Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
Vom Netzwerk:
Diesseits waren
alle Leichen wieder auf den Füßen, alle bis auf die eine, die zusammengekrümmt
dalag.
    „Seine Hand ist kaputt!“, rief Carmino entsetzt.
„Total zerquetscht!“
    „Holt die Quin-Flasche! Horgest, noch eine Bewegung,
und ich leg dich in Ketten!“ Der Chef stieß Horgest auf die Bank zwischen
Kostüme und Requisiten. „Sieh zu, dass er da sitzen bleibt!“, befahl er John.
    „Er hat ein Messer in der Schulter!“, sagte der.
    „Nicht rausziehen!“, krächzte James. „Ich kümmere mich
gleich darum!“
    Stanwell und Lowell hatten Firn inzwischen in sitzende
Position gezogen. „Oh brakka , oh Mann, du brauchst ’n Schluck Quin – wo
bleibt denn die Flasche?“
    Firn schien gar nichts zu hören. Mit der Rechten
presste er sein linkes Handgelenk an die Brust. Die Hand selbst hing verdreht
und schlaff herunter wie eine abgeknickte Blüte.
    „Wasser! So kalt wie möglich“, befahl James. „Aus dem
See. Einen ganzen Eimer. Macht schnell!“ Er kauerte sich neben Firn. „Lass mich
sehen.“
    Es kam immer noch keine Reaktion. Firn wiegte den
Oberkörper vor und zurück. Als James ihm die Hände vorsichtig vor der Brust
wegzog, schnaubte er wie ein scheuendes Pferd. Jemand hielt ihnen eine offene
Quin-Flasche hin. „Hier, trink mal, Firn!“
    „Ich glaub, er hört dich nicht.“
    Stanwell hielt ihm schließlich die Flasche an die Lippen,
und er trank reflexartig.
    „Ich brauch die Lampe hier!“
    Die Hand sah furchtbar aus. Die Knochen in Ringfinger
und kleinem Finger mussten völlig zertrümmert sein, da war nicht mal mehr eine
Struktur zu erkennen, und auch in der Mittelhand war etwas kaputt. Ob die
anderen Finger ernsthaft beschädigt waren, konnte man noch nicht sagen, weil
alles zusehends anschwoll. Selbst im schwachen Licht der Lampe konnte man aber
den dunklen Bluterguss erkennen, den Horgests Stiefel hinterlassen hatte.
Abgesehen von ein paar Abschürfungen blutete aber nichts. Kein Knochensplitter,
der aus dem Fleisch ragte. Kaum zu fassen, dass er so viel Glück dann doch noch
gehabt hatte –
    „ Wasser !“, schrie James. „Bringt endlich mal
jemand kaltes Wasser?!“
    „Die Frauen sind unterwegs!“
    „Kannst du sie bewegen? Firn? Kannst du irgendwas
bewegen?“
    „Nimm noch ’n Schluck.“
    Er trank, ächzte. Aus seinem Gesicht war alle Farbe
gewichen, nur um Nase und Mundwinkel lagen scharfe bläuliche Schatten.
    „Ist dir schwindelig? Schlecht? Als müsstest du
umfallen?“
    „Hau ab!“
    Es klang heiser und nasal, aber immerhin, es war eine
Reaktion. Und dann kam endlich Gahann mit einem Eimer Wasser. Sie warf einen
Blick auf Firn und stolperte dann würgend davon. Irgendwer legte ihm Tücher hin
– es waren Windeltücher von Piro.
    „Halt die Hand ins Wasser.“
    Als Firn sich nicht rührte, tauchte James die
verletzte Hand selbst in den Eimer.
    „Hör mir zu. Du musst sie ganz ruhig halten. Hier ins
Wasser. Das kalte Wasser ist wichtig, damit es nicht weiter anschwillt. Es
hilft auch ein bisschen gegen Schmerzen.“
    „Sollen wir ihn nicht in den Wagen bringen?“, fragte
Stanwell. „Er kann doch nicht hier sitzen bleiben.“
    „Kümmert sich auch noch jemand um Horg?“, erkundigte
sich John ganz freundlich.
    „Blutet seine Wunde stark?“, fragte James, ohne sich
umzusehen.
    „Gar nicht, soweit ich das sehen kann.“
    „Hätt ihn umbringen sollen –“
    „Hör auf, Horg.“
    „Kannst du aufstehen, Firn?“
    Dann kam das übliche Hin- und Hergerenne, bis die
Bühne in allen Einzelteilen wieder im Gilwisselwagen verstaut war. Auf dem
Platz immer noch Reste des Publikums, neugierig, in bester Stimmung. Dass das
Stück am Ende nicht ganz seinen üblichen Verlauf genommen hatte, war niemandem
aufgefallen.
    „Verdammt gut so“, meinte Lowell dazu, als sie die
letzten Fässchen über die Wiese trugen. „Sonst hätten die die beiden vielleicht
noch eingesperrt. Die Kramper mischen sich doch in alles ein. Die warten nur
auf so was.“
    James trug immer noch das Gewand des Duboskin. Zum
Umziehen war er noch nicht gekommen. Horgest musste versorgt werden. Der hatte
eine mehrere Zentimeter tiefe Stichwunde ganz oben im Brustmuskel. Hatte zwar
etwas geblutet, als er das Messer herauszog, aber bei seiner Muskelausstattung
war das nicht mehr als ein Kratzer. Unter den kritischen Blicken von Jakobe,
John und Raween hatte er die Wunde gereinigt und mit Kaus-Moos verbunden.
    Als die letzten Fässer im Wagen verstaut waren, saß Firn
schon wieder aufrecht an die

Weitere Kostenlose Bücher