juniper. „Du
bist gleich dran!“
    „Ich muss kurz mit dir reden, Firn.“
    Der sah nicht mal auf, aber James setzte sich trotzdem
dazu. „Es geht um die Messer. Ich hab noch zwei.“
    „Ist mir klar.“
    „Ich will sie dir abkaufen.“
    „Als wenn du dafür genug Geld hättest!“
    „Nenn mir den Preis.“
    „Ich hab kein Interesse daran, zu verkaufen.“
    „Hör mal, ich brauche sie. Ich will nicht völlig
unbewaffnet unterwegs sein.“
    „Mit einem Wurfmesser kannst du dich nicht
verteidigen.“
    „Ich muss einfach irgendeine Waffe dabeihaben. Selbst
wenn’s nur zur Abschreckung ist.“ Er zwang sich zur Geduld, dabei hätte er Firn
schütteln können. Das war doch pure Schikane jetzt! Die beiden Messer waren dem
doch scheißegal!
    Firn stand auf. „Frag doch den Chef nach einer von
seinen Musketen.“
    „Damit kann ich nicht umgehen! Mann, stell dich doch
nicht so an! Verkauf mir die Messer!“
    Dann stand der da sekundenlang und sah an ihm vorbei,
als müsste er nachdenken. Schließlich sagte er, ohne seinen Ton im Geringsten
zu ändern: „Behalt sie eben. Ich hol mir irgendwann die Rubenike-Klinge aus dem
Haus da im Wald. Betrachte die Messer als Bezahlung.“ Jetzt sah er ihn doch an,
herausfordernd, als wartete er auf Einspruch.
    „In Ordnung.“ Sollte er sich Aubreys Killermesser
nehmen. Vielleicht war es bei ihm ja doch in den richtigen Händen. „Danke. Ich
würd auch was bezahlen, aber ehrlich gesagt bin ich für jeden Chaval dankbar,
den ich nicht ausgeben –“
    Aber Firn war schon weitergegangen. Hatte ihn einfach
stehengelassen. Auch gut. Er ist nicht Adrian, erinnerte er sich selbst. Und mehr
gibt’s sowieso nicht zu sagen.
     
    4.
    Windermere’s Pond: eine Kleinstadt auf halber Strecke
zwischen Onnweniuk und Weniuk Tent. Sie erreichten sie gegen Mittag, als der
Nebel den Ausblick auf die Berge im Norden schon wieder verhängte. Wieder
einmal zeigte sich der Nutzen ihres Erlaubnisbriefs, ohne den man sie nicht in
die Stadt gelassen hätte. Windermere’s Pond war ein Meer aus Flaggen, dem
Weiß-Grün-Gold von Lorweis und dem Dunkelrot-Grau von Maikonnen. Es roch nach
Aschenbrot: kleine Gerstenkuchen, die mit einer bitteren Kräuterpaste gefüllt
und in Asche gebacken waren und eigentlich ganz gut schmeckten, fand James,
auch wenn sie eine Trauerspeise sein sollten. An allen Straßenecken, auf allen
Plätzen brannten Feuer in Kübeln, viele Fenster waren mit dunklen Tüchern
verhängt. Ein stattliches Kontingent der Nevvencaer überwachte die korrekte
Durchführung der Trauerrituale. Als die Montagus unter düsteren
Dudelsackklängen und Trommelschlag einzogen, bekamen sie mit, wie eine Frau
beinahe abgeführt worden wäre, weil sie eine Leine mit flatternder Wäsche über
ihre Gasse gespannt hatte.
    Der Stern lagerte auf sumpfigem Grund an dem
See, dem die Stadt ihren Namen verdankte. Sie bauten die Bühne auf Holzplanken
über Fässern auf, damit die Kulissen einen sicheren Stand hatten. Den Käfig für
Samrakin konnten sie diesmal an einem echten Baum hinaufziehen. Der Chef und
Jakobe sorgten dafür, dass ausreichend Fahnen und Feuerkübel um die Bühne herum
verteilt waren. Am späten Nachmittag, als der Nebel noch einmal aufriss und
einen kurzen Ausblick auf das Ocker, Gelb und Grün der bewaldeten Berghänge
gewährte, zog der Chef mit seiner Kapelle ein weiteres Mal durch die Straßen
der Stadt und machte unter dem Deckmantel eines Trauermarschs ordentlich
Werbung für die Vorstellung am Abend.
    Das funktionierte gut – viel zu gut, fand James, als
er wenige Stunden später in Duboskin de LaFarraques Gewand hinter den Kulissen
stand und einen Blick auf die Menschenmenge riskierte, die sich da draußen
einfand. Ein heroisches Theaterstück, das war jetzt genau das Richtige, schien
so ziemlich jeder in Windermere’s Pond gedacht zu haben. Und der Chef sah
glücklich aus. Das musste wohl der Jahresabschluss sein, von dem jeder
Schausteller träumte. Natürlich heizte er ihnen trotzdem ein, dass sie nur ja
ihr Bestes gaben. James wurde nach und nach wieder genauso nervös wie in Aube,
während hinter ihm schon der nächste Streit aufloderte – als er sich umsah,
schüttelte Horgest seine geballte Faust vor Firns unverschämt grinsendem
Gesicht. Und Stanwell sah ganz so aus, als ob er

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